Sorge um immer neue Garni-Hotels

Fachleute warnen: "Der Hotelmarkt ist satt" - 57 % der Betten in Region unbenutzt

Neue Betten für den Platzhirsch...
Alle Fotos: Archiv OSTHESSEN|NEWS

27.11.2015 / FULDA - Anlässlich steigender Hotelkapazitäten in der Region Fulda, speziell des geplanten Hotelneubaus in der Dalbergstraße (O|N berichtete) und angesichts der Entwicklung der vergangenen Jahre sehen der „Deutsche Hotel- und Gastronomieverband DEHOGA Hessen e.V. Kreisverband Fulda" und der „Freun-deskreis der Gastlichkeit Fulda e.V.“ dringenden Handlungsbedarf. Deren Sprecher Mohammad Asef und Wolfram Killer forderten den Magistrat der Stadt Fulda auf, die beiden o.g. Verbände im Vorfeld von Entscheidungen anzuhören und einzubeziehen. 



Die bestehenden Hotels und Gasthöfe hätten den kommunalen Haushalt über Jahrzehnte mitfinanziert und die Attraktivität der Region für den wachsenden Tourismus stark beeinflusst. Deshalb sehen sie den Magistrat in der moralischen Pflicht, die Vielfalt der Hotelbranche zu bewahren und den bereits am Markt befindlichen Unternehmen eine "reelle Perspektive" zu ermöglichen. "Anderenfalls sehen wir die Gefahr, dass wir in unserer Stadt Berliner Verhältnisse bekommen, die letztendlich durch zu hohe Hotelkapazitäten einen aggressiven Preiskampf ausgelöst haben" erklärte Killer. "Eine Billigdestination Fulda wünschen wir uns nicht! Dies sollte auch Ziel des Magistrat sein" hieß es.

Seit 2005 zusätzlich entstandenen/erweiterten Hotelzimmer:
 Hotel Esperanto 327 Zimmer/ 648 Betten |  Altstadt-Hotel Arte 62 Zimmer/ 126 Betten |  Hotel Rhön Garden 50 Zimmer |  Aqualux Wellness- & Tagungshotel Nutzungsänderung 120 Zimmer/ ca. 200 Betten |  Klein Heilig Kreuz 50 Zimmer |  Parkhotel Kolpinghaus erweitert um 20 Zimmer |  Bäder Park Hotel erweitert um 40 Zimmer |  Aparthotel Fulda 18 Zimmer/ ca. 36 Betten |  Rhönhof Eichenzell 18 Zimmer/ 36 Betten |  Schubbkoarn's Ruh 14 Zimmer/ 21 Betten |  Bio-Seminarhotel Dietershan 21 Zimmer/ 45 Betten  und Jugendherberge Fulda Kapazitäten erweitert

Aktuell eröffnet, bzw. fest eingeplant:

 Hotel Platzhirsch Fulda 105 Zimmer/ ca. 220 Betten |  Invite-Hotel Bahnhofstraße Fulda 60 Zimmer/ ca. 120 Betten sowie  B&B Dalbergstraße Fulda 100 Zimmer/ ca. 200 Betten

Geplante Hotelprojekte:
 Hotel in Poppenhausen 50 Zimmer |  Rhönhof-Eichenzell 50 Zimmer |  Michelsrombacher Wald 50 Zimmer | Invite-Hotel Fulda Leipziger Straße 50 Zimmer |  Florenberg ? Zimmer und  Casino Petersberg ? Zimmer

Zimmer 2005 in der Stadt 1.200/ Betten 2468 | Zimmer 2015 in der Stadt 2.000/ Betten ca. 3.700 Betten > Zuwachs von 49% (Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt). Zahl der Ferienwohnungen/ Apartments: 41 mit ca. 120 Betten | Zahl der Privatvermieter: 48 Zimmer mit ca. 150 Betten (Quelle: Schlafen & Essen 2016 des TKM Fulda)

