NACHGEDACHT 172

Man und frau...Gedanken von Christina LEINWEBER



24.04.2016 / REGION - Mein früherer Biologielehrer war ein sehr lustiger Mensch, wir Mädchen haben ihn sehr gemocht. Besonders wegen seiner kleinen Marotten machte er sich sehr beliebt. Beispielsweise ersetzte er in Leistungsnachweisen immer ein Wort, weil er es für eine Mädchenschule nicht als adäquat empfand, damit eine Aufgabe zu formulieren: Es war das Wort „man“. So hieß es dann also beispielsweise in den Aufgaben: „Wenn ,frau‘ eine Pipette nimmt und damit…“



Dieses kleine Wörtchen hielt er in unserem weiblichen Kontext für unsinnig. Allerdings ist die genaue Wortherkunft bis heute nicht eindeutig erklärt, somit muss „man“ nicht zwangsläufig feministisch und negativ zu verstehen sein. Aber ich glaube, dass das Wort nicht nur im Kontext einer Mädchenschule wenig Sinn macht. Wir benutzen es aber dennoch sehr oft, wie beispielsweise hier: „Man kann sich ja einmal wieder treffen. Man kann sich doch endlich einmal besser ernähren. Man sollte lieber nicht…man könnte doch…!“

Das kleine Wörtchen dient allzu oft für uns nur als Ersatzwort, wenn wir nicht das genaue Subjekt nennen möchten. Wir vermeiden somit sprachlich, jemanden direkt anzusprechen und jemanden womöglich direkt zu belasten. Es ist für uns viel einfacher, das unbestimmte „Man“ zu benutzen. Der Unterschied fällt auf: „Man sollte mal aufräumen!“ oder „Du solltest mal aufräumen!“ Natürlich macht das Wort auch Sinn, weil wir nicht immer genau wissen, wer mit unserem Ausspruch gemeint sein könnte, zum Beispiel im Satz: „Man darf hier nicht rauchen!“

Aber man, man, man! Warum machen wir es uns nur so einfach? Genau wie wir mithilfe dieses kleinen Wörtchens niemandem auf die Füße treten möchten, machen wir es vielleicht auch ganz oft im Alltag, weil wir uns nicht trauen, jemanden direkt anzusprechen oder zu benennen. Allerdings müssen wir Menschen meistens direkt angesprochen werden, damit wir wissen, dass genau wir gemeint sind. +++

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