✕

WIELOCHS WIRRE WELT (113)

Eklat bei Kindermusical: Arschlöcher und Vollpfosten als Statisten


Montage: Nicole Wagner

08.01.2016 / REGION - Bad Hersfeld hat wieder mal einen Theater-Skandal, ausnahmsweise geht es aber nicht um die Festspiele. Die Aufführung des Kindermusicals „Die Eiskönigin – Völlig unverfroren“ erregt die Gemüter und hat bereits hunderte Beschwerden sowie erste Anzeigen wegen Betrugs nach sich gezogen. Medienberichten zufolge hatten die Besucher der Stadthalle in der Lullusstadt und wenige Tage später auch Musical-Freunde in Eschwege zwischen 27,50 Euro und 35 Euro pro Karte berappt. Statt der versprochenen 80 Minuten wurden sie jedoch lediglich knapp 40 Minuten mehr oder weniger unterhalten. Der Radiosender FFH berichtete von einer laienhaften Inszenierung mit schwarz vermummten Statisten, die lediglich Figuren über die Bühne geschoben hätten. Der „HNA“ zufolge riefen aufgebrachte Zuschauer die Polizei, und verschreckte Kinder wollten schon nach wenigen Minuten wieder nach Hause. Der Veranstalter ist übrigens untergetaucht.



Die spannende Frage: Wer waren die amateurhaften und vermummten Gestalten, die lustlos die Eiskönigin und deren Disney-Kollegen über die Bühne bugsierten und den Kindern Angst einflößten? Intensive Recherchen haben ergeben, dass das Kindermusical in Bad Hersfeld und Eschwege als Resozialisierungsmaßnahme der hessischen Landesregierung gedacht war. „Wir wollen uns nach den verbalen Entgleisungen der vergangenen Tage dafür stark machen, dass künftig auch im Internet wieder ein gesitteterer Umgang gepflegt wird“, teilte die zuständige Pressestelle in Wiesbaden mit und ergänzte: „Bei den Figurenschiebern handelte es sich um Arschlöcher und Vollpfosten.“

Unter anderem waren die von CDU-Generalsekretär Peter Tauber als Arschloch und diese Woche von Wiesbadens Oberbürgermeister Sven Gerich als Vollpfosten titulierten Facebook-Pöbler dazu verdonnert worden, Gutes zu tun und Kinder zu unterhalten. Auch die Fuldaer, die den Oberbürgermeister der Barockstadt als „Vollpfosten“ im Internet bezeichnet hatten, mussten unter einer schwarzen Stoffbahn versteckt im Musical mitwirken.

„Wir haben die intellektuellen und sozialen Fähigkeiten dieser Flachschippen falsch eingeschätzt. Dabei hätten wir eigentlich gewarnt sein müssen, weil diese Arschlöcher und Vollpfosten im psychologischen Test kollektiv ,Niveau’ als Creme definiert haben“, erklärte das zuständige Ministerium in einer schriftlichen Stellungnahme. Am kommenden Samstag sollen die Facebook-Pöbler jetzt erneut Buße tun und am Ball der Stadt Fulda eine wichtige Aufgabe übernehmen: „Die Drecksäcke dürfen ausnahmsweise sie selbst sein und den Müll einsammeln“, heißt es zum Abschluss der Pressemitteilung.

Kinder und ihre Eltern, die in Bad Hersfeld die Skandal-Inszenierung besucht hatten, erhalten für Samstagabend übrigens ein Gratis-Ticket. Ab 23.30 Uhr führen die Müll-Sammler nämlich zur Strafe ihr neues Musical auf: „Dirty Dancing“. (Jochen Wieloch)+++

X