"Mit Freude nehmen wir Bauvorhaben wahr, die von Investoren in unserer schönen Stadt und im Rhöner Land geplant und umgesetzt werden. Diese stärken unsere Stadt, die Lebensqualität der Menschen und sichern die Zukunft der künftigen Generationen" heißt es in der Pressemitteilung. Neben den positiven wirtschaftlichen Faktoren stieg in den vergangenen Jahren ebenfalls der Tourismus in der Fuldaer Region. Die Zahl der Geschäfts- und Individualreisenden, Tagungs- und Kongressgäste sowie Aktiv & Freizeit-, Natur & Wandertourismus sind ebenso gestiegen und die Region gewann immer mehr an Attraktivität bei Deutschen und Ausländischen Gästen. "Dieser Trend ist sehr zu begrüßen, da er gleichermaßen auch die Lebensqualität der Menschen vor Ort stärkt. Jegliche, dem Gast zu Verfügung stehende Infrastruktur, wie Freizeiteinrichtungen, Rad- und Wanderwege, Verkehrsanbindungen, Kultureinrichtungen etc., können auch von Einheimischen genutzt werden. Hotellerie, Gastronomie und Handel profitieren von einem starken Tourismus" schreiben die beiden Verbände.

"Wir sind uns bewusst, dass geplante Hotelkonzepte nicht verhindert werden können. Dennoch sehen wir, dass die Kommunalpolitik, insbesondere in den vergangen Jahren nicht den Kontakt zu  Branchenverbänden und Vereinen der regionalen Hotellerie- und Gastronomie gesucht hat um sich ein Bild über die Branche zu machen. Aussagen von Kommunalpolitikern wie zum Beispiel: „Es spricht für die Attraktivität Fuldas, dass sich weitere Hotelketten für unsere Stadt interessieren.“ machen uns ansässige, mittelstän-dische Unternehmen sprachlos. Kettenhotellerie, insbesondere Budgetkonzepte ohne eigene kosten-intensive Restaurationen in die Stadt zu locken, treiben den bereits jetzt präsenten Trend fehlender Gastronomiefläche fort.

Nach Aussagen von Wolfram Killer gegenüber OSTHESSEN|NEWS unter Hinweis auf die Entwcklung der letzten Jahre ist das Fuldaer Bettenangebot innerhalb von 2 Jahren zwischen 2015 und 2016 um ca. 20 % gestiegen, während in den vergangenen 10 Jahren (2005-2014) die Bettenauslastung lediglich um ca. 10 % zunahm. In diesem Zeitraum wurde das Kongresszentrum errichtet, welches aufgrund bestimmter  Allein-stellungsmerkmale wie z.B. Messehallen, Tagungskapazitäten und Wellnesslandschaft einen  zusätzlichen Markt geschaffen hat. Insbesondere die Musicalaktivitäten haben das bekannte Sommerloch aufgefangen. Wie lange dieser Trend am Standort Fulda anhält ist jedoch nicht absehbar.

"Neue garni-Konzepte gefährden mittelständische Hotellerie"

Die zusätzlichen neuen Bettenkapazitäten, welche seit der Eröffnung des Kongresszentrums  hinzugekommen sind, werden jedoch aufgrund ihrer Existenz und Konzeption keine zusätzlichen Gäste nach Fulda locken, sondern lediglich am bestehenden Markt partizipieren, der maßgeblich durch die bestehenden Beherbergungs-betriebe aufgebaut und geprägt wurde. Neue Hotelprojekte, speziell Hotel garni-Konzepte, welche keinen eigenen Markt  durch  entsprechende Tagungs,- Messe- oder Wellnessangebote schaffen, nehmen den Bestandshäusern Marktanteile weg und gefährden dadurch den Fortbestand der mittelständisch geprägten Hotellerie, die größtenteils als familiengeführte Beherbergungsbetriebe betrieben werden und nicht zuletzt bedroht diese Entwicklung auch die Situation der Arbeitnehmer.

Von den guten Wochen eines Jahres, an denen beispielsweise Messen stattfinden kann ein Beherberg ungsbetrieb jedoch nicht leben. Die Wochen zwischen den Nachfrageintensiven spielen eine entscheidende Rolle. Eine oft nicht beachtete Zahl an Privatvermietern ist schleichend und ohne die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit entstanden. Im Jahr 2014 betrug die jährliche Bettenauslastung in Fulda 43% (Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt). Die verbleibenden 57% bleiben die Betten in unseren Häusern unvermietet! FAZIT: Der Hotelmarkt in Fulda ist satt! (red/ma)  +++

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