Von der kroatischen Küste nach Osthessen

Leon LEKAJ und Niko SKUGOR: erst Kollegen, jetzt Gegner - aus Zufall

Bis Winter noch Kollegen, jetzt Gegner: Leon Lekaj (links) und Niko Skugor (rechts) ...
Fotos (4): Tobias Herrling

18.03.2016 / FUSSBALL - Vodice ist eine kroatische Kleinstadt in Mitteldalmatien, direkt am Meer gelegen, etwa 1.200 Kilometer von Fulda entfernt. Von dort kamen Anfang des Jahres Leon Lekaj und Niko Skugor nach Osthessen. Sie wechselten vom NK Vodice in die Verbandsliga Nord. Der eine, Lekaj, nach Hünfeld, der andere, Skugor, nach Neuhof. Dass sie ihr Weg in die selbe Region führen wird, davon wussten die beiden Abwehrspieler zunächst nichts. 


„Es war reiner Zufall, dass wir beide hier gelandet sind“, erzählt Leon Lekaj, der den Weg nach Hünfeld der Arbeit wegen gefunden hat. Ein Freund in Kroatien habe seine Kontakte spielen lassen und ihm einen Job vermittelt. Dass er wenig später beim Hünfelder SV anheuert, stand nicht ganz oben auf dem Plan. Das war bei Niko Skugor schon anders, der dem Fußball wegen nach Deutschland kam und beim SV Neuhof anheuerte - der Verein habe ihm dann einen Job und eine Wohnung besorgt. Aber warum der große Schritt in ein anderes Land? „Ich wollte ein anderes Umfeld und eine neue Kultur kennen lernen“, begründet Skugor seine Entscheidung und Lekaj erklärt: „Ich bin abenteuerlich und wollte einfach etwas ausprobieren. Zudem sind die Perspektiven hier besser.“

Seit Januar (Skugor) und Februar (Lekaj) sind die beiden nun in Osthessen. In ihrer neuen Heimat hätten sie sich schon ganz gut eingelebt. „Mir gefällt es hier sehr gut, Hünfeld ist eine schöne Stadt“, sagt Lekaj, der aber zugibt: „An das Klima habe ich mich noch nicht ganz gewöhnt. Es ist zwar im Winter in Kroatien von den Temperaturen ähnlich, aber so viel Niederschlag kenne ich nicht.“ Und sein Kumpel Niko? „Es war am Anfang schwer, aber mit der Zeit lebe ich mich immer besser ein.“ Trotz dem positiven Eindruck der ersten Wochen hat der 22-jährige Lekaj einen großen Unterschied ausgemacht: die Ernährung. „Die ist bei uns eine ganz andere. Sibenik (Heimatort Lekajs, Anm. d. Red.) liegt direkt am Meer, jeden Tag gab es frischen Fisch. Das ist eine große Umstellung.“

Leon Lekaj, der beim HSV die Position des Innenverteidigers bekleidet, stammt aus der Jugend von HNK Sibenik, bei denen er einst als 16-Jähriger im Kader des Erstligisten stand. „Ich war dort aber nur Ersatzspieler“, erzählt Lekaj, den es über die Stationen NK Tresnjevka und NK Vrbovec 2014 nach Vodice zog. Bereits aus seiner Zeit in Sibenik kennt er Niko Skugor, mit dem er dort einige Jahre zusammen spielte. Der 23-jährige Skugor kam in den letzten Jahren viel rum. Von Sibenik ging es 2014 nach Dubrovnik, ein Jahr später wieder zurück und im gleichen Jahr weiter nach Vodice. Im Januar nun der Schritt ins Ausland. 

In ihrer Karriere in den höheren kroatischen Ligen verdienten sie ihren Unterhalt mit dem Fußball - und haben viel erlebt. „In der Jugend haben wir oft gegen Hajduk Split und Dinamo Zagreb gespielt, das waren immer Höhepunkte“, erinnert sich Lekaj, der selbst die Daumen für Dinamo drückt. „Und ich habe schon gegen Mateo Kovacic, der jetzt für Real Madrid spielt, gespielt.“ Hünfelds Innenverteidiger hat seinen Vater mit nach Deutschland gebracht und Skugor, der mit Mario Kartelo einen weiteren Weggefährten aus alten Zeiten in der Neuhofer Mannschaft hat, wartet noch, dass seine Freundin nachkommt. „Sie studiert noch, möchte aber danach auch hierher.“

Dass die beiden gleich in ihrem ersten Pflichtspiel für ihren neuen Klub aufeinander trafen, ist der nächste Zufall ihrer Geschichte. Ende Februar siegte Skugors Neuhof mit 4:1 in Hünfeld, die beiden Neuzugänge standen jeweils 90 Minuten auf dem Feld und sind schon Stammspieler geworden. Wie es war, gegen den alten Kollegen zu spielen? Dazu in 1.200 Kilometer fern der Heimat? „Es war ein merkwürdiges Gefühl, plötzlich gegeneinander zu spielen“, beschreibt Lekaj und hat eine eigene, nicht ganz ernst gemeint Erklärung für die Niederlage parat. „Er hätte mir leid getan, wenn er verloren hätte, deswegen haben wir Neuhof gewinnen lassen“, lacht Lekaj, der mit seinem HSV am Sonntag (15 Uhr) gegen Kellerkind Willingen gefordert ist. „Sie brauchen eigentlich gar nicht nach Hünfeld fahren, wir werden gewinnen“, gibt sich Lekaj selbstbewusst und siegessicher.

Sein Kumpel Niko bekommt es mit dem SV Neuhof mit Schlusslicht Schauenburg zu tun (Sonntag, 15 Uhr). Drei Punkte sind Pflicht und fest eingeplant. „Wenn wir ein frühes Tor schießen, sollten wir das Spiel gewinnen. Es darf nur nicht zu lange 0:0 stehen“, gibt Skugor die Marschroute vor. Wie ihre Ziele mit ihren neuen Klubs aussehen? „Diese Runde wollen wir ruhig zu Ende spielen und nächstes Jahr wieder oben angreifen“, sagt Lekaj, während Skugor noch nach anderen Sphären schielt. „Mit dem Klassenerhalt sieht es gut aus. Ich denke, dass wir es unter die ersten fünf schaffen können.“ (Tobias Herrling) +++

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