LULLUSFEST

Die LOLLSREDE von Bürgermeister Thomas FEHLING im Wortlaut

Bad Hersfelds Bürgermeister Thomas Fehling
Foto: Harald Ernst

12.10.2015 / BAD HERSFELD - Traditionell hält der Bürgermeister von Bad Hersfeld vor dem Entzünden des Lullusfeuer eine Rede und blickt auf das vergangenen Jahr (in der Lollsjahrrechnung) zurück. Zum Abschluss trägt er einen Reim im Wechsel mit dem Feuermeister vor. Mit dem Wurf der Fackel entzündet sich das Feuer und das Volksfest beginnt um punkt 12 Uhr offiziell. Nachfolgend die Rede des Bürgermeisters im Wortlaut:



"Werter Herr Feuermeister,
sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher,
werte Stadträte und Stadtverordnete,
sehr geehrte Gäste aus unseren Partnerstädten
Šumperk und L’Haÿ-les-Roses,
von unserem Patenschiff S 75 Zobel und aus Malmesbury,
liebe Bürgerinnen und Bürger,
liebe Kinder,
verehrte Gäste aus nah und fern!

„Nur Flaschen machen Scherben“ - so heißt die Aktion, die wir auch beim Lullusfest 2015 wieder durchführen, um den Schaden in Sachen Glasbruch auf unserem Fest deutlich zu reduzieren. Ich möchte an Sie alle appellieren: Machen Sie mit und helfen Sie dabei, unser schönes Lullusfest möglichst Scherben-frei zu halten. „Scherben“, „Flaschen“ und „Schadensbegrenzung“ - das wären natürlich tolle Vokabeln, um in einer Lollsrede gleich zu politischen Themen überzuleiten und mal saftig auszuteilen.

In der Tat, ich könnte mich erinnert fühlen an ein Großprojekt im letzten Jahr, welches auf der Strecke bleiben musste, weil das politische Klein-Klein es so forderte. Ich nenne das Thema nicht - Sie wissen eh, was ich meine. Da sehen sich einige politische Akteure offenbar immer noch als vermeintliche Sieger über den Verlierer Bürgermeister.

Aber als Sieger bei was? Sieger beim Verhindern? Sieger beim Kaputtmachen? Sind denn die vom mir angestossenen Projekte wirklich nur zum Wohle des Bürgermeisters? Oder nicht doch eher zum Nutzen von Bürgerinnen und Bürgern? Einige andere Entscheidungen in diesem Jahr lassen die politische Kultur in unserer Stadt in einem anderen Licht erscheinen. In einem besseren Licht, wie ich meine.

Damit spiele ich nicht nur auf einige maßgebliche Bauprojekte in unserer Stadt an, sondern vor allem auf ein Thema, das uns alle brennend interessiert: Ich meine natürlich die Bad Hersfelder Festspiele.

Erinnern Sie sich noch, wie wir alle zu Beginn des Lullusfestes 2014 sehr gespannt waren, was die Zukunft für die Stiftsruine wohl bringen wird? Jetzt haben wir eine Antwort: Eine tolle Festspielsaison 2015 liegt hinter uns. Der neue Intendant Dieter Wedel hat gleich in seiner ersten Saison einiges umgekrempelt und neu sortiert. Und: Er hatte dabei die notwendige Rückendeckung vom Magistrat und später von der Stadtverordnetenversammlung.

Oft genug unbürokratisch, zügig und fraktionsübergreifend haben die politischen Gremien unserer Stadt starke Signale gesendet, dass die Veränderung für die Festspiele nicht nur vom Intendanten und mir, sondern auch von der politischen Mehrheit in der Stadt getragen wird. Dieser gemeinsame Wille hat dann öffentliche Förderer und private Sponsoren überzeugt, bei der Vorwärtsstrategie mitzuhelfen.

Auch die Medien und Besucher sagen uns, dass das neue Konzept angekommen ist. Die künstlerische Linie findet den Geschmack der Festspielgäste. Weitere Veränderungen haben ihre Wirkung entfaltet (Stichwort Tribüne oder Bespielung des Stiftbezirks).

Meine Damen und Herren, wann hatten die Festspiele das letzte Mal eine solche Medienpräsenz? Ich denke, es ist für jeden von uns eine Freude, wenn unsere Heimatstadt in der überregionalen Zeitung oder sogar im bundesweiten Fernsehen genannt wird.

Auch außerhalb der Festspiele haben wir in Bad Hersfeld in den letzten Monaten eine Menge Fortschritte erreicht. Neue Arbeitsplätze, neue Betriebe und eine architektonische Einpassung des Gebäudes in das Stadtbild - ich bin froh, dass das Therapiezentrum im Schilde-Park beschlossen wurde, wenn auch mit knapper Mehrheit. So sind wir als verlässlicher Partner für ernsthafte Investoren glaubwürdig geblieben.

Lassen Sie es mich salopp sagen. Wir haben es uns auch bei dieser Gelegenheit in Ausschüssen und Parlament „wieder ordentlich gegeben“. Aber Diskussion und Entscheidung waren eben doch auf einem bemerkenswerten fachlichen und politischem Niveau. Es geht also!

