Delegierte beschließen Fusion:
Neue NGG-Region Nord- und Mittelhessen vertritt 3.900 Arbeitnehmer
02.11.2015 / Bad HERSFELD/ALSFELD -
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) legt die beiden Regionalstellen Nordhessen und Mittelhessen zusammen. Das haben die 76 Delegierten beider NGG-Regionen am Samstag in Alsfeld beschlossen. Die neue NGG-Region Nord- und Mittelhessen vertritt nun rund 3.900 Beschäftigte im Lebensmittel- und Gastgewerbe. „Unsere beiden Büros in Kassel und Gießen bleiben erhalten“, sagte NGG-Geschäftsführer Andreas Kampmann. „Wir sind weiterhin vor Ort für unsere Mitglieder da, bündeln aber bürokratische Abläufe und gestalten damit unsere Arbeit effektiver“, erklärte der Gewerkschafter.
Harald Stunz (61) aus Rotenburg zum Vorsitzenden gewählt
Zum Vorstandsvorsitzenden der neuen NGG-Region wählten die Delegierten den 61-jährigen Harald Stunz. Stunz ist Betriebsratsvorsitzender und technischer Leiter im Göbel´s Hotel Rodenberg in Rotenburg an der Fulda. Zu seinen Stellvertreterinnen bestimmten die Delegierten Brigitte Theiß (56, Betriebsratsmitglied Lorenz Snack-World Neu-Isenburg) und Michaela Vermeij (52, Betriebsratsmitglied Ferrero Stadtallendorf).
Delegierte feierten 150 Jahre NGG
Die Delegierten ehrten zudem zahlreiche langjährige Mitglieder und feierten das 150-jährige Bestehen ihrer Gewerkschaft. „Die NGG ist die älteste deutsche Gewerkschaft“, sagte NGG-Geschäftsführer Andreas Kampmann. Im Jahr 1865 war sie als „Allgemeiner Deutscher Cigarrenarbeiter-Verein“ gegründet worden. „Wir sind stolz auf diese lange Tradition der Gewerkschaftsbewegung“, sagte Kampmann.
Als Festredner lobte der stellvertretende Bundesvorsitzende der NGG, Claus-Harald Güster, das Engagement und Durchhaltevermögen der langjährigen Mitglieder. „Ihr seid ein starkes Stück NGG“, rief er den Jubilaren zu. Die lange Geschichte der NGG zeige, wie wenig selbstverständlich Errungenschaften wie Urlaubstage, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Mutterschutz und Mindestlohn seien. „Das waren alles keine freundlichen Geschenke der Arbeitgeber oder fürsorglicher Regierungen“, sagte Güster. „Es sind Errungenschaften, die über Jahre und Jahrzehnte hart erkämpft wurden – mit Mut und manchen Opfern.“
Die Geehrten aus dem Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Aus dem Landkreis Hersfeld-Rotenburg wurden geehrt: Otmar Schäfer (Alheim) für 40 Mitgliedsjahre sowie Andreas Günther (Alheim) und Harald Stunz (Nentershausen) für 25 Jahre Mitgliedschaft.
Wirtschaft soll Potenzial von Asylbewerbern erschließen
Angesichts der aktuellen Debatte über die Aufnahme von Asylbewerbern sagte Güster: „Diejenigen, die Menschen diskriminieren und verfolgen, hatten immer auch das Ziel, die Gewerkschaften zu zerschlagen.“ Hilfe und Unterstützung für verfolgte Menschen seien ein Gebot der Vernunft und der Mitmenschlichkeit. In der NGG seien Menschen aus 90 Nationen organisiert. „Um es ganz klar zu sagen: Es gibt bei uns keinen Platz für Fremdenfeindlichkeit und Rassismus“, sagte Güster. Der Gewerkschafter warnte zugleich davor, den gesetzlichen Mindestlohn für Flüchtlinge auszusetzen. „Integration wird nur gelingen, wenn die Schutzsuchenden nicht als billige Arbeitskräfte zweiter Klasse behandelt und gegen die, die heute schon zu Niedriglöhnen arbeiten, ausgespielt werden.“ Es dürfe kein neuer Niedriglohnsektor geschaffen werden. „Die Lohnuntergrenze soll die Existenz sichern. Das gilt auch für Flüchtlinge“, sagte Güster. Der Mindestlohn sei keine Hürde für die Integration in den Arbeitsmarkt, sondern eine Chance, weil er verhindere, dass es nicht Beschäftigte erster und zweiter Klasse gebe, sagte er.
Das Gastgewerbe, die Lebensmittelindustrie und auch das Bäckerhandwerk suchten derzeit Auszubildende und Fachkräfte. Zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres seien nach der aktuellen Arbeitsmarktbilanz bundesweit 41.000 Stellen nicht besetzt. Zugleich sei jeder zweite Asylbewerber in einem Alter, in dem er noch eine Ausbildung oder Qualifizierung beginnen könne. Dieses Potenzial gelte es zu erschließen. Deshalb sollten schnell die Kompetenzen der Schutzsuchenden ermittelt und Sprachkenntnisse gefördert werden. Die NGG fordere die Arbeitgeber auf, die Beschäftigung von Asylbewerbern mit Tarifverträgen zu flankieren. +++