3.000 Übergriffe auf Polizisten

Polizeipräsident HOFF: "Gewalt ist erschreckend" - GdP fordert Schutzparagraph 112

Die Qualität von Gewalt nimmt stetig zu - nicht nur in den Großstädten, auch in den ländlichen Regionen wie in Osthessen.
Fotos: Hendrik Urbin

09.01.2016 / FULDA - Die Gewalt gegen Polizisten nimmt zu. Nach der tödlichen Attacke auf einen Schutzmann in Herborn am Heilig Abend ist letzten Donnerstag in Eichenzell bei Fulda ein weiterer Routineeinsatz eskaliert. Ein Mann hat im Rahmen einer Personenkontrolle die Beamten mit einem Messer angegriffen und drohte "Ich mach euch kalt". Er nahm einen Praktikanten in den Schwitzkasten, wollte ihm die Dienstwaffe aus dem Holster entreißen und trat einer Polizistin gezielt gegen das Knie. Alle Beteiligten wurden verletzt. Zum Glück konnte das Streifen-Team die Einsatzlage wenden, den Mann überwältigen und festnehmen.

Osthessens Polizeipräsident Alfons Georg Hoff verurteilte die Aggressivität scharf und sagte am Freitag im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS: "Diese Art von Gewalt ist erschreckend. Zum Glück haben es die Beamten geschafft, die Lage ohne ernsthafte Verletzungen zu beenden. Routine kann schnell gefährlich werden, das erleben wir im täglichen Einsatz." Hessenweit nehmen die Übergriffe auf Polizeibeamte zu. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) spricht von über 3.000 Fällen im Jahr 2014. "Die Gewalt gegen den Staat nimmt zu, somit auch gegen die Polizei als Vertreter des Staates", betonte Fuldas Polizei-Sprecher Martin Schäfer.

Forderungen an die politisch Verantwortlichen in der Landesregierung formuliert die GdP mit Nachdruck. Deren hessischer Landes-Vize Ewald Gerk - selbst Polizeibeamter - sagte zu O|N: "Wir brauchen unbedingt mehr Personal auf den Dienststellen. Im Fall wie in Eichenzell muss es möglich sein, dass eine zweite oder dritte Streife schnell vor Ort ist." Die Zahlen der Attacken müssten drastisch nach unten gehen, so der stellvertretende Landeschef. Und sein Kollege Karsten Bech, Bezirksvorsitzender in Osthessen, ergänzte: "Die Politik muss deutlich machen, dass Angriffe auf Polizisten und Rettungskräfte absolut tabu sind. Wir brauchen jetzt endlich den lange geforderten Schutzparagraphen 112." Demnach gehören Gewalttäter schnell und mehrere Jahre hinter Gitter.


Die Qualität von Gewalt nimmt stetig zu - nicht nur in den Großstädten, auch in den ländlichen Regionen wie in Osthessen. Dem muss ein Riegel vorgeschoben werden und die ganze Härte des Gesetztes muss greifen. Und deshalb ist die Politik gefordert und muss handeln. Sie muss etwas dafür tun, dass sich auch zukünftig junge Menschen für den Polizeiberuf entscheiden und der Traum, Schutzmann zu sein, nicht zum Albtraum wird. (Christian P. Stadtfeld). +++

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