Hütepokal zum zweiten Mal verliehen
Weideabtrieb in Ginolfs bei herbstlichen Temperaturen
19.10.2015 / OBERELSBACH -
Sehr herbstlich zeigte sich die Rhön am Sonntag Nachmittag in Ginolfs. Zwar war es trocken, doch ohne Winterjacke und teilweise auch Wintermütze ging es nicht. Josef Kolb, Mitorganisator des 7. Rhöner Weideabtrieb, war dennoch mit dem Besucherinteresse zufrieden und zwar sowohl beim eigentlichen Weideabtrieb am Nachmittag, wie auch beim Hütepokal am Vormittag.
Der Hütepokal, organisiert vom Schäfer der Weidegemeinschaft Julian Schulz, wurde in diesem Jahr zum zweiten Mal durchgeführt. Fünf Schäfer nahmen an diesem Berufswettbewerb teil, der vom Schafzuchtberater Wolfgang Thoma, vom Landwirtschaftsamt Kitzingen moderiert wurde. Als „Thomas Gottschalk der Schafe“ bezeichnete er sich selbst. Seit 30 Jahren moderiere er solche Veranstaltungen, vom Hütepokal auf lokaler Ebene bis zu Bundesleistungshüten. Der Hütepokal in Ginolfs werde wohl sein letzter sein, denn im nächsten Jahr sei er schon Ruheständler.
Wolfgang Thoma: „Hirte zu sein, ist mit einer der schönsten Berufe. Es ist ein wichtiger Beruf. Es gibt keine besser Landschaftspflege als die Schafbeweidung und keine kostengünstigere.“ Julian Schulz konnte seinen Titel aus dem vorigen Jahr nicht verteidigen. Dennoch war er mit dem Ergebnis von 78 Punkten sehr zufrieden. Wichtiger als der Sieg war ihm in diesem Jahr, dass sein junger Hund Arko vom Herbsttal die Herdengebrauchshundprüfung erfolgreich absolvierte.
Den Sieg errang Thomas Inselsberger aus der Oberpfalz mit 82 Punkten. Dritter wurde Florian Hirsch mit 73 Punkten. Bei den Nachwuchschäfern platzierte sich Martin Müller mit 70 Punkten vor dem Auszubildenden Alexander Smietana. Müller hat die Schäfergehilfenprüfung erst in diesem Jahr abgelegt.
Warum Schäfer?
„Aus Freude und Lust am Beruf, es ist ein romantischer Beruf.“ Und das Schönste am Beruf das sei das Hüten. „Mit den Schafen alleine zu sein, das ist immer ein schönes Bild.“ Um das Berufsbild des Schäfers ranken sich viele romantische Klischees, der Schäfer als Philosoph oder als guter Hirte nach biblischem Vorbild. Müller kann das nur bestätigen.
„Der Schäfer hat eine eigene Sicht auf die Welt. Ja, und die Fürsorge für die Tiere ist uns sehr wichtig.“ Welche Aufgaben ein Schäfer hat, das erklärte Julian Schulz in wenigen Worten knapp und präzise: „Medizinische Versorgung, Aufzucht der Lämmer, Umgang mit Schafen und Hunden.“ Wie so manch anderer Schäfer trug Julian Schulz quer über die Schulter einen Gütel mit silbernen Herzen. Ein Gerücht besagt, dass jedes dieser Herzen für ein gebrochenes Frauenherz stehe. Julian Schulz schmunzelt und schüttelt den Kopf. „Nein, damit habe er nichts zu tun. Das ist nur Schmuck“, versicherte er.
Der eigentliche Weideabtrieb wurde auch in diesem Jahr wieder von den politische Vertretern als Plattform genutzt, sich bodenständig und der Rhön sowie der Landwirtschaft verbunden zu präsentieren. Das zünftige Outfit von Landrat Thomas Habermann konnte allerdings keiner von ihnen toppen. Und ohne seinen in der Rhön gut bekannten Filzhut in diesem Jahr mit einer gelben Blume geschmückt, ging gar nichts. Das obligatorische Gruppenfoto mit den fotogen herausgeputzten Kühen durfte da natürlich nicht zu kurz kommen. Während die Tiere nach und nach zu Tal getrieben wurden, gab es Publikumsinformationen durch Kurzinterviews, die Peter Schrenk von der Weidegemeinschaft mit Akteuren, Politikern und Gästen führte.
Den Auftakt machte wie immer die Gelbviehherde der Familie Manger. Drei Kühe waren mit prächtigen Herbstgestecken herausgeputzt, die von Ramona und Frank Fries gefertigt worden waren. 30 Tiere wurden ins Tal getrieben. Landrat Thomas Habermann mit Stock bewaffnet, gab sich als erfahrener Viehhirte. „Ich bin als Kind damit groß geworden.“ Im Rhöner Weideabtrieb sieht der Landrat eine tolle Veranstaltung, die perfekt ins Biosphärenreservat passe. „Wir müssen mit der Natur so umgehen, dass sie auch für die nächste Generation noch erhalten bleibt.“ Bei Rhöner Weideabtrieb sei immer wieder zu sehen, dass es junge Menschen gibt, sich sich mit Leidenschaft und Freude für die Landschaft interessieren.
Auf die Rinder folgte die Rhönschafherde des Naturlandhof Kolb mit 600 Schafen und 40 Ziegen. 110 Burenziegen, Bunte Deutsche Edelziegen und Thüringer Waldziegen trieb Familie Breunig ins Tal. Den Abschluss machte die Weidegemeinschaft Rhönschaf mit 1.000 Rhönschafen und 10 Burenziegen. Der Weideabtrieb wurde musikalisch von den Alphornbläsern Schwarze Berge gestaltet.(Marion Eckert)+++