Barrierefreie Sprache
Leichte Sprache als Herausforderung: NachrichtenWerk in Aktion
23.12.2015 / FULDA -
Leichte Sprache ist nicht einfach – damit Menschen mit Behinderung möglichst viel verstehen können, müssen sich die Produzenten von Texten aller Art selbst ganz schön disziplinieren. Nicht zu kompliziert, konkret, kurz, prägnant soll Sprache sein. Zum internationalen Tag für Menschen mit Behinderung besuchte Bischof Heinz Josef Algermissen das NachrichtenWerk von antonius – Netzwerk Mensch, um sich die Arbeit von Bastian Ludwig und seinem Prüferteam genauer anzusehen.
Rainer Sippel, antonius-Geschäftsführer, hatte eingeladen. „Wir wollen zeigen, dass es bei Barrierefreiheit nicht nur um Bürgersteige oder Türenbreite geht. Auch Sprache ist ein wichtiges Mittel zur Teilhabe.“ Ludwig ist hauptberuflich Lehrer und arbeitet eng mit Isabel Zimmer, Ulrike Guhr und Roman Hein zusammen. Er übersetzt oder verfasst Texte und gibt diese dann weiter an die Prüfer. Dort kommt dann wirklich jedes Wort unter die Lupe.
Bischof Algermissen zeigte Interesse an der Zugänglichkeit von Sprache, gerade für Familiengottesdienste an Weihnachten seien solche Impulse wichtig. Doch sah er auch die Herausforderungen der leichten Sprache: „Das Gesagte darf aber nicht falsch werden – theologisch muss es korrekt bleiben.“ Und tatsächlich kommt leichte Sprache gerade bei philosophischen Texten an ihre Grenzen. Denn Metaphern, zwischen den Zeilen Gemeintes oder Doppeldeutigkeiten sind in der leichten Sprache tabu. Komplizierte Interpretationsansätze und abstrakte Gedankengänge mit leichter Sprache abbilden zu wollen, verstößt im Grunde auch gegen ihre eigentliche Bestimmung. Denn es geht in erster Linie darum, Informationsfreiheit für alle herzustellen und Menschen mit Behinderung teilhaben zu lassen.
Ist alles verständlich? Verständnis der Prüfer ausschlaggebend
Leichte Sprache soll Menschen helfen, Texte oder Gesprochenes besser zu verstehen. Nicht nur Behinderungen können Grund für Nicht-Verstehen sein, auch eine andere Muttersprache oder Lese- und Lern-Schwierigkeiten sind Barrieren. Und leichte Sprache soll diese Barrieren abbauen. Bei Ämtern, im Internet, beim Einkaufen: Überall gibt es Hürden, die nach dem Bundesteilhabegesetz abgebaut werden sollen. Denn vor dem Gesetz darf niemand benachteiligt werden.
Ein ganz einfaches Beispiel: Ein Zeitungsbericht über das Bundesteilhabegesetz ist in schwerer Sprache geschrieben. Deswegen verstehen ihn gerade die nicht, für die das Gesetz gemacht wurde. Also gibt es in „Das Parlament“, einer Zeitung des Bundestages, die Rubrik leichte Sprache. Und die Inhalte kommen vom NachrichtenWerk aus Fulda. Mehr Informationen unter http://www.nachrichtenwerk.de/ . (Anna Medlin)+++