Konrad ZUSE- Erfinder, Unternehmer, Künstler

20. Todestag von Konrad ZUSE - Bad Hersfeld ehrt mit Ausstellung

Prof. Lothar Seit eröffnete die Ausstellung im Beisein zahlreicher interessierter Gäste.
Fotos: Gudrun Schmidl

06.12.2015 / BAD HERSFELD - Am 18. Dezember 1995 verstarb Konrad Zuse in seiner Wahlheimat Hünfeld, der Stadt, die sich das Privileg der offiziellen Zusatzbezeichnung als „Konrad-Zuse-Stadt“ gesichert hat. Dort wurde er auch begraben. In Hünfeld trägt der Stadtplatz seinen Namen, das Heimatmuseum, der Bahnhof der Deutschen Bahn, ein Vier-Sterne-Hotel und die Berufsschule sind ebenfalls nach ihm benannt. In Bad Hersfeld hat der Computer-Pionier als Unternehmer Geschichte geschrieben. Das damalige Verwaltungsgebäude mit seinem „Vogelbau“ auf dem Dach im heutigen Konrad-Zuse-Industriepark und das Konrad-Zuse-Denkmal vor der Stiftsruine erinnern noch an sein Wirken.



Anlässlich seines 20. Todestages zeigt die Stadt Bad Hersfeld nach 34 Jahren wieder eine Zuse-Gemäldeausstellung, dieses Mal in der Wandelhalle im Kurhaus, die am Freitagabend durch den Stadtverordnetenvorsteher Prof. Lothar Seitz eröffnet wurde. Im Beisein zahlreicher interessierter Gäste, darunter viele ehemalige „Zuseaner“, übernahm der mit der Stadtgeschichte bestens vertraute Bäckermeister und Stadtverordnete Hans-Heinrich Jäger die Einführung in die Ausstellung. Dank der Kurt-Pauli-Stiftung ist es gelungen, zwar keine Originale, aber vorzügliche Reproduktionen zu präsentieren, die Reinhold Schott als Kulturbeauftragter und Organisator der Ausstellung, im „Zuseum“ in Bautzen abholte.

Die Stiftung, die sich um das Andenken des Visionärs verdient macht, kommt zu dieser Einschätzung: „Konrad Zuse – eine Persönlichkeit humanistischer Prägung, Berliner Humor, Berliner Toleranz, Glaube an das Unentdeckte, Freude am Lernen und Erkennen, seiner Kreativität verpflichtet – ein erster Hauch von Sendungsbewusstsein. Seine spätere Malerei gab ihm Entspannung und Erfüllung. Er hatte als Persönlichkeit jene Erfindung hinter sich, die ihm einen exponierten Platz in der Weltgeschichte gibt – nicht als Tüftler, sondern als Stratege des Humanismus. Er bezog die Spannung seines Werkes auf sich selbst, aus seiner wissenschaftlichen und musischen Dualität und der Suche nach seiner spezifischen künstlerischen Wahrheit“.

Konrad Zuse, am 22. Juni 1910 in Berlin geboren, studierte nach dem Abitur zunächst Maschinenbau, wechselte dann zur Architektur und schließlich zum Bauingenieurwesen. 1935 schloss Zuse, der sich selbst als „Bummelstudent“ bezeichnete, sein Ingenieurstudium mit einem Diplom ab. Er arbeitete kurzzeitig als Statiker bei den Henschel-Flugzeugwerken in Berlin-Schönefeld. Selbständig und privat finanziert begann er anschließend im Wohnzimmer seiner Eltern mit dem Bau eines programmierbaren Rechners. Wie Konrad Zuse selbst bekannte, suchte er eigentlich aus Faulheit eine Erleichterung für die anstrengenden und stupiden Rechenaufgaben, die ein Ingenieur – auch „Rechenknecht“ genannt – seinerzeit für Konstruktionspläne lösen musste.

Das Resultat war der 1938 fertig gestellte, elektrisch angetriebene mechanische Rechner Zuse 1 (Z1). Er arbeitete als erster Rechner mit binären Zahlen und besaß bereits ein Ein-/Ausgabewerk, ein Rechenwerk, ein Speicherwerk und ein Programmwerk, das die Programme von gelochten Kinofilmstreifen ablas. Es folgten die Nachfolger Z2 und Z3, der ersten vollautomatischen, programmgesteuerten und frei programmierbaren, in binärer Gleitpunktrechnung arbeitenden Rechenanlage, die als erster funktionsfähiger Computer der Welt gilt.

