Den Schätzen der Natur auf der Spur

Kräuterfrau Christa BECKER liegt die Pflanzenwelt am Herzen

Als Kräuterfrau ist Christa Becker viel in der Natur unterwegs.
Fotos: Stefanie Harth

24.04.2016 / NEUENSTEIN - Behutsam greift Christa Becker nach dem Zweig eines Weißdornstrauches. Beinahe andächtig streicht sie mit ihrer linken Hand über die frischen Triebe des Rosengewächses. „Weißdorn ist im wahrsten Wortsinn meine persönliche Herzensangelegenheit“, betont die Kräuterfrau, die sich dem Motto „Nah an der Natur“ verschrieben hat. „Der Hagedorn, übrigens eine ganz außerordentliche Heilpflanze, bildete auch mein mündliches Prüfungsthema.“ Im November 2014 schloss die gebürtige Herrenbergerin ihre Ausbildung in Pflanzenheilkunde an der Vogelsberger Kräuterschule ab.



Die Pflanzenheilkunde entdeckte die 58-Jährige, die es vor dreieinhalb Jahren gemeinsam mit ihrem Mann Stefan zurück in dessen Heimatdorf Raboldshausen verschlug, vor etwa einem Jahrzehnt für sich. „Mich plagten damals Bandscheibenvorfälle“, erzählt die gelernte Arzthelferin, während sie ihren Blick über das Landschaftsschutzgebiet am Eisenberg schweifen lässt. „Kurzerhand wendete ich mich damals auch anderen Heilmethoden zu.“ Die idyllische Gegend rund um die höchste Erhebung des Landkreises Hersfeld-Rotenburg ist ihr „Revier“. Hier, im Knüllgebirge, wachsen viele besondere Pflanzen. „Der Eisenberg entpuppt sich als wahrer Kräutergarten“, unterstreicht die Neuensteinerin, die seit vier Wochen freiberuflich als Kräuterfrau tätig ist. Den Stein ins Rollen brachte Bürgermeister Walter Glänzer, der Christa Becker dazu riet, ihr Hobby zum Beruf zu machen.

Als Vertreterin einer zum Teil in Vergessenheit geratenen Zunft möchte sie altes Wissen und neue Erkenntnisse über die Heilkraft der Pflanzen weitergeben. „Es tut schlicht und ergreifend gut, die Nähe zur Natur zu suchen“, weiß die aus Baden-Württemberg stammende Naturfreundin aus eigener Erfahrung, die aus Wildkräutern Salben, Tinkturen und Teemischungen herstellt. Es sei immer wieder faszinierend, die mannigfaltigsten Pflanzen aufzuspüren, die sowohl zur körperlichen als auch zur seelischen Gesundung beitragen. Über die seltenen Blumen und Kräuter, die je nach Jahreszeit die steinigen Hänge und sumpfigen Wiesen des Eisenbergs säumen, kann Christa Becker jede Menge berichten.

So rege beispielsweise der Weißdorn die Durchblutung im Herzen an, bringe den Blutdruck in Balance und wirke auf seelischer Ebene ausgleichend und aufhellend. Sowohl dessen Blüten und Blätter als auch dessen Früchte könnten verwendet werden. Als Tee oder als mit Obstler angesetzte Tinktur könne er gar auf Dauer eingenommen werden. Mit ihren Wanderungen und Spaziergängen, die sie seit wenigen Tagen anbietet, verfolgt die Raboldshäuserin ein klares Ziel: „Mir geht es vor allem darum, den Teilnehmern Achtsamkeit vor der Pflanzenwelt zu vermitteln und deren Augen zu schulen, genauer hinzuschauen und wahrzunehmen, welch kostbare Schätze da eigentlich am Wegesrand wachsen. Zudem möchte ich meine Begeisterung für Flora und Fauna sowie für die grüne Küche mit anderen Menschen teilen.“

Christa Becker visiert derweil einen dieser Schätze an: die Knoblauchsrauke, die mit dem Kohl verwandt ist. Dabei handelt es sich um ein kleines Gewächs, das mit dunkelgrünen, runden und leicht gezackten Blättern aufwartet. „Wie ihr Name bereits verrät, ähnelt sie geschmacklich dem Knoblauch, hinterlässt aber keine berühmt-berüchtigte Knoblauchfahne“, erläutert die Kräuterfrau. „Ihre vitaminreichen Blätter trumpfen mit einer blutreinigenden und verdauungsfördernden Wirkung auf.“ Knoblauchsrauke verleihe beispielsweise Salaten, Kräuterbutter, Pesto oder Grüner Soße den letzten Pfiff. Bereits im Mittelalter diente das Kraut der armen Bevölkerung als wichtiges Gewürz.

Frauenmantel, Erdbeerpflanze, Huflattich, Sauerampfer, Sauerklee, kleiner Wiesenknopf (Pimpinelle) und – nicht zu vergessen – die Wiesen-Schlüsselblume, die die Loki Schmidt Stiftung zur Blume des Jahres 2016 ernannt hat: Christa Beckers geschultem Blick entzieht sich so leicht kein Blattwerk. Mit bewundernswerter Leichtigkeit vermittelt sie altes und neues Kräuterwissen und stellt einen Zusammenhang zwischen Geschichte und Mythologie her. „Ganz erlesene Kräuter wachsen etwa in der Nähe von Burgen“, erklärt sie. „Das sind Relikte von uralten Gärten.“

Neugierig geworden? Wer tiefer in die Geheimnisse der Natur eintauchen möchte, dem sei eine Kräuterwanderung oder ein Kräuterspaziergang mit Christa Becker wärmstens empfohlen. Bei entsprechenden Anmeldungen und geeigneten Wetterverhältnissen finden die etwa zweieinhalbstündigen Wanderungen am Sonntag, 1. und 29. Mai, 26. Juni, 24. Juli, 7. und 28. August, 25. September sowie am 9. und 23. Oktober jeweils ab 9 Uhr statt. Treffpunkt ist der Wanderparkplatz „Am Stern“ am Eisenberg. Termine für die circa eineinhalbstündigen Spaziergänge sind: Donnerstag, 12. und 26. Mai, 16. und 30. Juni, 14. und 28. Juli, 11. August, 15. und 29. September sowie am 27.Oktober, jeweils ab 14 Uhr. Mehr Infos können auf http://www.christabecker.de/ abgerufen werden. (Stefanie Harth) +++

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