Frauenfest im Buchcafé
Ziele der Frauenbewegung sind nach wie vor aktuell
Fotos: Gudrun Schmidl
09.03.2016 / BAD HERSFELD -
Informationsstände, ein Internationales Buffet und ein Bücherflohmarkt gehörten zum Angebot des Frauenfestes am Dienstag, dem Internationalen Frauentag, das wie in jedem Jahr Höhepunkt der vom Frauennetzwerk im Landkreis Hersfeld-Rotenburg organisierten Frauenkulturwochen war. Gefeiert wurde traditionell im Buchcafé, erstmals im neuen Domizil am Brink 11. Der Internationale Frauentag, an dem weltweit zahlreiche Organisationen die volle soziale, wirtschaftliche, kulturelle und politische Gleichstellung von Frauen fordern, steht in diesem Jahr unter dem Motto „Zusicherung der Gleichheit“.
Der Internationale Frauentag hat eine lange Tradition. Die deutsche Sozialdemokratin Clara Zetkin (1857-1933) schlug im Kampf um Gleichberechtigung und Wahlrecht die Einführung eines solchen Tages vor, ohne jedoch ein bestimmtes Datum zu favorisieren. Die Idee dazu kam aus den USA. Dort hatten Frauen der Sozialistischen Partei Amerikas 1908 ein Nationales Frauenkomitee gegründet, welches beschloss, einen besonderen nationalen Kampftag für das Frauenstimmrecht zu initiieren. Der erste Frauentag wurde dann am 19. März 1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn und der Schweiz gefeiert, seit 1921 immer am 8. März. Viele wegweisende, positive Veränderungen für Frauen konnten seitdem gefeiert werden, aber längst nicht alle Ziele der Frauenbewegung wurden erreicht.
Schade, dass das Frauenfest unter diesen organisatorischen Fehleinschätzungen leiden musste, was letztendlich der guten Stimmung zum Glück nicht abträglich war. Antje Fey-Spengler am Saxophon und Martina Krüger am Klavier stimmten auf das Programm ein, bei dem die flotten Darbietungen von dem Internationalen Tanzverein Bebra, der Tanzgruppe „Taps on Fire“ und Philippinische Tänze für Begeisterung sorgten. Dass Freude am Tanzen keine Frage des Alters ist, bewiesen rüstige Damen und Herren mit Seniorentanz unter der Leitung von Christa Greiner, die sogar das Publikum zum Mittanzen auf die Bühne bat. Gern gesehen auf der Bühne sind jedes Jahr die „Tanzgruppe Balady“ unter der Leitung von Barbara Dibowski mit ihren orientalischen Tänzen und die Sinti Tanzgruppe Geg Ziro unter der Leitung von Sizilia Feik.
Sabine Koch bedauerte, dass den meisten Männer ihre Arbeit noch immer wichtiger ist als Zeit mit der Familie, bezieht sich dabei auf einen Artikel in der „Zeit“. Chancengleichheit wächst mit dem Teilen zwischen Mann und Frau in der Arbeitswelt wie in der Partnerschaft. Und auch der Nachwuchs kann sich glücklich schätzen, wenn er mit Eltern aufwächst, die sich Hausarbeit und Kindererziehung teilen, so wie es in vielen europäischen Ländern erfolgreich praktiziert wird.
Mit Musik und Tanz, unterstützt von zauberhaften, talentierten jungen Mädchen, gewährte der russlanddeutsche Frauenchor „Rjabinuschki“ unter der Leitung von Nelly Neufeld einen Einblick in russische Traditionen, aktuell das einwöchige Masleniza-Fest, bei dem vor dem großen Fasten der Völlerei und ausgelassenem Feiern gefrönt wird. Das Fest ist im Grunde der russische Karneval. Nelly Neufeld bedauert zu Recht: „Schade, dass die meisten Leute draußen sind“, hat aber einen Vorschlag: „Da müssen wir nächstes Jahr was anderes organisieren“.