Buchpräsentation bei der Deutschen Palliativstift
„Sterbehilfe oder Sterbebegleitung?“ Michael BRAND gibt Buch heraus
31.10.2015 / FULDA -
In der kommenden Woche entscheidet der Deutsche Bundestag über das nach Meinung von Bundestagspräsident Norbert Lammert „wohl anspruchsvollste“ Projekt der Legislaturperiode. Es geht um soziale und rechtliche Facetten der Sterbebegleitung, und dabei auch um die Frage, wie mit dem neuen Phänomen des Angebots organisierter Suizidbeihilfe zum Beispiel durch Sterbehilfeorganisationen umgegangen werden soll.
Neben dem deutlichen Ausbau der Palliativ- und Hospizversorgung setzt sich der Fuldaer Bundestagsabgeordneter Michael Brand als Mitinitiator und Mitverfasser eines fraktionsübergreifenden Gesetzentwurfs für ein Verbot der organisierten Suizidbeihilfe ein. „Missbrauch stoppen und Hilfen stark ausbauen“, so beschreibt Brand das Ziel.
Seit nunmehr fast zwei Jahren hat Brand die größte Gruppe von Abgeordneten für eine Neuregelung koordiniert, die weit über 200 Abgeordnete aus allen Fraktionen umfasst. Zu den erklärten Unterstützern zählen u.a. Bundeskanzlerin Angela Merkel, Vizekanzler Sigmar Gabriel, zahlreiche Minister sowie die Fraktionsvorsitzenden Volker Kauder, Thomas Oppermann sowie Katrin Göring-Eckart.
Anträgen der Abgeordneten um Peter Hintze oder Renate Künast zur Öffnung hin zum ärztlich assistierten Suizid halten Brand und seine Gruppe entgegen: „Wir dürfen jetzt auf gar keinen Fall eine Tür öffnen, die wir nicht mehr schließen können – und durch die dann auch Menschen hindurch geschoben werden können, deren freier Wille dies nicht ist.“ Die Erfahrungen aus Belgien und Niederlanden zeigten, dass die angeblich klaren Kriterienkataloge nicht halten, sondern Sterbehilfe immer weiter ausgeweitet wurde z.B. auf Demenzkranke und sogar auf Kinder.
Der Palliativmediziner Thomas Sitte gilt als einer der Pioniere der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV) in Deutschland und arbeitet heute u.a. im Kinderhospiz „Sternenbrücke“ in Hamburg. Er gehört zu den Autoren des Buches mit einem Beitrag unter dem Titel „Lebenshilfe. Sterbehilfe. Tötungshilfe. Palliative Versorgung statt Beihilfe zum Suizid oder Tötung auf Verlangen.“ Außerdem ist ein Interview abgedruckt mit Sitte und der Kinderkrankenschwester Ute Nerge über Beistand, Schmerztherapie und die Angst vorm qualvollen Tod.
„Wir wollen nicht, dass Menschen unter Druck den fatalen Ausweg des Todes wählen“, bekräftigte Michael Brand. „Mit guter medizinischer und menschlicher Unterstützung sind vielen noch gute Zeiten geschenkt, wie wir aus zahlreichen sehr persönlichen Schilderungen erfahren konnten“, berichtet der Abgeordnete aus den vielen Besuchen in Hospizen, Palliativstationen und Diskussionsrunden, die er in den letzten Monaten bundesweit absolviert hat. Zu diesem großen gesellschaftlichen Thema hat Michael Brand eine Runde führender Autoren für ein außergewöhnliches Buch gewinnen können, das jetzt unter dem Titel „Sterbehilfe oder Sterbebegleitung? Die Debatte“ im Herder-Verlag erschienen ist. Von Kardinal Lehmann über Bischof Huber, Ärztepräsident Montgomery und den Fuldaer Palliativmediziner Thomas Sitte bis hin zu Ärzten, Juristen, Ethikrat, Pflegern und Betroffenen finden sich zahlreiche Fakten und Facetten, die in der Öffentlichkeit bislang in dieser Form nicht präsentiert wurden.
In diesem Band melden sich diese Experten u.a. aus Medizin, Recht und Ethik deutlich zu Wort, und sie alle eint das Plädoyer für eine menschliche Begleitung beim Sterben statt einer Hilfe zum Sterben. Für ihre Positionen finden sie fundierte Argumente für eine große und emotionale Debatte. Wie sollen Sterbende begleitet werden? Wie ist die Rolle von Ärzten und Angehörigen? Was bedeuten geschäftsmäßige Angebote zur Suizidbeihilfe für Menschen, die sich schwach oder als Last für andere fühlen? Diese und andere existenzielle Fragen werden aktuell in Gesellschaft und Politik diskutiert. Dazu gehören auch die Herausforderungen rund um Sterbehilfe und Sterbebegleitung, um Palliativmedizin und Hospiz sowie um ärztlich assistierten Suizid und Tötung auf Verlangen.
Für die Debatte im Deutschen Bundestag und darüber hinaus haben die Autoren auf 176 Seiten lesenswerte einzelne Kapitel erstellt, zum Nachschlagen und zum Nachdenken. Es ist im Buchhandel oder beim Herder-Verlag zu beziehen.+++