KOMMENTAR zum Bundesliga-"Endspurt"

Fulda Erster: Ein Muster ohne Wert - Schafft die Play-Offs ab!

Jubelt auch diesem Jahr wieder der Rekordmeister Düsseldorf - trotz unterirdischer Saison?
Archivfoto

29.03.2016 / TISCHTENNIS - Die Tischtennis-Bundesliga hätte so spannend sein können - ja hätte. Uns hat es schon vor ein paar Wochen unter den Nägeln gebrannt. Saarbrücken, Ochsenhausen und Fulda-Maberzell standen dicht an dicht an der Tabellenspitze. Die letzten beiden Spieltage hatten es in sich. Der damalige Tabellenführer Saarbrücken reiste nach Fulda-Maberzell zum Top-Duell. Das Ergebnis ist bekannt. Fulda-Maberzell gewann 3:2 und mussten den 15-jährigen Fa Bo Meng einsetzen, um Spannung zu erzeugen. Saarbrücken schenkte ein Spiel komplett her. War ja auch egal, man wusste bei den Saarländern schon: Erster werden ist nicht unbedingt so gut...



Aber man kann sie ja sogar verstehen, warum soll man einen angeschlagenen Spitzenspieler verheizen? Gestern am letzten Spieltag verliert Ochsenhausen zu Hause gegen Grenzau und verspielt damit den ersten Tabellenplatz. Na und, geht man Düsseldorf im Halbfinale aus dem Weg. Fulda-Maberzell dagegen zieht sein Ding durch, nimmt Hagen nicht auf die leichte Schulter, schont niemanden und gewinnt 3:1. Das Ergebnis: Erster nach der regulären Bundesliga-Saison. Hurra! Weil Bergneustadt seine Nerven nicht richtig im Griff hatte, der junge Benedikt Duda die Belastung im alles entscheidenden Spiel gegen den Mühlhausener Ovidiu Ionescu nicht Stand halten konnte und verlor, hat es Düsseldorf geschafft.

Mit - für Düsseldorfer Verhältnisse - unterirdischen 20:16 Punkten ziehen sie ins Halbfinale ein und sind natürlich der Favorit. Jetzt geht es von vorne los. Das wissen auch Timo Boll & Co. Eine schwache Saison können sie nun doch noch krönen. Das ist völlig legitim. Sie haben sich durchgebissen - und das Verletzungspech war wirklich im Laufe der Saison extrem.

Doch welchen sportlichen Wert hat eine lange Bundesliga-Saison wirklich? Die Spieltage liegen wegen der internationalen Turniere häufig weit auseinander. Und dann der Witz zum Schluss: Play-Offs.

Klar, die Halbfinals versprechen zumindest volle Hallen. Die beiden Sieger spielen dann am 22. Mai 2016 in der Frankfurter Fraport-Arena in einem einzigen Spiel den deutschen Mannschaftsmeister aus. Die beiden vergangenen Spieltage in der Bundesliga hatten - wenn man es handzahm ausdrücken möchte - zumindest ein Geschmäckle. Taktieren war angesagt. Ohne Play-Offs hätten diese Spieltage mit Sicherheit anders ausgesehen. 

Lieber nicht Erster werden, Düsseldorf könnte ja "drohen". Was im Fußball die Bayern sind, sind im Tischtennis eben die Düsseldorfer. Nicht falsch verstehen: Das geht keineswegs gegen die Spieler, die nur eins machen: Tischtennis auf besonders hohem Niveau spielen - wenn sie denn ob der vielen internationalen Einsätze und Belastungen überhaupt in der Liga spielen können. Ob das dem Sport insgesamt gut tut?

Seit Jahren versucht der emsige TTC Rhönsprudel Fulda-Maberzell endlich einen nationalen Titel einzufahren. Immer und immer wieder scheiterten sie in den Finals - ob Bundesliga oder Pokal - an Düsseldorf - jetzt kommen die Rheinländer schon im Halbfinale. Am kommenden Sonntag steigt bereits das Hinspiel am Rhein - kaum Zeit der Vorbereitung. Das Rückspiel in Fulda ist für Sonntag, den 24. April 2016 terminiert. Leider kein Samstagabend-Spiel - auch so eine Sache. Der Sonntagnachmittag gehört auf dem Lande nun mal dem Fußball. Trotzdem ist es den Jungs aus Osthessen zu gönnen, dass sie es in einer prallgefüllten Hubtex-Arena endlich schaffen, den Rivalen vom Rhein in einem wichtigen Duell zu bezwingen.

Es wird Zeit, dass sich die TTBL Gedanken über eine Reform macht. Klar, musste ja jetzt aus Fulda kommen - das wird sich der eine oder andere Funktionär beim Ligaverband bestimmt denken. Nein, es hat nichts mit der augenblicklichen Situation zu tun. Wer nach 18 Spieltagen Erster ist - der hat es verdient, sich Deutscher Meister nennen zu dürfen. Egal, wer ist dann ist. Lasst den Blödsinn mit dem Event Play-Offs. Was in anderen Sportarten - vor allem in Amerika funktioniert - muss nicht automatisch für den Tischtennis-Sport auch gut sein. (Hans-Hubertus Braune) +++

O|N-Redaktionsleiter Hans-Hubertus Braune

X