Wallfahrt am Pest- und Hageltag

Pfarrer RAUCH: „Gott kann Krankheiten und Katastrophen nicht verhindern“

Auf der letzten Etappe beteten die Pilger mit ausgestreckten Armen.
Fotos: Toni Spangenberg

07.05.2016 / POPPENHAUSEN - Blauer Himmel, strahlender Sonnenschein und rund 20 Grad. Bei diesem Wetter haben sich rund 150 Gläubige der St. Georgs-Gemeinde auf dem Berg Stein vor der Marienkapelle versammelt, um den Pest- und Hageltag zusammen mit Poppenhausens Pfarrer Ferdinand Rauch zu begehen. „Der Anlass unserer Wallfahrt ist nicht erfreulich. 1635 grassierten Krankheit und Unwetter. Das führte zu einer großen Angst und Verzweiflung unter den Menschen in der Rhön“, erklärte Rauch den Hintergrund des nunmehr 369. Pest- und Hageltags.



In ihrer Verzweiflung hätten sich die Menschen an Gott gewandt. Doch Gott könne nicht direkt in die Welt eingreifen. „Wenn er Krankheiten und Katastrophen verhindern könnte, es aber nicht tut, so wäre Gott menschenverachtend.“ In unserer heutigen Rechtsprechung könnte man von unterlassender Hilfeleistung reden, meinte Rauch in seiner Predigt. Er erinnerte die Menschen daran, dass Leben und Tod untrennbar miteinander verbunden seien. „Das symbolisiert der weggewälzte Stein vor dem Grab Jesu in der Ostergeschichte.“

Den Gläubigen sei durch ihren Weg von Abtsroda und Sieblos kommend über die Pfarrkirche in Poppenhausen bis hoch zum Stein bewusst geworden, wie anstrengend eine Wallfahrt sein könne. „Doch der Weg lohnt sich. Ihr spürt nun, dass oben und unten untrennbar miteinander verknüpft sind. Und so gehören neben Höhen auch Tiefen zum Leben dazu. Nichts trenne die Menschen von Gott, weder Pest noch Hagel. „Auch wenn Wünsche nicht verwirklicht werden können, so gibt uns doch der Glaube Halt.“

Die Gläubigen hielten an verschiedenen Stationen des Kreuzweges inne und beteten mit weit ausgestreckten Armen. Einige sind schon vor der Prozession auf den Berg gefahren. „Eigentlich gehört die Wanderung ja dazu, aber ich habe eine neue Hüfte und bin nicht mehr ganz so gut zu Fuß“, erklärt einer der Anwesenden. Insgesamt 400 Meter ging es für die meisten der Wallfahrer im Stillen bergauf. „Früher war das alles viel lauter. Viele haben geredet und gesungen. Es ist schön, dass man heute in Ruhe und Stille zur Kapelle gehen kann“, verrät eine Teilnehmerin der Wallfahrt.

Viele der Pilger nahmen sich den Tag nach Himmelfahrt extra frei. „Man spürt, dass dieser Tag als unser Tag angesehen wird und den Menschen viel bedeutet. Da hängen sie dran.“ Zum Abschluss des Gottesdienstes schenkten die Messdiener jedem Gläubigen noch einen süßen Hagelweck. „So nimmt die Wallfahrt ein schönes Ende.“ Satt und gestärkt stand dem Abstieg bei schönstem Frühlingswetter nichts mehr im Weg. (Toni Spangenberg) +++

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