WIELOCHS WIRRE WELT (130)

Unterricht künftig erst ab Mittag: Schüler sollen Rausch in Ruhe ausschlafen



06.05.2016 / REGION - Gute Nachricht für alle schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen der Region: Schon bald können sie morgens einige Stunden länger schlafen, um gegen Mittag zumindest halbwegs munter in der Schule zu erscheinen. Das Jack-Steinberger-Gymnasium in Bad Kissingen ist nämlich mit wissenschaftlicher Unterstützung zu dem Ergebnis gekommen, „dass ein Schulbeginn um 8 Uhr für den Großteil der Jugendlichen viel zu früh ist! Einige Studien zeigen, dass nur 15 Prozent der Jugendlichen ausreichend Schlaf unter der Woche abbekommen“, heißt es auf der Internetseite der Schule. Früher ins Bett zu gehen kommt verständlicherweise nicht als zumutbare Lösung in Betracht.



Und weiter: „Problematisch ist es, dass Jugendliche versuchen, über Nikotin-, Alkohol- und Koffeinkonsum Schlafmangel entgegenzuwirken, was Durchschlafen wiederum verschlechtert.“ Mit ähnlichen Schwierigkeiten hatten bisher auch die Schüler in Osthessen zu kämpfen. Nach den Sommerferien findet hier deshalb die erste Stunde an weiterführenden Schulen probeweise von 12 bis 12.45 Uhr unmittelbar vor der zweistündigen Mittagspause statt, damit die Jugendlichen entspannt ihren Rausch ausschlafen können und sich auch der mitternächtliche Horrorfilm nicht negativ auf das Wohlbefinden im Klassenzimmer auswirkt. Wer dennoch mit Fahne und Augenringen in der Schule auftaucht, darf sich zu Entspannungsmusik und einer Tasse Zitronengras-Verbenentee in eine der Hängematten in der Hanfplantage zurückziehen, die für Schulen ab August verbindlich vorgeschrieben werden.

Klassenarbeiten in der ersten Stunde – ein Problem, wie wissenschaftliche Studien ergeben haben. Osthessische Schülerinnen und Schüler kriegen deshalb ab August ein Zeitfenster von 48 Stunden eingeräumt, um selbst darüber zu entscheiden, wann der Alkoholpegel, das TV-Programm und das persönliche Empfinden eine schriftliche Klausur zulassen. Auch den Ort, wo die Aufgaben gelöst werden, dürfen die Prüflinge selbst bestimmen. „Zu Hause in der gewohnten Umgebung mit Internet oder gemeinsam mit Freunden und Studenten in der Uni-Bibliothek, das schafft doch gleich eine leistungsfördernde Wohlfühl-Atmosphäre, die sich positiv auf die Zensuren auswirken könnte“, sind sich die Experten sicher.

Noch vor den Sommerferien geben mit dem Projekt vertraute Pädagogen an heimischen Schulen im Rahmen einer Berufsorientierungswoche Einblicke in das Arbeitsleben und gezielt Auskünfte zu spezifischen Berufen. „Krankenschwester, Feuerwehrmann und Arzt haben eines gemeinsam: Die arbeiten an bis zu vier Tagen während der Woche von 13 bis 17 Uhr, falls es ihr Biorhythmus zulässt“, heißt es etwa im Vortag „16 Stunden-Woche: Mit Wollsocken, Schmusetuch und Kuscheldecke zur Traumkarriere“. Das Referat endet mit dem Klassiker „Non scholae, sed vitae discimus“ – zeitgemäß übersetzt mit „Nicht für die Schule, sondern für das Leben schlafen wir.“ Na dann gute Nacht! (Jochen Wieloch) +++

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