"Ich möchte hier bleiben"

Matija POREDSKI hat viel erlebt - mit Borussia die Liga halten

Matija Poredski ist begeistert vom Charme der Barockstadt ...
Fotos (3): Tobias Herrling

20.11.2015 / FUSSBALL - Seine Liste an Vereinen ist lang. Er lief für zehn verschiedene Vereine in drei Ländern auf. Als Fußball-Profi verschlug es ihn nach Bosnien und gar nach Vietnam. Seit diesem Januar kickt der gebürtige Kroate Matija Poredski in Deutschland. In Fulda, bei der Borussia, hat der gelernte Mittelstürmer eine neue sportliche und berufliche Perspektive bekommen. Mit seinem neuen Verein stieg er gleich von der Verbands- in die Hessenliga auf und durchlebt mit dem Traditionsverein aus der Johannisau derzeit eine schwierige Phase – Matija Poredski ist aber zuversichtlich, die Saison erfolgreich zu Ende zu bringen.



„Das ist Kopfsache. Wir haben gezeigt, dass wir es können, aber durch die Ergebnisse sind wir in einen negativen Lauf gekommen“, sagt Poredski vor dem wichtigen Heimspiel am Samstag (14:30 Uhr) gegen den KSV Baunatal, der vier Punkte und drei Plätze vor den Borussen liegt. „Eigentlich ist es völlig egal, wer kommt. Wir müssen gewinnen“, so der Stürmer weiter, der nicht zuletzt dank des Trainerwechsels einen Aufwind erkennen möchte. „Wir haben einen anderen Plan jetzt, unsere Spielanlage ist anders. Thomas (Brendel, Anm. d. Red.) zeigt uns, wo wir uns verbessern können“, hat Poredski Unterschiede zu seinem Vorgänger Oliver Bunzenthal festgestellt, ohne ihm einen Vorwurf zu machen. Die Niederlage am vergangenen Wochenende in Dreieich hat die Borussia vor dem Sportgerecht angefechtet, legte Protest ein, weil die Hausherren kurzerhand auf ihren Kunstrasen auswichen ohne die Barockstädter rechtzeitig zu informieren. "Ich hoffe, dass es ein Wiederholungs-Spiel gibt", sagt Poredski zu diesem Thema.

Trainerwechsel, das hat Matija Poredski im Laufe seiner Karriere zuhauf erlebt. „In Kroatien werden Trainer nach zwei oder drei Niederlagen entlassen“, lacht Poredski. Der 27-Jährige stammt aus Bjelovar, einer Kleinstadt in der Nähe der Hauptstadt Zagreb. Von dort aus begann die Laufbahn des talentierten Stürmers, der es bei verschiedenen Vereinen in die erste und zweite Liga schaffte. „Nach Belupo bin ich als Torschützenkönig der 3. Liga gewechselt. Das war ein riesen Unterschied. Mein Ziel war es, ein Tor in der 1. Liga zu schießen“, erzählt Poredski aus der Zeit als junger Spieler, als er 19-jährig in der höchsten Liga Kroatiens debütierte. „Ich hatte damals einen guten Trainer, der auf mich gesetzt hat“, so Poredski weiter. Am Ende der Saison standen drei Treffer auf seinem Konto. „Mein Berater sagte, dass damals Grashopper Zürich Interesse gezeigt hätte. Ob das stimmt, weiß ich nicht“, erzählt Borussias Nummer 16. Auch ohne die ganz große Karriere ist er mit deren Verlauf zufrieden. „Ich habe tolle Erfahrungen sammeln dürfen“, so der Stürmer, der mit Slaven Belupo vier Qualifikations-Spiele zum UEFA-Cup bestritt. „Wir haben auf Malta und in Norwegen gespielt“, erzählt Poredski stolz.

Seine wohl abenteuerlichste Station war Da Nang im Vietnam. „Mein Berater hat mir von dem Angebot erzählt und gefragt, ob ich mir das vorstellen könne. ‚Natürlich‘ habe ich ihm geantwortet“, sagt Matija Poredski, der einst einen Marktwert von 300.000 Euro (transfermarkt.de) hatte, wie es zu diesem Engagement kam. In Vietnam verlief jedoch nicht alles nach seinen Vorstellungen, nach wenigen Monaten brach er dort schon wieder seine Zelte ab. Es folgten Stationen bei NK Zelina und Hrv Dragovoljac bevor er in Deutschland anheuerte. „Der Kontakt kam über Peter Enders (Vorstand der Borussia, Anm. d. Red.) zu Stande. Die Borussia hat noch einen Stürmer gesucht und ist auf mich aufmerksam geworden. Nach kurzen Verhandlungen war klar, dass ich das machen möchte“, erzählt Poredski, der sich nach zehn Monaten in Fulda „super wohl fühlt“ und von der Stadt begeistert ist. Und auch die Sprache beherrscht er schon ordentlich: „Das ist das Wichtigste, um sich hier zu integrieren. Es klappt schon ganz gut, aber ich möchte die Sprache natürlich noch besser können.“ Vedran Jerkovic und Nikola Milankovic seien ihm in der Anfangsphase eine große Hilfe gewesen und hätten ihm den Einstieg erleichtert.

Vier Tore sind ihm bisher in der Hessenliga gelungen, im negativen Lauf der Mannschaft zeigte auch seine Formkurve nach unten. „Ich habe eine Phase gehabt, in der ich viele, viele Chancen vergeben habe. Das bringt dich aus dem Rhythmus und du verlierst das Gefühl vor dem Tor“, erzählt Poredski. Unter dem neuen Trainer Thomas Brendel sei auch er auf dem Weg zu alter Form. „Ich habe zwar noch nicht getroffen, aber ich komme wieder in die richtigen Szenen. Das ist der erste Schritt“, so der Stürmer, dessen Familie und Freundin noch in der Heimat, in Bjelovar, ist. „Meine Freundin möchte bald nach Fulda nachkommen“, erzählt Matija Poredski, dessen Vertrag im Sommer nächsten Jahres ausläuft. Eine klare Tendenz gibt der Stürmer aber ab: „Ich möchte hier bleiben.“ Am liebsten natürlich in der Hessenliga. (Tobias Herrling) +++

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