Tolle Gemeinschaftsaktion macht es möglich

Fuldaer bekommen ihr Gerloser Häuschen wieder! - Überraschung auf Trendmesse

Sandra Wißler, Stephan Bernhard, Michael Wißler, Lena Götz und Doktor Hans Daub (von links) planen den Wiederaufbau des Gerloser Häuschens
Fotos: Hans-Hubertus Braune

18.03.2016 / FULDA - Das Gerloser Häuschen ist viel mehr als nur eine Hütte irgendwo im Wald. Es ist vor allem für die Fuldaer ein Kult, ein Ort, an den sicher fast jeder erinnert, der in den vergangenen Jahrzehnten in der Domstadt aufgewachsen ist. Einst als Jagdhütte in der Ära Heinrich von Bibras im 18. Jahrhundert erbaut, erlebt das Gerloser Häuschen eine glanzvolle Zeit, war ein Treffpunkt für viele, viele Menschen. Doch zuletzt ist es ruhig geworden. Das Häuschen fristete ein unwürdiges Dasein. Der Vandalismus einzelner Dummköpfe schlug auch hier erbarmungslos zu. Hessen Forst als Besitzer des Areals und des Häuschens glaubte nur noch an einen Ausweg: Abriss - oder humaner ausgedrückt, einem Rückbau.



Dann aber geschah das Wunder. Vor allem der ehemalige Lehrer an der Winfriedschule, Dr. Hans Daub, konnte sich damit nicht abfinden. Immer und immer wieder bohrte er nach und fand in Lena Götz eine engagierte und begeisterungsfähige Mitstreiterin bei Hessen Forst. Und so nahmen die Pläne ihren Lauf. Die Entscheider von Hessen Forst in Kassel fanden Gefallen daran. Man machte sich auf die Suche nach Unterstützern. Stephan Bernhard von der Lehrbauhalle ließ sich von dem Projekt überzeugen. Und so ensteht gerade eine Kooperation, die zeigt, was Gemeinschaft unter verschiedenen Akteuren ganz unterschiedlicher Richtungen bewirken kann.

Nach einem Ortstermin stand zunächst fest: "An der Substanz war nichts mehr zu erhalten", sagt Bernhard während einer kleinen Presserunde am Donnerstagabend. Auf der Trendmesse wurden weitere Pläne geschmiedet. Lena Götz erklärt den aktuellen Stand: "Das Gebäude wurde zurückgebaut. Nun wollen wir ein neues Gerloser Häuschen bauen, welches an das Alte erinnern soll. Wir wollen dort eine Waldpädagogik einrichten. Aber alles nach und nach."

In der Messehalle haben die jungen Handwerker schon mal ein Modell im Maßstab 1:2 gebaut. So soll es am ursprünglichen Ort wieder aufgebaut werden. Ein Fackwerkhäuschen aus Eichenholz, auch die Dachform bleibt erhalten. In welcher Form es gemauert wird, ist noch unklar. "Wir wollen keinem etwas überstülpen und sind offen für Vorschläge und Ideen", sagte Bernhard. Seine Jungs freuen sich jedenfalls über das Projekt. Für die Azubis sei es natürlich viel schöner, etwas zu bauen, was hoffentlich viele Jahrzehnte die Menschen erfreut, sagt auch Michael Wißler, Vorsitzender des Trägervereins für die Stufenausbildung in der Bauwirtschaft. Das Modell erhält übrigens ein Kindergarten.

Dr. Daub von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald freut sich, dass sich diese Runde gefunden hat. Das Gerloser Häuschen habe ihn schon immer interessiert, wegen seiner Ästhetik und natürlich seiner historischen Geschichte. Im Jahre 1777 erbaut, diente es lange als Jagdhütte, 1934 kamen die Nazis. In den vergangenen Jahren wurde der Gerloser Grund eher zu einem Problembereich. "In Zukunft soll das Gerloser Häuschen wieder als fester Anziehungspunkt im Niesiger Wald verankert sein und vorrangig waldpädagogischen Veranstaltungen dienen. In authentischem Umfeld sollen unterschiedlichen Zielgruppen der Wert des heimischen Waldes vermittelt werden", sagt Lena Götz von Hessen Forst in Fulda.

Als nächste Schritte sind zunächst der Bauantrag und all die bürokratischen Dinge gefragt, anschließend soll das Fundament gegossen werden. Um das ehrgeizige Projekt umsetzen zu können, werden jedoch weitere Unterstützer gesucht. Dabei geht es den Machern weniger um Geldspenden, als vielmehr um Man-Power und Maschinen, um Handwerksbetriebe aus der Region, die vielleicht etwa einen Bagger oder einen Radlader einsetzen, oder Mitarbeiter für das Projekt Gerloser Häuschen freigeben. Der Aufbau des Häuschen, die Gestaltung der gesamten Fläche und die dauerhafte Pflege des Objektes - das Projekt soll nach und nach wachsen und somit ein bleibender Ort für die Stadt und Region Fulda werden.

Eine gute Gelegenheit, sich näher mit diesem vorbildlichen Projekt zu beschäftigen, bietet die Trendmesse. In der Halle 7 geben die Azubis der unterschiedlichen Gewerke einen Einblick in ihre Berufswelt. Blickfang in der Hallenmitte ist das Modell des Gerloser Häuschens und an einem Ausstellungsstand rechts neben dem Häuschen wird über die Geschichte informiert. Dort kann man das Flair des Gerloser Häuschens förmlich spüren. Teile aus dem uralten Fachwerk sind dort ausgestellt. Und wenn Lena Götz, Dr. Hans Daub, Stephan Bernhard oder das Ehepaar Wißler von Ullrich Bau anfangen über das "Projekt Wiederaufbau" zu erzählen, ist allen klar. Es ist ein ganz besonderes Projekt mit Herz und Leidenschaft für die Menschen in und um Fulda. (Hans-Hubertus Braune) +++

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