Die Z3 fiel im Kriegsjahr 1943 einem Bombenvolltreffer zum Opfer. Noch vor Kriegsende wurde die zwischenzeitlich von den Henschel-Flugzeugwerken in Auftrag gegebene, aber noch nicht fertige Z4 ins Allgäu gebracht. Er bildete die Grundlage, 1946 das Zuse-Ingenieurbüro in Hopfenau zu gründen. 1949 kommt es dann zum Umzug nach Neukirchen im Kreis Hünfeld. Hier beginnt die Zuse KG mit Computerproduktion und die Aufbruchstimmung, verbunden mit dem dringenden Bedarf an Arbeitskräften, wurde im Volksmund mit „Schuster, Schmiede und Frisöre sind bei Zuse Ingenieure“ umschrieben.

1957 wurde der Firmensitz nach Bad Hersfeld verlegt. Die Firma Konrad Zuse arbeitet an der Entwicklung weiterer programmgesteuerter Rechenmaschinen in elektromechanischer Technik sowie zunehmend Röhren- und Transistortechnik mit. „Mit den Rechnern der Firma Konrad Zuse begann ein neues Zeitalter, was vielen damals nicht bewusst war, als zum Beispiel die Banken keine Kredite gaben, das Patentamt die Zulassung für den Z3 verweigerte, da diese „mangels Erfindungshöhe“ nicht gegeben sei“, erklärt Hans-Heinrich Jäger. Das Unternehmen mit zuletzt rund 1.200 Mitarbeitern geriet in wirtschaftliche Schwierigkeiten. 1964 zieht sich Zuse als aktiver Teilhaber aus der Zuse KG zurück, Eigentümer ist Brown, Boveri & Cie (BBC). 1967 wird das Unternehmen von BBC zu 70 % an Siemens verkauft und 1969 komplett von Siemens übernommen.

Konrad Zuse, der lange Zeit um die Anerkennung seines Lebenswerkes ringen musste, wurde letztendlich mit acht Ehrendoktortiteln und zwei Ehrenprofessuren, dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und als Träger des Werner-von-Siemens-Ringes geehrt.

Zuse zog sich letztendlich aus dem Berufsleben zurück und widmete sich der Malerei. Es entstanden neben vielfältigen Skizzen, Kreidezeichnungen, Linolschnitten vor allem Ölbilder in meist großen Formaten. Die allermeisten Bilder Konrad Zuses sind Ausdruck seiner regen Fantasie. Man könnte sie expressionistisch nennen, auch wenn sich Zuse selbst keiner Kunstrichtung zugerechnet hat. Schon während seiner Jugendzeit hatte Zuse ein Talent, seine Visionen auch in künstlerischer Form auf Papier zu bringen. „Ich habe zwar kein Kunststudium, aber ein Informatikstudium habe ich auch nicht“, sagte Zuse über sich selbst, der posthum eine besondere Ehrung als Künstler erfahren hat, indem ihm die „documenta 13“ in Kassel eine Sonderausstellung widmete.

Hans-Heinrich Jäger, der auf den Spuren Konrad Zuses in Hopferau unterwegs war und auch einen wesentlichen ideellen Anteil an dem Erwerb der Z22 für Bad Hersfeld hat, erläuterte noch einmal die Vorgeschichte unter Beteiligung ehemaliger Zuse-Mitarbeiter und Reinhold Schott als Vermittler und endete mit dem Dank an den Geschäftsmann Friedrich Krumme, einem wahren Zuse-Fan, der mit einem fünfstelligen Betrag den Kauf sponserte. Die Z22 ist der Rechner, der die Welt verändert hat, ging „in Serie“ und wurde 48 Mal gebaut. In das Wortreich im Schildepark – das Museum für Sprache und Kommunikation, das Bad Hersfeld Konrad Duden und Konrad Zuse gewidmet hat, passt die Z22 genau hin.

Rund 25 Kunstdrucke seiner Originalgemälde und natürlich sehr informative Objekte über das Schaffen Konrad Zuses mit Computern sind bis zum 20. Dezember täglich von 8.00 bis 18.00 Uhr bei freiem Eintritt zu sehen. (Gudrun Schmidl) +++

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