„Wer den Wind sät…“
Sparkassen-Forum: Dr. LÜDERS rechnet mit westlicher Politik ab
Fotos: Stefanie Harth
13.02.2016 / BAD HERSFELD -
Er ist für seine provokativen Thesen bekannt – und teilweise auch umstritten. Beim diesjährigen Sparkassen-Forum beleuchtete Nahost-Experte, Publizist und Autor, Dr. Michael Lüders, am Freitagabend das Spannungsverhältnis zwischen dem Westen und der arabisch-islamischen Welt. Seinen Vortrag hatte der Politik- und Islamwissenschaftler unter den Titel „Terror im Namen Gottes? Über die Ursachen islamischer Gewalt von Paris bis Bagdad“ gestellt. Die Bad Hersfelder Stadthalle? Bis auf den letzten Platz gefüllt. Das Thema? Brandaktuell, in Zeiten der Krisen, der Gewalt und der nicht enden wollenden Flüchtlingsströme.
Bis zum heutigen Tag hätte sich am „Grundmuster westlicher Interventionen in der arabisch-islamischen Welt“ nicht viel verändert, lenkte Dr. Lüders den Blick auf Syrien. „Wir, ‚die Guten‘, unterstützen ‚gemäßigte‘ Rebellen im Kampf gegen Baschar al-Assad, obwohl mindestens die Hälfte der Syrer hinter ihm steht.“ Moral ist, wenn man sie politisch umzusetzen versucht, gefährlich, warnte er. Und immer wieder greife dasselbe Schema: „Die Guten, das sind wir, und die Bösen, das sind die Russen, Putin und der Islam – ein sehr einfaches Bild, das da konstruiert wird. Warum kritisieren wir das Russland Putins, wenn Frankreich auf Kosten der Rechtsstaatlichkeit, einen starken Staat aufbauen will.“ So dürfe die Polizei infolge der Anschläge in Paris ohne richterlichen Beschluss Wohnungen stürmen und durchsuchen.
Sicherlich könne und werde die Integration der Einwanderer gelingen, aber zugleich auch zu Zerwürfnissen führen. In Hysterie zu verfallen, sei sinnlos: „Wir müssen uns daran gewöhnen, dass wir in unsicheren Zeiten leben, uns mitten in einer Umbruchphase befinden“, meinte der gebürtige Bremer, um darauf zu verweisen, dass Realitätsverleugnung eine gewichtige Rolle in der europäischen Politik spiele.
Übrigens: Wer sich näher mit den Thesen von Dr. Lüders beschäftigen möchte, dem sei dessen aktuellstes Werk, das im Verlag C.H.Beck unter dem Titel „Wer den Wind sät. Was westliche Politik im Orient anrichtet“ erschienen ist, empfohlen. Das Sachbuch bildete die Grundlage für die Ausführungen des Nahost-Experten beim Sparkassen-Forum in der Bad Hersfelder Stadthalle. (Stefanie Harth) +++