"Bad Hersfeld liest ein Buch" beendet
Thomas Brussig – prägender Autor der Wendeliteratur
Fotos: Gudrun Schmidl
27.11.2015 / BAD HERSFELD -
Die diesjährige Leseaktion “Bad Hersfeld liest ein Buch” zu der Thematik „25 Jahre Deutsche Einheit“ wurde am Donnerstagabend in der voll besetzten Stadthalle mit einem attraktiven Programm und im Beisein des Autors Thomas Brussig abgeschlossen. Sein Erfolgsroman „Am kürzeren Ende der Sonnenallee“ stand bei über 20 Veranstaltungen im Focus, von den Schülerinnen und Schülern der teilnehmenden Schulen wurde das Buch „regelrecht zerpflückt“. Wie intensiv sich die jungen Menschen tatsächlich mit dem Buch auseinandergesetzt haben, wurde bei der bestens vorbereiteten Gesprächsrunde zwischen den Schülerinnen Jolina Möller und Emily Nettelbeck und dem Autor deutlich.
Thomas Brussig stand mit sympathischer „Berliner Schnauze“ Rede und Antwort und gestand, dass es langweilig war, in der DDR zu leben. Er bedauerte bis zur Wende, dass ihm so viele Möglichkeiten des Lebens verschlossen bleiben werden und Talente als störend empfunden wurden. Nach dem Abitur wusste er nicht, was er werden wollte. „Thomas, du sitzt jeden Tag und schreibst, du willst wohl Schriftsteller werden“, wurde ihm bewusst, er arbeitete aber dennoch bis 1990 in verschiedenen Jobs. 1990 begann er ein Soziologie-Studium an der Freien Universität Berlin und wechselte dann 1993 an die Filmhochschule „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg, wo er im Jahr 2000 als Diplom-Film- und Fernsehdramaturg seinen Abschluss machte. Seinen Durchbruch hatte er 1995 mit dem Wenderoman „Helden wie wir“.
Thomas Brussig, dessen aktuelles Buch „Das gibt’s in keinem Russenfilm“ in diesem Jahr erschien, schreibt derzeit an einem weiteren „Wende-Werk“, in dem es um eine Band geht, die sich zum Ende der DDR-Zeit in der spannenden Berliner Musikszene findet, aus der auch „die Rammstein-Leute“ stammen. In enger Zusammenarbeit mit Udo Lindenberg schrieb Thomas Brussig das Drehbuch zu dem Erfolgs-Musical „Hinterm Horizont“. Auf die Frage, ob die Geschichte wahr ist, reagiert er erstaunt: „Ich dachte immer, ich hätte sie erfunden. Es würde mich allerdings nicht überraschen, wenn es sich tatsächlich so abgespielt hat“.
Dr. Thomas Handke als Juryvorsitzender dankte dem Autor, aber auch allen beteiligten Schulen und natürlich den Lesepaten, die die diesjährige Leseaktion zu einem gemeinsamen Literaturerlebnis machten. (Gudrun Schmidl) +++