Fragen rund um den Wald

Forstwirtschaft gerät immer mehr unter Druck

Vorsitzender Klaus Rauber (2.v.links), mit den Referenten Matthias Becker Constancia Forst, Freiherr Michael von der Tann und Christian Raupach vom Hessischen Waldbesitzerverband (von links)

01.05.2016 / VOGELSBERGKREIS - „Wie schaut es mit der Forstwirtschaft politisch aus?“ Die Antwort des Präsidenten des Hessischen Waldbesitzerverbandes, Michael Freiherr von der Tann am Donnerstagabend bei der Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe Vogelsberg im Gasthaus „Deutsches Haus“ im Grebenhainer Ortsteil Bermuthshain sah nicht sehr positiv aus. Die Forstwirtschaft gerate immer mehr unter Druck, obwohl mit der nachhaltigen Bewirtschaftung der Wälder sehr viel für das Gemeinwohl, den Klimaschutz und den Naturschutz getan werde.



„Wir sollten mehr Holz nutzen“, forderte er, denn ohne Holz gebe es keine Energiewende und Holzverkauf bedeute für die Waldbauern Erträge, doch die Grünen wollten es anders. Seit der Übernahme der politischen Verantwortung für die Forstwirtschaft durch Bündnis 90/Die Grünen betreibe die Hessische Umweltministerin eine einseitige Politik für den Naturschutz im Wald. Nachhaltige Forstwirtschaft umfasse jedoch gleichermaßen ökonomische und soziale Kriterien. Der Waldbesitzerverband halte zudem einige Maßnahmen, die der Artenvielfalt im Wald dienen solle für unschlüssig.

Die Hessische Umweltministerin, Priska Hinz bestehe darauf, fünf Prozent der Waldfläche einer natürlichen Entwicklung zu überlassen und habe die hessischen Waldbesitzer dazu aufgefordert, ihren Beitrag dazu zu leisten. Langjährige wissenschaftliche Untersuchungen belegten jedoch, dass die Artenvielfalt in nachhaltig und naturnah bewirtschafteten Laubmischwäldern höher sei als in ungenutzten Buchenwäldern. Nachhaltig bewirtschaftete, vorratsreiche Mischwälder leisteten zugleich einen wesentlich größeren Beitrag zum Klimaschutz, als ungenutzte Wälder. Wenn es um das Wirtschaften im Wald und die Wertschöpfung auf dem Land gehe, fehlen den Grünen die Vorstellungskraft, so Freiherr von der Tann, denn die Grünen Abgeordneten kämen nur selten raus aufs Land und für Sachargumente seien sie nicht aufgeschlossen.

In seinen weiteren Ausführungen ging der Präsident noch auf die neuen Förderrichtlinien, die Stärkung der Forstbetriebsgemeinschaften und die neue Jagdverordnung ein. An die Politik gerichtet betonte er abschließend: „Wir wollen einen Pakt für den Wald. Dafür reiche ich die Hand und bin verhandlungsbereit!“ Die Baumartenwahl sei die wichtigste und langfristigste Entscheidung im Forstbetrieb, so Matthias Becker, Geschäftsführer von Constantia Forst im Weiherhof Forstamt. In seinem Vortrag, ob nicht einheimische Baumarten auch anbaufähig seien, wies er daraufhin, dass hier ein großes Maß an Verantwortung von Waldbesitzern und Förstern gefordert sei.

Veränderungen der ökonomischen und ökologischen Rahmenbedingungen zwingen zur Vergrößerung der Baumartenpalette. So sei auch ein Teil der nichtheimischen Baumarten anbauwürdig. Als Beispiel nannte er vor allem die Douglasie. Sie zähle, wie die Roteiche, Japanlärche und die Küstentanne zu den Gewinnern des Klimawandels. Der Anbau der Douglasie gefährde nicht die Biodiversität, dürfe allerdings nicht auf Sonderstandorten wie Naturschutzgebiete oder in deren direkter Nachbarschaft erfolgen. Zudem solle die Douglasie grundsätzlich in Mischung, hier besonders empfehlenswert mit der Rotbuche, angebaut werden.

Über einen zufriedenstellenden Holzmarkt informierte Helmut Daubert vom Forstbetrieb Daubert in Schlitz-Rimbach. So werde Eiche-Stammholz gesucht und der Buchenpreis etwas gestiegen. Bei den Buchen bedauerte er, dass Bäume ab 150 Jahren aufgrund von Anordnungen von Land und Naturschutz fast nicht mehr gefällt werden dürften. Fichten und Kieferpreise würden ab Mitte des Jahres etwas sinken, ebenso die Preise bei den Lärchen. Bedingt durch den milden Winter seien beim Brennholz und Industrieholz die Preise ebenfalls etwas niedriger, wie im Vorjahr.

Zu Beginn der Jahreshauptversammlung hatte Vorsitzender Klaus Rauber (Grebenhain-Crainfeld) darüber informiert, dass im Berichtsjahr an Vorstandssitzungen des erweiterten Vorstandes des Waldbesitzerverbandes in in Alsfeld-Eudorf und an einer Veranstaltung der Schutzgemeinschaft Vogelsberg in Lautertal teilgenommen und Vorstandssitzungen der Kreisgruppe Vogelsberg organisiert und durchgeführt wurden. Besonders würdigte er die Arbeit des Vorstandsmitgliedes Dr. Berthold von Riedesel, Freiherr zu Eisenbach im Vorstand des Verein Natur- und Lebensraum Vogelsberg, der für das Naturschutzgroßprojekt zuständig ist. Abschließend teilte er mit, dass eine Besichtigung des Wasserwerkes Inheiden sowie des Furnier und Energiewerkes Laubach geplant sei. Als Termine stünden der 3., 10. 17. und 20. Juni zur Verfügung. Die Fahrt solle in Eigenregie erfolgen. (gr) +++

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