"Mir ist der Geduldsfaden gerissen"

Viele Dorfborner bekommen keine Post - Betroffene streben Sammelklage an

von links: Gabriele Stöffler, Petra Chrzonsz-Piatek, Ramona Vogel
Foto: Toni Spangeberg

16.10.2015 / NEUHOF - In Neuhof-Dorfborn (Landkreis Fulda) ist der Postbote mittlerweile kaum noch zu sehen. Schon seit Mitte August bekommen einige Bewohner der Ortschaft keine Briefe mehr. Das ist in jedem Fall ärgerlich, bereitet den Betroffenen aber im Falle von behördlichen Briefen größere Probleme.



Ramona Vogel wurden beispielsweise Sanktionen vom Sozialamt angedroht, da sie nicht zu einem vereinbarten Termin erschienen ist. Sogar ein Haftbescheid soll deshalb gegen sie vorgelegen haben. Doch von dem Termin konnte die schwangere Alleinerziehende laut eigener Aussage nichts wissen, da kein Brief zugestellt wurde. Anrufe und Briefe an die Post blieben demnach ohne Ergebnis. Frau Vogel hat auch Mahnungen für Pakete erhalten, die nie zugestellt worden sind.

Petra Chrzonsz-Piatek schildert Ähnliches. Sie hatte schon im Juni ein neues Konto eröffnet. Die Visakarte war auch angekommen, nur die Pin fehlt noch immer. Vor vier Wochen hat sie entnervt eine neue Pin beantragt. Der Brief lässt jedoch weiterhin auf sich warten.

Andere Betroffene sprechen von Problemen bei Arztbesuchen. So hatte Ralf Scholz, Chrzonsz-Piateks Untermieter, zum 1. Oktober die Krankenkasse gewechselt. Auf seine Gesundheitskarte wartet der Mann noch immer. Ein für Montag geplanter Operationstermin musste daher verschoben werden - mehr als ärgerlich. 

Auch Gabriele Stöffler hat Grund zum Fluchen. Ihr wurde kurzerhand das Telefon abgestellt, da sie Rechnungen nicht bezahlt hatte. Die wurden aber niemals zugestellt. Auch den Schwerbehindertenausweis der Tochter hat Frau Stöfffler einige Wochen zu spät bekommen. Aber nicht jeder Brief kommt unpünktlich, sagt Stöffler resigniert: „Werbepost geht komischerweise durch.“

Zum Teil sollen Briefe mit dem Hinweis "Adresse unbekannt, Empfänger verzogen" auch wieder an den Absender zurückgeschickt worden sein. Jetzt langt es : die Betroffenen streben nun eine Sammelklage gegen die Post an. „Mir ist dann der Geduldsfaden gerissen, als der Mann vom Amt angerufen hat und meinte: ‚Ich hätte sie eigentlich verhaften lassen müssen‘“, sagt Ramona Vogel. Eine Anfrage von OSTHESSEN|NEWS bei der Post blieb bis zum jetzigen Zeitpunkt ohne Ergebnis - wir haken weiter nach. (Toni Spangenberg) +++

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