Keine neue Versenkerlaubnis
"Schwarzer November" fürs Werratal - Zukunft von K+S in Gefahr ? Wer ist schuld?
Alle Fotos: Christian P. Stadtfeld
03.12.2015 / REGION -
"Wir haben in der Nacht von Montag auf Dienstag damit begonnen die Produktion in Philippsthal herunterzufahren und können leider nicht, wie gewünscht weiterarbeiten", zeigt sich Michael Wudonig, Pressesprecher von K+S, enttäuscht über die Entscheidung des RP Kassel. Der Konzern habe entgegen vieler Vorwürfe nicht auf Zeit gespielt, sondern den Antrag für eine neue Versenkerlaubnis fristgerecht im April eingereicht. Das Werk im thüringischen Unterbreizbach sei derzeit noch nicht vom Produktionsstopp betroffen. "Der Wasserstand der Werra ist günstig. Hier kann noch drei bis vier Tage normal weitergearbeitet werden", fährt Wudonig fort. Langfristig gesehen, wird jedoch auch in Unterbreizbach die Produktion eingestellt werden müssen.
Falls sich K+S und das Regierungspräsidium in Kassel nicht einigen, käme das einer Hiobsbotschaft gleich. „Das ist Wahnsinn. Dann sterben hier 10.000, 15.000 Arbeitsplätze. Dann ist die Region platt“, prophezeit Dirk Bodes vom Ingenieurbüro Rebo Consult in Unterbreizbach. Allein bei seinem Unternehmen hängen 15 Stellen, die Hälfte aller Mitarbeiter, an K+S. „Man kann doch nicht auf einen Knopf drücken und meinen, am anderen Tag ist der Umweltschutz vollzogen. Die Autoindustrie kann die Produktion auch nicht einstellen, obwohl benzin- und dieselbetriebene Fahrzeuge die Umwelt verschmutzen“, zeigt sich Bodes empört.
Diese Übergangsregelung hätte laut Philippsthals Bürgermeister Ralf Orth schon längst erteilt werden müssen. „Sieben Monate hatte das Regierungspräsidium in Kassel jetzt Zeit, um den Antrag von K+S zu prüfen. Das ist mehr als genug für eine Übergangsvereinbarung“, meint Orth. Der Stillstand bei Kali und Salz koste Geld und sorge nicht nur unter der Bevölkerung, sondern auch in den Gemeinden für große Unsicherheiten. Diese seien immerhin abhängig von den Einnahmen aus der Gewerbesteuer. Es könne nicht sein, dass sich das Land Hessen entschieden gegen die Übernahme von K+S durch das kanadische Unternehmen Potash eingesetzt habe und jetzt, wo man selbst entscheiden könne, keinen Schritt weiter käme. Neben Philippsthal und Unterbreizbach ist auch die Gemeinde Hohenroda direkt vom Produktionsstopp bei K+S betroffen. Die Bürgermeister der drei Gemeinden haben sich daher zusammengetan und eine Resolution erarbeitet, um so Druck auf die Länder Hessen und Thüringen auszuüben, die Versenkerlaubnis doch noch zu erteilen. Die Resolution muss jedoch noch in den jeweiligen Gemeindeparlamenten verabschiedet werden.
K+S rechne bis Mitte Dezember mit einer vorläufigen Entscheidung, so K+S-Gesamtbetriebsratschef Harald Döll. „Die Genehmigungen in der Vergangenheit kamen immer Spitz auf Knopf, aber sie kamen“, meint Döll. Eine Situation wie jetzt sei bisher noch nie da gewesen. Die Mitarbeiter müssten nun Überstunden abbauen und könnten bis zu 100 Stunden ins Minus gehen. Im ersten Halbjahr 2016 werde K+S dann schauen, ob es überhaupt möglich sei, die Zeit nachzuarbeiten. Falls das nicht möglich ist, setze die Firma das Überstundenkonto auf null, so Döll.