Startup-Projekt vier Fuldaer Studenten

Webseite "Conact": "Begegnung zwischen Bürger & Flüchtling schaffen"

Anna, Daniel, Vera und Sarah
Fotos: Julius Böhm

01.03.2016 / FULDA - Unbehagen vor dem Unbekannten ist zunächst völlig natürlich und hat nichts mit Feindlichkeit zu tun. Nach Deutschland sind im letzten Jahr eine Million Menschen geflüchtet - auch nach Osthessen kamen tausende "Unbekannte". Wo Wille und Berührungspunkte fehlen, bleiben die Menschen "fremd". Die mehrsprachige Begegnungsplattform "Conact" will dieses Problem beseitigen: nämlich Begegnungen schaffen, kennen lernen, Unbehagen abbauen und die Gesellschaft offener machen.

Vier Studierende der Fuldaer Hochschule haben sich das mit ihrem Projekt auf die Fahnen geschrieben. Vera Link (22), Anna Korschinek (21), Daniel Kay (31) und Sarah Wiedemann (23) studieren alle in sozialen Fachbereichen in Fulda. "Wir haben und hatten alle in unterschielicher Art und Weise mit Geflüchteten zu tun. Wir wollen eine Lücke schließen, um Kontakt zwischen den Menschen herzustellen", erzählt Vera im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS.

Webseite mit drei Säulen

Das Herzstück der Webseite ist ein Kalender. Es geht um Veranstaltungen für und mit Flüchtlingen und Ereignisse, bei denen die Menschen, die nach Deutschland geflohen sind, herzlich gerne eingeladen sind. "Das muss nichts großes sein. Egal ob Dorffest oder einfach gemeinsamer Sport in einer kleinen Gruppe - wir wollen die Plattform dafür bieten, miteinander Kontakt aufzunehmen über ein Medium, das fast jedem zugänglich ist. Das Internet", ergänzt Anna.

IT-Spezialist Daniel hat eine einfache Maske entwickelt, mit der jeder Nutzer selbst Termine und Veranstaltungen eintragen und kategorisieren kann. "Das Ziel ist es, dass die Hürde, auf Fremde zuzugehen, sinkt, dass man sich kennenlernt und Ängste und Vorurteile abgebaut werden", erklärt Sarah das Prinzip, "man muss sich auch in die Lage des Geflüchteten versetzen. Auch er hat Angst. Kann ich mich verständigen? Bin ich dort überhaupt willkommen? Wir wollen Begegnungen ermöglichen."

Zwei Informationsseiten liefern Bürgern und Flüchtlingen Informationen. "Die Situation ist extrem unübersichtlich. Es herrscht viel Unwissen", weiß Vera. Informationen über die Unterbringungen, die Rechte der Flüchtlinge und über das Geld beantworten diese Fragen. Auch, wo man selbst mithelfen und anpacken kann. "Für die Flüchtlinge haben wir Informationen, welche Anlaufstellen es gibt, welche Angebote Vereine, Verbände und Behörden haben und wo sie sich über Kultur, Sprache und Verhalten informieren können." Alle Inhalte werden in die Sprachen Arabisch, Persisch, Englisch, Französisch und Tigrinya (Äthiopien und Eritrea) übersetzt. "Da arbeiten wir mit Geflüchteten zusammen, die uns bei der Übersetzung helfen."


Mitte März soll "Conact" als Webseite mit mobiler Ausrichtung online gehen. Behörden des Landkreises Fulda, soziale Träger und Flüchtlingsinitiativen unterstützen die vier Studierenden, die Fulda ein Stückchen offener machen wollen, bereits. "Eine diskriminierungsfreie Gesellschaft wäre natürlich das Traumziel", sagt Anna, "wenn wir zunächst durch Begegnung Vorurteile und Ablehnung abbauen können, haben wir schon viel erreicht." (Julius Böhm) +++

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