Das letzte Derby im Rückblick

Unansehnliches Spiel endet unschön - Borussia Fulda siegt verdient

Jubel bei den Borussen über das 1:0.
Fotos: Frank Hau

25.07.2017 / FUSSBALL - Wenig Fußball, viele Emotionen: das Hessenliga-Derby zwischen dem SV Flieden und Borussia Fulda am Samstag war wie erwartet kein Leckerbissen. Auf tiefem, seifigem Boden war der Gast die bessere Mannschaft und hätte höher als 1:0 (1:0) gewinnen können. Derby-Stimmung kam nur in Durchgang zwei auf – mit einem unrühmlichen Höhepunkt.



Kurz vor Ende eines unansehnlichen Derbies wurde es unschön: Fuldas Kapitän Mark Jaksch holte unmittelbar vor der Fliedener Bank Stürmer Fabian Schaub von den Beinen und sah von Schiedsrichter Timo Wlodarczak die rote Karte. Es folgten hitzige Szenen, die Emotionen kochten über. Die Buchonen um Trainer Meik Voll reklamierten lautstark und mit unschönen Worten. Die Fans der Borussen, die sich nur wenige Meter entfernt positioniert hatten, machten sich auf dem Weg zur Bank. Es entstand ein Kuddel-Muddel aus Protesten, Tumulten und Gesten. Zu allem Überfluss flog aus dem Lager der Gäste-Fans eine Flasche auf das Spielfeld – ein Nachspiel droht.

 „Dass ich so emotional reagiere, liegt daran, dass ich natürlich meine Spieler schützen will“, gab Fliedens Trainer Meik Voll im Nachklang zu Protokoll. „Es war eine klare rote Karte und jeder weiß, was bei uns los ist, wenn Fabian Schaub ausfällt.“ Sein Gegenüber, Thomas Brendel, habe die Entscheidung, Jaksch zum Duschen zu schicken, nicht richtig sehen können. „Ich konnte die Szene nicht richtig sehen. Aber es war wohl ein Foul.“ Die Meinungen über diese Aktion gingen auch bei den (neutralen) Zuschauern auseinander. Keine zwei Ansichten gab es hinterher aber über das Resultat, denn ja, es wurde auch noch Fußball gespielt. Wenn auch nur in der ersten halben Stunde.

Die Borussen waren von Beginn an die spielstärkere und tonangebende Mannschaft gewesen und hätten in Durchgang eins schon höher als 1:0 führen können. Erst kam Marcel Trägler nach einem Zuckerpass von Imal Schersadeh einen Tick zu spät (7.), dann vergab Neuzugang Sebastian Schmeer nach toller Kombination von Jaksch und Ingmar Merle aus halblinker Position fünf Meter vor dem Tor (15.). Der im Winter aus Kassel gekommene Stürmer war auffälligster Akteur und fast für jede gefährliche Aktion verantwortlich. Nach 20 Minuten landete sein Kopfball nach Flanke von Felix Beck an die Latte – die beste Gelegenheit bis dato.

 Von Flieden war wenig bis nichts zu sehen. Die Hausherren probierten überwiegend mit „Langholz“ zum Erfolg zu kommen und schlugen gefühlt jeden zweiten Ball hoch nach vorne. Ein Fallrückzieher von Fabian Schaub war zwar sehenswert, aber auch nicht zwingend (32.) und Schaubs Freistoß von der Strafraumkante misslang gründlich (35.). Kurz darauf besorgte Schmeer nach Traumpass von Leon Pomnitz die verdiente Führung für die Gäste (38.). Fuldas Mittelfeldstratege schickte den Neuzugang steil und der blieb vor Fliedens Torwart Lukas Hohmann eiskalt. „Das war zu diesem Zeitpunkt absolut verdient“, sagte Brendel. Fast aus dem Nichts dann beinahe der Ausgleich: Eine Ecke von Marco Gaul bugsierte Nico Hohmann per Kopf in die lange Ecke, doch Felix Beck kam gerade noch an das Leder und klärte für den bereits geschlagenen Tobias Wolf.

Im zweiten Abschnitt wurde dann kaum noch Fußball gespielt. Es war ein fußballerischer Magerquark – fettreduziert und ohne Geschmack. Binnen zehn Minuten tauchte die Borussia dreimal gefährlich vor Hohmann auf, ließen aber die Konsequenz vermissen. Pomnitz und Schmeer liefen einen Gegenstoß, der Pass von Fuldas Nummer acht auf Schmeer kam aber zu ungenau – Außennetz (49.). Dann probierte sich Ingmar Merle nach Vorlage von Pomnitz aus spitzem Winkel (54.) und Trägler scheiterte an Hohmann (55.). Das sollte bis Jaksch‘ roter Karte die letzte nennenswerte Aktion gewesen sein.

 „Wir haben es verpasst, das Spiel frühzeitig zu entscheiden und müssen dann zittern“, sagte Brendel über die Schlussphase, in der den Buchonen beinahe der Ausgleich gelungen wäre. Marco Gaul tauchte nach Zuspiel von Schaub vor Torhüter Wolf auf, der zur Ecke parierte (90.+2). Diese und eine weitere Ecke später klärten die Borussen mit vereinten Kräften und sicherten sich den hochverdienten Derby-Sieg. „Wir waren viel zu weit weg, sind nicht in die Zweikämpfe gekommen und haben nicht das gespielt, was wir uns vorgenommen haben“, haderte Voll. Denn selbst aus dem erhofften Vorteil der schlechten Platzverhältnisse wurde nichts, weil die Borussia entschlossener auftrat und den größeren Willen an den Tag lag. Mit diesem Sieg zog der Aufsteiger an Flieden vorbei und bestätigte seine Entwicklung unter Thomas Brendel. (Tobias Herrling) +++

DIE STATISTIK ZUM SPIEL:

SV Flieden: Lukas Hohmann - Nico Hohmann, Andreas Drews, Sascha Rumpeltes, Felix Hack (46. Leonardo Kovacevic) - Andre Leibold, Gabriel Müller (60. Jan-Niklas Jordan), Lukas Heil - Marco Gaul, Sascha Gies (46. Julian Ankert) - Fabian Schaub.

Borussia Fulda: Tobias Wolf - Benjamin Fuß, Nikola Milankovic, Vedran Jerkovic, Felix Beck - Mark Jaksch, Imal Schersadeh - Ingmar Merle (81. Matija Poredski), Leon Pomnitz, Marcel Trägler (87. Cino Schwab) - Sebastian Schmeer (90.+2 Daniel Schirmer). 

Schiedsrichter: Timo Wlodarczak (Bebra).

Zuschauer: 2.000.

Tor: 0:1 Sebastian Schmeer (37.).

Rote Karte: Mark Jaksch (Fulda, 84., Foulspiel) +++

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