Reiche Liturgie zur Ehre Gottes

Priesterweihe in der Orthodoxen Kirche


Fotos: me

24.11.2015 / BISCHOFSHEIM - Es war für die Orthodoxe Kirchengemeinde ein hoher Festtag. Zum Patrozinium ihres Kirchenpatrons des Heiligen Nektarios von Ägina, kamen gleich zwei hochrangige orthodoxe Würdenträger nach Bischofsheim: Erzbischof Feofan Galinski (Berlin) und Erzbischof Dr. Michael Dandar (Prag) standen dem Pontifikalamt vor. Bei diesem Gottesdienst wurde der Diakon der Gemeinde Alexander Schäfer zum Priester geweiht. Der langjährige Ministranten-Instruktor Stefan Kutscher erhielt gemeinsam mit einem weiteren Kandidaten aus Bayreuth die Niederen Weihen.



Bis zum 2. Vatikanischen Konzil (1962-1965) gab es in der Römischen Kirche auch noch die Niederen Weihen und die Subdiakonatsweihe. Die Niederen Weihen ziehen noch keine dauerhaften Verpflichtungen nach sich. Nach der Subdiakonatsweihe allerdings ist der Kandidat gebunden und kann auch nicht mehr heiraten, wohl aber vorher. Das Zölibat, wie es in der römisch-katholischen Kirche üblich ist, gibt es in der Orthodoxie für Priester nicht, allerdings benötigen sie eine „passende“ Frau, die mit ihnen in der Gemeinde tätig ist und den Glauben aktiv lebt, erklärte Bischofsheims orthodoxer Pfarrer Fjodor Hölldobler.
Wie jeder orthodoxe Gottesdienst war dieser besondere Pontifikalgottesdienst ein Fest für die Sinne.

Die Gläubigen standen dicht gedrängt, ein starker Duft von Weihrauch umhüllte alle. Unzählige schlanke Kerzen brannten in den dafür vorgesehenen Gefäßen und verliehen den prächtigen Räumen zusätzlichen Glanz. Mehrfach wurden die Gläubigen gesegnet, die sich immer wieder bekreuzigten und tief verneigten. Sehr feierlich klang der Gesang der Priester, tiefschwarze Bässe mit Lobpreisungen des Herrn. Um den Lobpreis Gottes darum geht es in der orthodoxen Kirche. Ortho steht für recht, doxa für Ehre und Lobpreis, es geht also um "das rechte Preisen", so Pfarrer Hölldobler. „Im Mittelpunkt der orthodoxen Spiritualität steht die reiche, hauptsächlich gesungene Liturgie voller Symbolik, deren heutige Form größtenteils bis ins 4. Jahrhundert zurückgeht, in ihrer Grundstruktur wohl sogar bis ins 1. und 2.
Jahrhundert.

Dem Ritus entsprechend erfolgt zunächst die Niedere Weihe die Erzbischof Feofan Galinski vornahm. Nach Gebeten, Handauflegung und Lesung wurden die neu geweihten in liturgische Gewänder gekleidet. Fortan sind sie berechtigt die Sutane zu tragen. Das Sakrament der Priesterweihe wurde im Altarraum durch Handauflegung durch den Erzbischof Feofan Galinski auf das Haupt des Weihekandidaten vollzogen. Die Gnadengaben des Heiligen Geistes wurden herab gerufen. Es war ein feierlicher liturgischer Moment. Der Bischof segnete den Weihekandidaten, dieser wurde dreimal um den Altartisch geführt. Nachdem er sich dreimal vor dem Altar niedergeworfen hat, beugt er das Haupt über dem Altar, der Bischof legte die Enden des Omophorions auf sein Haupt, darauf seine Hände und das rituell vorgeschriebene Gebet, das den bisheren Diakon in den Priesterstand erhob.

Nach weiteren Gebeten überreichte der Bischof dem neugeweihten Priester der Reihe nach alle Teile des Priestergewandes: das Epitrachelion (Stola), den Gürtel, das Phelonion (Messgewand) und auch das Liturgikon (Messbuch). Mehrfach rief der Bischof das Wort „Axios“ (Würdig) und die Gemeinde antworte als eine Art Bestätigung ebenfalls mit „Axios“. Danach stellte sich der Neugeweihte als Gleichrangiger zu den anderen Priestern und damit steht er fortan in der apostolischen Nachfolge. Im weißen Priestergewand stand Alexander Schäfer neben seinen Kollegen. „Das weiße Kleid erinnert an die Taufe. Er ist neugeboren in der geistlichen Nachfolge“, erklärte Pfarrer Fjodor Hölldobler.

Soweit die sichtbare Seite der Preisterweihe. Die unsichtbare Seite des Sakraments der Priesterweihe besteht darin, dass der Weihekandidat die Gnadengaben des Heiligen Geistes empfängt, die für seinen verantwortungsvollen seelsorglichen Dienst erforderlich sind. Fast eine halbe Stunde zogen sich die nun folgenden liturgische Gesänge hin, während die Priester hinter vorgezogenen Vorhängen im Altarraum unter sich blieben. Es war der eucharistische Teil des Gottesdienstes. Der Altarraum in der Orthodoxen Kirche ist der Allgemeinheit bewusst nicht zugänglich. Wie Hölldobler erklärte gehe es hier um die Symbolik, dass „Gott der ist der in unzugänglichem Lichte wohnt“, wie es im ersten Timotheus-Brief im Neuen Testament heißt.

Den Gläubigen wurde aus einem goldenen Kelch mit einem goldenen Löffel Leib und Blut Christi gereicht. Auch Kinder kommunizieren, die Erstkommunion gibt es bereits bei der Taufe. Ein weiterer Priester wischte den Mund der Gläubigen ab, die den Kelch küssten. Überhaupt sind Küsse in der Orthodoxie ein wichtiger Bestandteil, nicht nur Kelch sondern auch Ikonen und Kreuz werden geküsst. Küsse sind ein wichtiger Glaubensbeweis und ein Zeichen der Verehrung. Zum Feier des Patronizium gehörte auch die Prozession durch Bischofsheim, die durch festlichen Gesang des Chors begleitet wurde. (me) +++




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