Rund 550 Gewerkschafter

"Jugend und Geschlechtergerechtigkeit" - Neujahrstreffen der IG BCE


Fotos: Gerhard Manns

23.01.2016 / SCHENKLENGSFELD - Rund 550 Gewerkschafter - und damit aufgrund des Wetters deutlich weniger im Vergleich zu den Vorjahren - kamen am Samstagvormittag in die Schenklengsfelder Großsporthalle zum Neujahrstreffen der Gewerkschaft IG BCE. Neben den üblichen Reden hatten die Gewerkschaftler genügend Zeit um bei Linsensuppe mit Würstchen, einem Bergbauschnaps und Musik der Bergmannskapelle Wintershall miteinander zu "schwätzen". Dabei standen die aktuellen Themen im Mittelpunkt.

In Osthessen vertritt die IG BCE in erster Linie die Mitglieder bei K+S oder Conti in Bebra. Der Landesbezirk Hessen-Thüringen hat rund 22.000 Mitglieder. "Wohin geht es mit der Kaliproduktion?", frage etwa Friedrich Nothhelfer, Bezirksleiter der IG BCE Kassel. Das Dreieck Umwelt, Wirtschaft und Soziales müsse in Einklang gebracht werden. Die Menschen seien verunsichert. Ziel sei es eine generelle Genehmigung für die Ableitung des Salzwassers zu bekommen. Derzeit ist eine Übergangslösung in Sachen Versenkerlaubnis in Kraft.

K+S dürfe nicht nur das Interesse seiner Aktionäre im Blick haben. 2015 war ein turbulentes Jahr für die Kaliregion, sagte die Erste Kreisbeigeordnete Elke Künholz in ihrem Grußwort. Arbeitsplätze zu sichern, Unklarheiten zu beseitigen und aktraktive Ausbildungsplätze zu erhalten seien Ziel des Landkreises, nicht nur beim Kaliproduzenten. Den Arbeitnehmern müssen Perspektiven geboten werden, um ein Abwandern in die Ballungsregionen zu verhindern. "Es geht nur gemeinsam und mit Herz für die Region", sagte Künholz zu den Gewerkschaftlern.

Hauptrednerin des Neujahrstreffens war die aus Kassel stammende Petra Reinbold-Knape. Sie ist Mitglied des Hauptvorstandes der IG BCE. In ihrem Beitrag ging Reinbold-Knape auf die aktuellen politischen Themen ein. Unsicherheit und Angst seien ein Sammelbecken für die AfD. Die IG BCE erteile den rechten wie linken Randgruppen eine klare Absage. Gewerkschaftspolitisch nannte Reinbold-Knape eine aus ihrer Sicht verfehlte Energiepolitik in Deutschland. Der Ausstieg aus der Kohleproduktion sei falsch. Die Unternehmen - auch in Osthessen - seien auf eine sichere und bezahlbare Stromversorgung angewiesen. Dazu gehöre nicht der Zukauf von Strom aus der Kohleproduktion im Ausland. Energiepolitik müsse umweltverträglich, wirtschaftlich und sozial gestaltet sein. Ihre Rede stand unter dem Slogan "125 Jahre IG BCE - und kein bisschen leise". "Das versprechen wir uns gegenseitig". Sie dankte allen Gewerkschaftsmitgliedern und Funktionären gerade auch an der Basis für ihr Engagement.

"Die Welt wird komplizierter. Darauf müssen wir uns einstellen", sagte Nothhelfer und nannte etwa die veränderte Arbeitswelt. Die Industriegewerkschaft setze insbesondere auch auf die Jugend. Sie seien die Zukunft und würden später die Gewerkschaft und Betriebsräte bilden. Ein weiteres Highlight der Gewerkschaftsarbeit sei die Initiative Gerechtigkeit. Mit der Charta der Gleichstellung setzt sich die IG BCE für gleiches Entgelt für Frauen und Männer ebenso wie für gleiche berufliche Entwicklungschancen ein. Weitere Aspekte sind dabei neben einer Existenz sichernden Arbeit auch lebensphasenorientierte Arbeitszeiten. Sie verpflichtet sich zudem, mit den Partnerinnen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verbänden für mehr Frauen in Führungspositionen zu sorgen und Netzwerke für Frauen zu bilden und zu unterstützen.

Neben den Mitgliedern - als neuestes Mitglied erhielt Philippsthals Bürgermeister Ralf Orth die Mitgliedsnadel ("war eine Herzensangelegenheit, ich bin auch Mitglied der Gewerkschaft Ver.di", sagte Orth später) - waren zahlreiche weitere Bürgermeister, Landrat Reinhold Krebs aus dem Wartburgkreis, die Erste Kreisbeigeordnte Elke Künholz, der Landtagsabgeordnete Torsten Warnecke sowie mehrere hochrangige Vertreter etwa der K+S AG und B.Braun Melsungen gekommen. Nach dem traditionellen Singen des Steigerliedes stießen sie mit dem Bergmannsschnaps auf ein hoffentlich erfolgreiches und gesundes Jahr 2016 an. (Hans-Hubertus Braune) +++

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