28. Motorradgottesdienst BILDERSERIE

Etwa 200 Biker beim traditionellen "Anlassen": "Wir dürfen nicht kleinkariert sein"


Fotos: Miriam Rommel

17.04.2016 / FULDA - Ein nicht alltäglicher Gottesdienst fand am Samstag in der Pfarrkirche St. Markus in Haimbach statt. Wo sich normalerweise Christen in ihren Sonntagsoutfits treffen, füllten diesmal gestandene Männer und Frauen in Motorradbekleidung die Reihen der hübschen Kirche. Jedes Jahr um die gleiche Zeit holen sich hier Biker aus der gesamten Region den kirchlichen Segen für die kommende Motorradsaison. In diesem Jahr fand „das Anlassen“, welches bei den Fahrern sehr beliebt ist, bereits zum 28. Mal statt.



Kurzweilig führte Pfarrer Markus Schneider durch den Gottesdienst. Vielen der Biker ginge es bei ihren Ausfahrten darum, die Tristesse des Alltags einmal hinter sich zu lassen und die Flucht nach draußen zu wagen. „Es ist eine Sucht nach Abenteuern, eine Sucht danach, neue Leute kennenzulernen, eine Sucht danach, neue Landschaften zu entdecken.“ Jeder, so Pfarrer Schneider, sei süchtig nach Freiheit, nach Liebe und Geborgenheit. „Danach suchen wir und wir können das auch finden.“ Süchtig zu sein, sich nach etwas zu sehnen, sei nicht immer schlecht. „Gott hat uns die Sehnsucht und Hoffnung gegeben, für unsere Ziele zu kämpfen." 

Aber auch auf aktuelle Geschehnisse ging der Pfarrer ein. Mit einem Seitenhieb auf die aktuelle Jan Böhmermann Affaire mahnte Schneider, nicht kleinkariert und ängstlich zu sein. Tolerant und offen anderen gegenüber zu sein, seien grundchristliche Werte. „Allen Seiten muss es gestattet sein, ausgelebt zu werden. Man muss Meinungen anderer ertragen können, auch politische oder satirische.“ Immer wieder erntete der Pfarrer Lacher, etwa, als er die Harley-Fahrer aufs Korn nahm. „Die Hoffnung trägt uns Menschen. Es ist fast wie bei den Harley-Fahrern. Die hoffen auch immer, dass sie das Ziel ihrer Reise erreichen.“

Nachdem Pfarrer Schneider die Motorräder vor der Kirche gesegnet hatte, machten alle eine gemeinschaftliche Ausfahrt mit den Bikes. Mit dem kirchlichen Segen ausgestattet, führte die Strecke über Kleinlüder, Großenlüder und Bimbach bis zum Fuldaer Dom zum Abschlussgebet. „Auch wenn viele der Motorradfahrer nicht unbedingt Kirchengänger sind, ist ihnen der kirchliche Segen sehr wichtig. Die Zeiten haben sich geändert, heute wird Gläubigkeit einfach anders gelebt als noch vor 50 Jahren“, sagte Pfarrer Schneider im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. An diesem schönen Tag störten nicht einmal die recht kühlen Temperaturen um zwölf Grad Celsius, viel Wind und ein paar Regentropfen. (Miriam Rommel) +++

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