Ein Zuhause für neun Jugendliche

Raus aus der Flüchtlingsunterkunft, rein ins betreute Wohnen



23.03.2016 / BURGHAUN - Neun unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMA) haben die Chance, ab April in das Mehrgenerationenhaus in Burghaun einzuziehen. Das DRK baut seit diesem Monat die obere Etage zu einer Art kleinem Wohnheim aus. Neben Waschräumen, Küche und Gemeinschaftsraum entstehen hier vier Doppel- und ein Einzelzimmer. Noch ist das 90.000 Euro teure Bauvorhaben nicht ganz abgeschlossen. Einer Eröffnung am 1. April stehe aber nichts im Wege, ist sich Hans-Herbert Knittel, Kreisgeschäftsführer des DRK Hünfeld, sicher.



Doch wer sind die Jugendlichen und wo kommen sie her? „Das ist noch nicht sicher. Wir wissen nichts über die Hintergründe oder die Herkunft der 16 bis 18-jährigen. Wir gehen aber von einer bunten Mischung aus. Syrien, Pakistan und Afghanistan könnten zu den Herkunftsländern gehören“, erläutert Knittel. Ziel sei es den Flüchtlingen eine Schul- und Berufsausbildung zu ermöglichen, ihnen Perspektiven für die Zukunft aufzuzeigen und die Jugendlichen zur Selbstständigkeit zu erziehen, indem sie durch zwei Sozialarbeiter im Alltag begleitet werden. Ein ausgearbeitetes Konzept gibt es allerdings noch nicht. „Es ist eine tolle Sache etwas Neues aufzubauen. Deshalb sollen unsere Mitarbeiter auch eigene Ideen mit einbringen können.“

Knittel weist auch darauf hin, dass für eine professionelle Betreuung der Jugendlichen, immer auch eine bestimmte Distanz gewahrt werden müsse. „Unsere Mitarbeiter müssen fürsorglich und tolerant sein. Es darf aber nicht der Eindruck entstehen, einige Jugendliche würden bevorzugt behandelt. Das schürt Missgunst und Neid. Daher haben wir uns auch bewusst gegen Patenschaften entschieden.“ Dennoch solle auch die individuelle Förderung der jungen Männer nicht vernachlässigt werden.

Und wie kann die Integration der Jugendlichen in die Gesellschaft gelingen? „Integration kann nur funktionieren, wenn die Jugendlichen Sicherheit haben. Es ist ganz normal, dass sich anfangs Gruppen bilden. Das muss man zulassen und den jungen Menschen Angebote machen. Irgendwann knüpfen sie von ganz allein Kontakt zu anderen.“ Der Standort der Wohneinheit im Generationentreff sei perfekt für die Integration geeignet. Es gibt nur einen Eingang. So komme jeder Flüchtling zwangsläufig mit den Besuchern des Generationentreffs in Kontakt. Außerdem sei Burghaun verkehrstechnisch günstig gelegen. Mit der Bahn könnten die Jugendlichen schnell nach Fulda und in andere Städte fahren, um beispielsweise eine dortige Schule zu besuchen.

Vorurteile gebe es dennoch. „Die Menschen in Burghaun sind natürlich interessiert aber auch reserviert – gemischte Gefühle also. Die Offenheit überwiegt jedoch“, ist sich Burghauns Bürgermeister Simon Sauerbier sicher. Wichtig sei auch das Engagement der Vereine und Kirchen, die ebenfalls einen Teil zur Integration beisteuern sollten. Natürlich werde es bei der Integration auch Rückschritte und Enttäuschungen geben. „Das sind eben keine Soldaten. Das sind Menschen, die auch, genauso wie die Deutschen, ihren eigenen Kopf haben“, erklärt Knittel. (Toni Spangenberg) +++

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