Neues Milupa-Werk eröffnet

Milchbauern-Demo: "Sind am Ende" - Landwirtschaftsminister SCHMIDT zu Gast


Fotos: Julius Böhm

18.04.2016 / FULDA - 170 Millionen Euro hat der französische Danone-Konzern in die Hand genommen, um für die Tochter Milupa in Osthessen ein neues, zusätzliches Werk zu bauen. Die modernste Produktionsstätte in ganz Europa steht im Industriegebiet-West bei Fulda. Knapp 100.000 Tonnen Babynahrung sollen ab sofort pro Jahr produziert werden. Durch die Erweiterung können 240 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Zur feierlichen Einweihung am heutigen Montag kam hoher Besuch: Neben Danone-CEO Emmanuel Faber waren auch der Bundesminister für Landwirtschaft und Ernährung, Christian Schmidt, sowie der hessische Finanzminister, Dr. Thomas Schäfer, zu Gast.



Einige Landwirte aus der Region nutzten den Anlass, um vor dem Werkseingang gegen die immer weiter sinkenden Milchpreise und für eine Mengenobergrenze in der Produktion zu demonstrieren. Beide Minister mieden jedoch die Konfrontation und fuhren durch Nebeneingänge auf das Milupa-Werk. "Das ist eigentlich nichts Neues, das sind wir schon längst gewöhnt", sagte einige Landwirte unisono. Rund 20 Milchbauern hatten sich mit drei Treckern aufgebaut. An den Schaufeln der Bulldogs hingen Kühe mit einem Strick um den Hals.

Alle Informationen zur Werkseröffnung, eine große Bilderserie und einen Videobericht direkt aus der Produktion, finden Sie im Laufe des Nachmittags in einem extra Artikel bei OSTHESSEN|NEWS.

"Es wird aktuell in ganz Europa viel zu viel Milch hergestellt. Dadurch fällt der Preis und die Milchproduktion lohnt sich nicht mehr", erklärt Ralf Firle, Milchbauer aus Hosenfeld, das Problem. Selbst Großbetriebe in Norddeutschland mit weit über 1.000 Kühen würden schließen, weil man bei jedem Liter Milch drauflegen würde. "Wie sollen das dann kleine Familienbetriebe mit 70 oder 100 Tieren schaffen? Wir waren vor zwei Jahren bei 39 Cent, bei 33 gingen die Bauern schon auf die Straße. Heute stehen wir bei 24,5 Cent und etwa 40 wären nötig, damit es sich für die Produzenten auch lohnt." Es sei Aufgabe der Politik, das Überangebot an Milch zu verhindern. Den Ministern seien die Produzenten selbst aber egal, Hauptsache es gäbe Milch.

Nicht nur Großbetriebe schließen, gerade viele Familienbetriebe stehen vor dem Aus, weil sich die Produktion faktisch nicht mehr rechnet. "Um zu überleben müssen wir aktuell umsonst arbeiten, auf Erbe zurrückgreifen oder anders Geld erwirtschaften. Die Bauern sind am Ende." Dabei sind auch große Konzerne von den Milchbauern abhängig: Milupa bezieht sein Milchpulver aus der Molkerei Hochwald, die in Hünfeld ein 90 Millionen Euro-Werk gebaut hat. Dieses wird von über 1.500 Milchbauern aus ganz Hessen beliefert. (Julius Böhm) +++

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