Weihnachtsmesse im überfüllten Dom
ALGERMISSEN: „Kirche muss sich für umfassendes Lebensrecht starkmachen“
Fotos: Hendrik Urbin
25.12.2015 / FULDA -
Die Weihnachtsbotschaft verändert Menschen von Grund auf
Die Botschaft der Weihnachtsnacht „Fürchtet euch nicht!“ könne man gerade in diesem schwierigen Jahr, das für viele eine Wende sei, als tröstliches und befreiendes Evangelium auf sich beziehen, so Bischof Algermissen. Diese Botschaft verändere den Menschen, der glaube, von Grund auf. „Derart erneuerte Menschen, von Gott gewollt und angenommen, mit einer unwiderruflichen Würde beschenkt, dürfen sich mit den Fakten, die diese Welt setzt, nicht einfachhin abfinden.“ So würden die Christen immer häufiger als Fremdkörper empfunden, als „Störenfriede in einer neuheidnischen Gesellschaft“, deren Konsense sie nicht mitzutragen bereit seien.
Die alles verändernde Botschaft, dass der unendliche Gott unser Fleisch und Blut angenommen, sich vom Schrei der Geburt bis zum letzten Atemzug eines Sterbenden in unser Leben begeben hat, bedeute nicht, dass Weihnachten einem in einem billigen Sinn die eigenen Ängste ausreden wolle. „Die Botschaft des Festes beschönigt und verharmlost keineswegs die Angst, verdrängt und verscheucht sie nicht.“ Bei einem Kind, das in seinem dunklen Kinderzimmer Angst habe, könne die Öffnung der Tür, durch die Licht hereinfalle, bewirken, dass es merkt, dass es mit seiner Angst nicht allein sein muss. „Dieser Lichtstrahl kann tatsächlich als fundamentales Zeichen begründeter Hoffnung verstanden werden.“ Es komme im menschlichen Leben entscheidend darauf an, „dass wir unsere Ängste nicht, mit welchen Mitteln auch immer, verscheuchen müssen, sondern uns vielmehr in all den Formen der Angst in der Dunkelkammer unseres Lebens dem Licht öffnen, von dem Johannes in seinem Evangelium sagt, es würde in der Finsternis leuchten“.
Das bestätige auch der große Theologe Karl Rahner: „Alles an diesem Fest lebt vom Glauben an die Menschwerdung Gottes, oder es stirbt und wird zur Illusion. Weihnachten heißt: er ist gekommen. Er hat die Nacht hell gemacht. Er hat die Nacht unserer Finsternisse, die Nacht unserer Unbegreiflichkeiten, die grausame Nacht unserer Ängste und Hoffnungslosigkeiten zur Weihnacht, zur Heiligen Nacht gemacht.“