Heimat.Stadt.Fulda. (12.1)

Fuldaer Kostbarkeiten erster Teil - von Klaus Willem SITZMANN



10.05.2016 / REGION - Das Auditorium Maximum im Hochschulgebäude der theologischen Fakultät zu Fulda ist zweifelsfrei eine solche Kostbarkeit. Wenn wir auf der großen Treppe stehen und Fuldas berühmtes Gebäudeensemble – Dom und Michaelskirche – bewundern, streift unser Blick auch immer das Haus in der Mitte: jenes mit den zahlreichen Fenstern. Die Theologische Fakultät ist hier daheim. Ein Ort, an dem Priester und Theologen wissenschaftliche Studien betreiben, ein Ort, wo zudem eine große Kostbarkeit zu Hause ist: das Auditorium maximum.

Dieser wunderschöne Raum, der mich mit seiner außergewöhnlichen Aura sofort gefangen nahm. Die Verbindung der großartigen Holzarchitektur auf zwei Ebenen, die Bücher und Schriften hinter reichverzierten Schranktüren und wechselnde Lichtimpressionen, bewirken eine Ahnung von dem verborgenen Wissen und dem Zauber der bibliophilen Schätze, einer jahrhundertelangen, religiösen Tradition. Zu verdanken habe ich dieses Erlebnis Kardinal Reinhard Marx, den ich während der letzten Herbstversammlung vor dem Priesterseminar traf, und der mich nach einem kurzen Gespräch mit hinüber nahm, ins "Audimax", wo er als Vorsitzender der deutschen Bischöfe die traditionelle Pressekonferenz gab.

"Eigentlich war der Prachtsaal der Theologischen Fakultät natürlich nicht für laute Pressekonferenzen gedacht, sondern für den stillen Umgang mit wissenschaftlicher Literatur, wovon die Lesepulte in der Nähe der Bücherregale auf den beiden Ebenen Zeugnis ablegen", erzählt mir Prof. Dr. Dr. Bernd Willmes, Rektor der Theologischen Fakultät, im persönlichen Gespräch. Denn ursprünglich diente der heute als Auditorium maximum der Fakultät benutzte Raum als Bibliothekssaal der von Fürstbischof Heinrich VIII. von Bibra (1759-88) gebauten Hof- und Klosterbibliothek. "Dieses von dem fürstlich-fuldischen Bauinspektor Karl Philipp Arndt (1723-97) geplante und mit schlichten Formen des Spätbarocks verzierte Gebäude bringt auch heute noch Besucher, die erstmals das Zentrum dieser Bibliothek betreten, zum Staunen", sagt Willmes.



Der jetzige Zustand sei allerdings nicht ganz der Originalzustand, denn bei der in den Jahren 1999 und 2000 durchgeführten grundlegenden Renovierung wurde darauf geachtet, dass der Raum wie ursprünglich geplant wieder als Bibliothek dienen, aber auch durch Verbesserung der Beleuchtung als Vortragssaal genutzt werden kann. "Seit 15 Jahren steht nun der für viele weitere Generationen vorbereitete Bibliothekssaal bei den öffentlichen Veranstaltungen der Theologischen Fakultät wieder allen Besuchern offen, wie es Fürstbischof Heinrich von Bibra auf der Kartuscheninschrift über dem Portal des Gebäudes verkünden ließ."

Fühlen Sie sich nun herzlich eingeladen, mit mir diesen besonderen Raum zu betreten und schauen Sie mal! Übrigens: Morgen im zweiten Teil der Fuldaer Kostbarkeiten lade ich Sie ein, mit hinüberzukommen in die Domdechanei, unter deren Dach gleich mehrere Schatztruhen des Wissens zu Hause sind. Die Bibliotheca Fuldensis ist eine davon. Eine Besondere! (Klaus Willem Sitzmann)

INFO ZUM FOTOGRAFEN:
Der Eichenzeller Fotograf Klaus Willem Sitzmann führt die Bilderserie Heimat.Stadt.Fulda. fort. Heute nimmt er Sie mit an einen Ort, den nur wenige Osthessen jemals betreten dürfen - ein Ort voller Wissen, Kultur und Geschichte. Sitzmann arbeitet in den letzten zwei Jahren aber auch an einer Publikation über seine Heimatstadt Fulda. Die Reihe bei OSTHESSEN|NEWS, in der er die Schönheit der Region, der Rhöner Berge und andere Besonderheiten mit der Kamera festhält, geht bald schon weiter. Wer mehr über Sitzmann und seine Arbeit erfahren möchte, dem sei die Internetseite www.sitzmann-photo.de ans Herz gelegt. +++

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