Uns Verantwortliche und Bürger verbindet viel mehr als uns trennt. Wir alle wollen ein attraktives, lebenswertes Bad Hersfeld - und sind doch auch erfolgreich dabei. Es geschieht etwas in Bad Hersfeld, an vielen Stellen:

• Die Stadtpolitiker haben das Parkhaus am Klinikum genehmigt, der Bau kann in den nächsten Wochen starten. Die Patienten, Besucher und Anwohner des Klinikums werden erleichtert sein, dass das leidige Parkplatzproblem rund um den Seilerweg dann endlich, endlich gelöst sein sollte. Ich freue mich schon auf die Zeit, in der sich keine aufgebrachten Anwohner mehr bei mir über zugeparkte Einfahrten beschweren.
• An der Kreuzung Knottengasse/Wehneberger Straße durfte ich vor kurzer Zeit den Grundstein für einen neuen Wohnkomplex legen. Einiges musste weichen, das alte Zuse-Gebäude bleibt aber bestehen und wird restauriert. Ein scheinbar ewiger Schandfleck in besonders auffälliger Lage wandelt sich.
• Die Sanierung des Parkhauses am Neumarkt mit der Eröffnung des neuen Hotels hat sich für den Brink und die Johannesstraße sehr gelohnt. Neues Leben am oberen Ende der Fußgängerzone!
• Bestimmt haben Sie es kurz vor Lolls noch wahrgenommen, dass sich das Parkleitsystem am Marktplatz nun schrittweise zu einem funktionierenden System entwickelt. Dank einer innovativen Technologie konnten wir auch diese Altlast verbessern. Hinzu kamen in der Mitte des Marktplatzes zwei Stromtankstellen für Elektro-Autos. Die Stadtwerke sponsern für ein Jahr den Ladestrom.
• Ein „städtebauliches Kaugummi“ der besonders ärgerlichen Art wer-den wir dort drüben am Markt 36 los. Der Eigentümer des Gebäudes blockierte bislang alles und ging uns ordentlich auf die Nerven. Damit ist nun Schluss: Das Schrottgebäude wird nach Lolls abgerissen. Das macht den Weg frei, um auch an dieser Stelle das Stadtbild weiter zu verbessern.

Die Attraktivität unserer Stadt steigt also. Das wird auch außerhalb wahrgenommen. Nicht umsonst haben wir mit der hr-Radtour und der Hessenschau-Sommertour zwei überregionale Fernseh- bzw. Radioveranstaltungen in unsere Stadtmitte ziehen können. Ein weiterer Tipp: Schalten Sie am 27. Oktober mal um 20:15 Uhr das dritte Programm ein, in der Reihe mit dem vielsagenden Titel „Herrliches Hessen“ wird wiederum Bad Hersfeld präsentiert.

Apropos Öffentlichkeitsarbeit: Seit einigen Monaten bringen wir den wöchentlichen Email-Newsletter heraus. Er ist eine lockere Mischung mit aktuellen Nachrichten aus Magistrat und Verwaltung und Hintergrundgeschichten aus der Stadt. Die Rückmeldungen sind sehr positiv. Es scheint, als hätten wir da einen Nerv getroffen. Das führen wir fort!
Zeitnahe Information ist wichtig, aber aktive Bürgerbeteiligung ist noch besser. In Kürze werden wir mit unserem zweiten Bürgerdialog zum nächsten Haushalt wieder online sein. Wir geben Ihnen dort Zahlen und Fakten zur finanziellen Situation der Stadt, Sie gestalten dann Ihren Haushalt 2016 nach ihren eigenen Vorstellungen.

Schaffen Sie es, einen ausgeglichenen Haushalt für das nächste Jahr aufzustellen? Machen Sie mit! Ich bin gespannt auf Ihre Rückmeldungen. Unser Bad Hersfeld ist eine schöne Stadt und sie entwickelt sich ständig und konsequent weiter. Das macht sehr viel Spaß. Und Spaß wird sicherlich auch das neue Festzelt mit dem Blick direkt aufs Feuer machen. Dazu muss das Fierche aber erst einmal angezündet werden, und das werden der Feuermeister und ich jetzt tun.

Und nun, Herr Feuermeister, hören Sie:
Bürgermeister:
Wir zünden an uralten Brand,
Was soll er künden dem deutschen Land?
Feuermeister:
Am guten Alten woll’n fest wir halten!
Bürgermeister:
Und warum hüten in treuer Hut
Wir Tag und Nacht des Feuers Glut?
Feuermeister:
Wie die Väter in Ehren
Woll’n wir uns bewähren!
Bürgermeister:
Das Feuer brennt mit hellem Schein,
Was soll der Bürger Losung sein?
Bürgermeister und Feuermeister:
Klaus: Hersfeld, die Stadt, sie trägt im Schild,
Thomas: Ein Kreuz und einen Löwen wild.
Klaus: In Kreuz und Leid hab’ Löwenmut
Thomas: Und trau auf Gott, es wird wohl gut." +++

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