Ein Stausee für die Rhönstadt?

Auftaktveranstaltung des Förderprojektes "Land mit Zukunft" in der Rhönhalle


Fotos: Miriam Rommel

23.10.2015 / TANN/RHÖN - Wie viele andere ländliche Regionen in Deutschland steht auch Tann/Rhön vor großen Herausforderungen. Die Bevölkerung wird im Durchschnitt immer älter, die Geburtenzahlen sind niedrig und junge Menschen ziehen fort in die großen Ballungsräume. „Vor 25 bis 30 Jahren gab es in Tann im Durchschnitt jährlich 50 bis 60 Geburten. In 2015 werden wir nur noch auf 25 bis 30 bis zum Jahresende kommen – und das ist nicht einmal das schlechteste Ergebnis der letzten Jahre“, sagte Bürgermeister Mario Dänner in der gut besuchten Rhönhalle zur Auftaktveranstaltung des Programms „Land mit Zukunft“ am Mittwochabend in Tann. Dagegen stünden, so Dänner, jährlich ca. 60 Sterbefälle. „Es ziehen mehr Menschen weg als dazu kommen, die Bevölkerung in Tann schrumpft jährlich um 1 bis 1,5 Prozent. Diesen negativen Trend gilt es aufzuhalten“.



Zu wenig Kinder gäbe es laut Bürgermeister, die die Dinge aufrecht erhalten könnten. „Selbst den Hauptschulzweig der Eberhardschule musste man deswegen schließen“. Die Folgen des Bevölkerungsrückgangs sind in der Rhönstadt deutlich sichtbar. Leerstehende Gebäude zieren nicht nur die Hauptstraße und Geschäfte gibt es kaum noch. Damit die Bürger nun selbst aktiv gegen die Probleme des demografischen Wandels angehen können, habe man sich für das Projekt „Land mit Zukunft beworben, so Dänner. Das Programm ist ein Gemeinschaftsprojekt der Herbert Quandt-Stiftung und der Landesstiftung "Miteinander in Hessen". Es unterstützt engagierte Bürger dabei, die Lebensqualität in ländlichen Kommunen zu verbessern, die besonders vom demografischen Wandel betroffen sind. In der Projektphase erhalten die Engagierten dann über drei Jahre verteilt insgesamt 60.000 Euro, um ihre Ideen verwirklichen zu können.

Der Dialog-Abend am Mittwoch bot den Anwesenden die Möglichkeit, eigene Ideen vorzubringen, die die Kleinstadt wieder attraktiver machen könnten. An vier Flipcharts wurden Gedanken und Einfälle gesammelt und anschließend diskutiert. Bei der finalen Abstimmung durch die Bürger bekamen die Überbegriffe „Leerstände kreativ nutzen“, „Hilfen und Anlaufstellen für Ältere und sozial Benachteiligte“ und „Wirtschaftsförderung/ Jobs“ die meisten Stimmen. Konkrete Beispiele dafür waren unter anderem einen Wochenmarkt in Tann einzuführen, oder einen Stausee zwischen Wendershausen und Tann, der bereits vor Jahren in Planung war, zu verwirklichen. „Dies heute ist Zeit, die Sie sich selbst schenken, so der Vorstand der Herbert Quandt-Stiftung, Dr. Christof Eichert. „Was ist Ihr Herzenswunsch für diese Stadt? Wir möchten Sie bei der Erfüllung begleiten“. Was, so Eichert, ist so wichtig, dass sich die Bürger dafür engagieren möchten? „Fördergelder alleine bringen keinen Erfolg, sondern die Ideen und die Bereitschaft, etwas dafür zu tun“.

Um Menschen nachhaltig zu unterstützen, setzt das Programm nicht einseitig auf Finanzierung. Vielmehr begleiten die beiden Stiftungen die Menschen beim Erwerb von Wissen und Austausch von Erfahrungen. „Für die Dauer des Projektes werden Mitarbeiter aus unserem Haus immer wieder nach Tann kommen, um Sie zu begleiten“. Aus den Gesprächen sollen im Anschluss bürgerschaftliche Projekte entstehen, die bis zum Frühjahr an runden Tischen ausgearbeitet, abgestimmt und anschließend verwirklicht werden. Das Projekt soll am 16. November mit dem ersten runden Tisch in Tann in die zweite Runde gehen. (Miriam Rommel) +++

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