Mehr frühkindliche Bildung

Fachtag bringt Erzieherinnen, Tagespflege und Eltern an einen Tisch

Die Bildungstränge laufen aus verschiedenen Richtungen zusammen
Foto: D. Heydenreich

15.12.2015 / FULDA - „Kita beziehungsweise Kindertagespflege und Familien gehören näher zusammen, wenn es um das Thema Bildung geht“, so lautete die Kernbotschaft eines Fachtags, zu dem die Fachstelle Kindertagespflege und die Kindergartenfachberatung des Landkreises Fulda Erzieherinnen, Kindertagespflegepersonen und Eltern ins ITZ Fulda eingeladen hatte.



Warum eine größere Schnittmenge zwischen Erziehungsfachkräften und Eltern sinnvoll und notwendig ist, erläuterte Daniela Macsenaere vom Institut für Kinder- und Jugendhilfe in Mainz in ihrem Impulsvortrag. „Der erste und wichtigste Bildungsort für Kinder ist die Familie. Sie bildet das Fundament für Bildung“, betonte die Referentin, die in diesem Zusammenhang auch auf entwicklungspsychologische Aspekte einging. Eine stabile und emotional sichere Bindung zwischen Eltern und Kind, Feinfühligkeit bei der Wahrnehmung der kindlichen Bedürfnisse, promptes Reagieren auf diese Bedürfnisse sowie Anregungsreichtum seien, so Macsenaere, entscheidende Bildungsfaktoren.

Doch wie lässt sich die Schnittmenge zwischen Eltern und Erziehungsfachkräften vergrößern, damit Bildungswege tatsächlich gemeinsam gestaltet werden können? „Kitas und Kindertagespflege als Bildungsorte bieten unglaublich viele Anregungen“, sagte die Referentin. Über Projekte könne die Zusammenarbeit zwischen Kita, Kindertagespflege und Eltern noch weiter intensiviert werden.

Ob ein Wald-Erlebnistag, gemeinsames Malen, Kochen oder Backen – die Themen seien eigentlich austauschbar. Ziel sei es, dass sich die Kinder bei ihrem Tun wertgeschätzt fühlten, sich selbst erprobten und als kompetent erleben könnten. „Außerdem ist es eine große Chance, bei dieser Form des Miteinanders die Einschätzung der Betreuungskräfte sowie die Sicht und das Befinden der Eltern zu erfahren“, unterstrich Macsenaere. Die Zusammenarbeit auf Augenhöhe, das Beobachten, Verstehen und Verbessern von Bildungsprozessen sowie die Stärkung der Kinder in ihrem Selbstkonzept bildeten die Grundlage für eine gelingende Bildungs- und Erziehungspartnerschaft.

Das partnerschaftliche Miteinander ist laut Macsenaere insbesondere bei der bewussten Gestaltung von Übergängen – von der Krippe oder der Kindertagespflege in den Kindergarten oder vom Kindergarten in die Grundschule – wichtig. „Übergänge sind ein Motor für Entwicklung“, betonte Macsenaere. „Es ist unsere gemeinsame Verantwortung als Erwachsene, diese Übergänge zu gestalten.“

Bei der anschließenden Gesprächsrunde, die von Judith Knab vom Institut für Kinder- und Jugendhilfe moderiert wurde, berichteten Erziehungsfachkräfte aus ihrer täglichen Praxis und Eltern über ihre persönlichen Erfahrungen, die sie bei der Eingewöhnung und Übergangsgestaltung gesammelt haben. Dabei wurde deutlich, dass nicht nur die Kinder vor vielfältigen Entwicklungsaufgaben stehen, sondern auch Eltern die Übergänge als Herausforderung erleben. Deshalb sollten Fachkräfte bei ihrer Arbeit nicht „nur“ das Kind, sondern bestenfalls die ganze Familie im Blick haben. „Doch Partnerschaft muss beidseitig gewollt sein und von beiden Partnern gepflegt werden“, unterstrichen Judith Knab und Daniela Macsenaere. Ob und wie die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Erziehungsfachkräften und Eltern gelingen kann, wurde anschließend in Kleingruppen erarbeitet.

„Wir freuen uns über das lebendige Miteinander, das wir beim Fachtag erlebt haben“, so die Organisatorinnen des Landkreises. „Ein Fachtag in dieser Zusammensetzung ist sicher keine Selbstverständlichkeit. Doch es hat sich gezeigt, dass es gut ist, mit und nicht über die Eltern zu reden.“ Erster Kreisbeigeordneter und Jugendhilfedezernent Frederik Schmitt betont: „Die Familie ist der zentrale Ort für Bildung. Dort werden die Grundlagen gelegt. Es ist aber auch wichtig, Kitas und Kindertagespflege als weitere Bildungsorte eng mit den Familien zu verknüpfen.“ +++

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