SV Flieden - OSC Vellmar 2:2 (1:2)
Viel zu wenig: Buchonen scheitern an sich selbst

Da war Fliedens Welt noch in Ordnung: Julian Ankert (Mitte) hatte zum Ausgleich getroffen, mehr war aber nicht zu holen
Fotos: Tobias Herrling
26.03.2016 / FUSSBALL -
Das war zu wenig, viel zu wenig: der SV Buchonia Flieden hat Big Points in der Hessenliga verpasst und musste sich am Ostersamstag mit einem 2:2 (1:2)-Unentschieden gegen den direkten Konkurrenten im Abstiegskampf OSC Vellmar begnügen. Die Buchonen müssen sich an die eigene Nase fassen, vergaben sie doch reihenweise Möglichkeiten erster Güte.
Meik Voll, Fliedens Trainer, war sichtlich angefressen. So angefressen, dass er sich zu den vorgegangenen knapp 94 Minuten nicht äußern wollte und seinen Co-Trainer Sascha Gies die Pressearbeit verrichten ließ. Ob ihm die Leistung seiner Schützlinge oder die des Schiedsrichters die Laune verhagelte, weiß nur. Vermutlich eine Mischung aus Beidem. Denn ein Punkt auf heimischem Geläuf gegen den Tabellenvorletzten, der zudem nur mit 14 Mann angereist war, ist im Abstiegskampf viel zu wenig.
Dabei hatten die Buchonen alles in eigener Hand beziehungsweise auf den eigen Füßen, um zu einem Erfolg, einem deutlichen sogar, zu kommen. Reihenweise ließen Jan-Niklas Jordan, Julian Ankert & Co. teils beste Einschussgelegenheiten liegen. „Wir haben heute zwei Punkte verschenkt, das ist enttäuschend“, sagte dann auch Co-Trainer Gies. Nach 26 Minuten hätte es schon 3:0, in jedem Falle aber 2:0 für die Hausherren stehen können, ja müssen. Denn Flieden begann stark, mit Zug nach vorne und kam gleich zu guten Chancen. Fabian Schaub wurde steil geschickt, legte in die Mitte, wo am langen Pfosten Jan-Niklas Jordan wartete – und den Ball aus kurzer Distanz daneben semmelte (6.).Wenig später flankte Jordan vom linken Flügel, in der Mitte verpasste Sascha Rumpeltes knapp (8.).
Die beste Chance in Abschnitt hatte jedoch Andre Leibold, der nach erneuter Vorlage von Jordan aus elf Metern an den Ball kam, ihn aber neben den langen Pfosten setzte (26.). Von Vellmar war bis dato wenig zu sehen, ihre einzige Möglichkeit klärte Lukas Hohmann sehenswert, der Nachschuss wurde zur Ecke geklärt (15.). Ein schöner Schlenzer über Hohmann ins Tor von Nasuf Zukorlic zählte nicht, weil Vellmars Nummer 10 im Abseits stand. Und dann nutzten die Gäste Fehler der Hausherren eiskalt aus: aus einer Fliedener Ecke konterte der OSC eiskalt und Zukorlic chippte gekonnt über Hohmann – 0:1 (36.). Ein Tor, wie es nie im Leben fallen darf. „Das darf uns nicht passieren. Aus einer eigenen Ecke bekommen wir das Gegentor“, stellte auch Gies fest. Aber es kam noch dicker: nur vier Minuten später überbrückte der Gast wieder schnell das Mittelfeld, auf der rechten Seite steht Enis Salkovic völlig blank und trifft in lange Ecke (40.). „Das waren Konter wie aus dem Bilderbuch“, schwärmte OSC-Trainer Mario Deppe, der seiner Mannschaft ein großes Kompliment machte.
Dass Flieden im Spiel blieb, hatten sie dem Treffer von Fabian Schaub zu verdanken, der im Anschluss nach einem Freistoß aus dem Gewühl traf – aber wohl aus stark abseitsverdächtiger Position (45.+2). Zur Pause wechselte Meik Voll gleich dreimal und ging damit hohes Risiko – doch schien er damit die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Denn Flieden kam mit Wut im Bauch aus der Kabine und drängte auf den Ausgleich. Vor allem die Hereinnahme von Julian Ankert zeigte ihre Wirkung. Sei Seitfallzieher verfehlte das Ziel noch deutlich (48.), dann schloss Marco Gaul nur halbherzig ab (52.) und eine Gaul’sche Bogenlampe klärte Hannes Peschutter gerade noch zur Ecke (56.). Peschutter musste schon nach 13 Minuten ins Tor, weil sich Tobias Orth bei einem strittigen Zweikampf mit Schaub verletzte. In Minute 59 war es dann soweit: Ankert staubte ab, nachdem Leibolds Versuch noch pariert wurde. Zuvor hatte bereits Leibold eine Kopfball-Chance nach Jordans Flanke.
Nun hatte man das Gefühl, dass es wieder so ein typisches Fliedener Spiel werden würde, aber Ankert vergab zwei weitere gute Möglichkeiten. Bei seinem Schuss aus der Distanz patzte Peschutter an die Latte, dann köpfte Ankert knapp vorbei (65.). Das waren aber die letzten guten Chancen, denn Schaub verletzte sich kurz vorher und schleppte sich die letzten 20 Minuten über das Feld. „Dann hat uns nach vorne die Durchschlagskraft gefehlt“, sagte Gies, der sah, dass Vellmar plötzlich mehr wollte und die eine oder andere, aber kaum klare Möglichkeit noch hatte. Turbulent wurde es in der Schlussphase einer intensiven, ruppigen Partie: nach Gauls Foul gab es eine Rudelbildung, in der sich Leonardo Kovacevic völlig unnötig einmischte, kurz darauf trat er noch unnötiger in Vellmars Hälfte seinen Gegenspieler um und sah die rote Karte. „Er wird uns jetzt auch wieder fehlen. Das war ein Bärendienst“, so Gies an diesem – aus Fliedener Sicht- gebrauchten Tag. „So ein Spiel gewinnst du dann, wenn du eine volle Bank hast. Die hatten wir heute nicht. Aber ich bin damit völlig zufrieden“, sagte Vellmars Deppe abschließend. (Tobias Herrling)
DIE STATISTIK ZUM SPIEL:
SV Flieden: Lukas Hohmann - Nico Hohmann, Dennis Fischer, Leonardo Kovacevic, Sascha Rumpeltes - Lukas Heil (46. Gabriel Müller), Andre Leibold - Marc Götze (46. Julian Ankert), Jan-Niklas Jordan, Filip Osman (46. Marco Gaul) - Fabian Schaub.
OSC Vellmar: Tobias Orth (13. Hannes Peschutter) - Marvin Steube - Sebastian Wagner, Mounir Boukhoutta, Moritz Meuser - Mergim Hajzeraj, Jonas Springer - Nasuf Zukorlic (90. Stefan Matzenmiller), Enis Salkovic (90. Roger Garcia Hortigosa), Enes Glogic - Christian Wollenhaupt.
Schiedsrichter: Marius Ulbrich (Büdingen).
Zuschauer: 250.
Tore: 0:1 Nasuf Zukorlic (36.), 0:2 Enis Salkovic (39.), 1:2 Fabian Schaub (45.+2), 2:2 Julian Ankert (59.).
Rote Karte: Leonardo Kovacevic (Flieden, 88. Foulspiel). +++