NACHGEDACHT 145
Nach mir die Sintflut? - Gedanken von Christina LEINWEBER
18.10.2015 / REGION -
„Aber lass die Menschheit dauern, so lange sie will, es wird ihr nie an Hindernissen fehlen, die ihr zu schaffen machen, und nie an allerlei Not, damit sie Kräfte entwickele. Klüger und einsichtiger wird sie werden, aber besser, glücklicher, tatkräftiger nicht oder doch nur auf Epochen. Ich seh die Zeit kommen, wo Gott keine Freude mehr an ihr hat und er abermals alles zusammenschlagen muss zu einer verjüngten Schöpfung. Ich bin gewiss, es ist alles danach angelegt, und es steht in der fernen Zukunft schon Zeit und Stunde fest, wann diese Verjüngungsepoche eintritt.“
Diese Worte sind 187 Jahre alt, sie wurden von Johann Wolfgang von Goethe geschrieben und erst nach seinem Tod veröffentlicht. Ich muss sagen, dass ich diese Zeilen beinahe dramatisch aktuell finde. Und sind die Menschen nicht tatsächlich im Laufe dieser Jahre einfach nur „moderner“ anstatt besser und glücklicher geworden? Wir finden uns in genau derselben Konstellation vor, wie sie Goethe so pointiert beschreibt: Hat Gott noch Gefallen an unserer Erde? An einer Erde, die Krieg führt, an einer Erde, die so viel Müll produziert, an einer Erde, die ihre eigene Schutzatmosphäre zerstört, an einer Erde, die jeden Tag Gewalt und Hass lebt?
Eine erneute Sintflut wäre nicht auszuschließen, es könnte sein, dass Gott das Böse im Menschen nicht mehr sehen kann. Aber das würde auch bedeuten: Ein neuer Noah wird gesucht, der einen Neuanfang möglich macht. Und hier ist doch des Pudels Kern begraben: Wir brauchen mehr von diesen Menschen, die wie Noah Neuanfänge möglich machen können. Damit es in Zukunft nicht tatsächlich heißt, „nach mir die Sintflut“, sollten wir im Kleinen das Große möglich machen. Sorgen wir doch dafür, dass Gott wieder Gefallen an seiner Schöpfung hat. Und wie? Suchen Sie sich etwas aus, es gibt genug zu tun! +++