Girls-Day bei der Bundespolizei

80 Mädels, die sich hoffentlich in der Männerdomäne bewerben

80 Mädels haben am Girlsday in ihrem Traumberuf bei der Bundespolizei hineingeschnuppert.
Foto: Bundespolizei

29.04.2016 / HÜNFELD - Die Bundespolizei eine Männerdomäne? An gewöhnlichen Tagen ist sie das vielleicht - am Donnerstag aber lag die Abteilung in Hünfeld in Frauenhand. Ganze 80 Mädels, die normalerweise in der fünften bis siebten Klasse die Schulbank drücken, haben den "Girlsday" genutzt, um in den Beruf der Polizeivollzugsbeamtin bei der Bundespolizei hineinzuschnuppern. Worauf es bei ihrem Traumjob ankommt, haben die Nachwuchs-Polizistinnen an insgesamt acht Stationen selbst ausprobieren dürfen.



Fingerabdrücke nehmen, sich selbst verteidigen, Feuer löschen, einen Wasserwerfer bedienen - und das sind nur einige der Dinge, die sich die Beamten für die Mädels ausgedacht haben. Der Grund für das Engagement ist ein einfacher: Es gibt zu wenige Frauen bei der Bundespolizei. Auf Bundesebene macht das weibliche Geschlecht gerade mal 14 Prozent aus, in Hünfeld sogar nur rund zehn. "Eigentlich komisch", findet Jürgen Bohl. Er ist zuständig für die Lage- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Bundespolizeiabteilung Hünfeld und ist sich sicher, dass viele der über 1.100 Mädchen, die in den vergangenen 15 Jahren ihren Girlsday bei ihm verbracht haben, nach dem Tag zu ihm gesagt haben, dass ihnen das Berufsfeld gefällt und sie sich vorstellen können, später einmal für die Bundespolizei zu arbeiten.



"Die Begeisterung hält aber wohl nicht bis zum Berufseinstieg an." Vielleicht, so überlegt er, sei es sinnvoll, so einen Girlsday auch für die höheren Klassen anzubieten. "Damit die Erinnerung an uns nicht verblasst, bis sich die Mädchen für einen Beruf entscheiden." Bisher sind Frauen jedoch Mangelware. Schade, denn beispielsweise von ihrer Kommunikationsfähigkeit könnten sich die  männlichen Kollegen laut Bohl manchmal ein Stück abschneiden. "Es ist immer wieder bemerkbar, wie schnell Frauen zum Beispiel betrunkene Randalierer im Griff haben." Aber sind Frauen nicht zu schwach, vielleicht sogar zu wehrlos, um sich im Einsatz gegen große, kräftige Männer zu behaupten? "Alles Kokolores", sagt Bohl lachend und zeigt auf eine seiner Kolleginnen, "Die Frau Keuffel schlägt sich auch mit Hooligans, wenn es sein muss." 

Frau Keuffel heißt mit Vornamen Cathy, ist 46 Jahre alt und Polizeivollzugsbeamtin bei der Bundespolizei in Hünfeld. Aber nicht nur, weil sie sich wehren kann, wird sie sowohl von ihrem Gegenüber als auch von ihren männlichen Kollegen respektiert und akzeptiert. "Ich bringe die gleiche Leistung wie sie", sagt sie. Bevorzugt werden Frauen bei der Bundespolizei nicht. Zumindest nicht von ihren Kollegen. "Was Beförderungen angeht, geht das bei Frauen aber manchmal sogar schneller", schiebt Bohl ein. Frauenförderungsplan heißt der Grund dafür.



Es gibt noch einen weiteren Grund, warum Frauen bei der Bundespolizei mehr als willkommen sind: "Es ist vorgeschrieben, dass Frauen nur von Frauen durchsucht werden dürfen." Weil nur so wenige Stellen von Damen besetzt sind, standen die männlichen Kollegen erst vor Kurzem ein wenig verloren da. Ein paar mehr Frauen wären da Gold wert gewesen. Vielleicht, und darauf hoffen Bohl und seine Kolleginnen und Kollegen sehr, war ja beim diesjährigen Girlsday die ein oder andere zukünftige Anwärterin auf einen Job bei der Bundespolizei dabei. Abwechslungsreich ist der Beruf auf jeden Fall - davon konnten sich die 80 Mädchen ja an den verschiedenen Stationen überzeugen. (Suria Reiche) +++

X