"Transplantation ist bester Nierenersatz"
Nieren-Spezialisten am KLINIKUM erfolgreich - Kampf um mehr Organspender
Alle Fotos: Christian P. Stadtfeld
01.10.2015 / FULDA -
Wer nicht direkt betroffen ist, der geht dem Thema Organspende meist aus dem Weg. 11.000 Menschen warten in Deutschland auf ein Organ, die meisten auf eine Niere. Die Wartezeit liegt zwischen sechs und acht Jahren. Erschreckend ist die Tatsache, dass weniger als 30 Prozent der Bevölkerung einen Organspendeausweis besitzen. Obwohl der Ausweis klein wie eine Scheckkarte ist und Leben retten kann, findet er nicht die notwendige Akzeptanz. Es ist ein ständiger Kampf um Vertrauen und Aufklärung – auch in Osthessen.
Gründer des Zentrums am Klinikum waren im Jahr 2000 Professor Dr. Tilman Kälble, Direktor der Klinik für Urologie, und der ehemalige, langjährige Chefarzt der Inneren, Professor Dr. Winfried Fassbinder. Heute stehen Prof. Kälble und Professorin Dr. Marion Haubitz, Direktorin der Medizinischen Klinik III (Nephrologie), an der Spitze. Sie sagte im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS: „Die Transplantation ist die beste Nierenersatztherapie, die es gibt.“ Man müsse allerdings weiterhin diszipliniert sein, sich zur Nachsorge verpflichten und akzeptieren, dass man nicht gesund sei, sondern immer Medikamente nehmen müsse.
Die Zahlen der Spender seien dramatisch zurückgegangen. Die Gründe dafür sieht Haubitz bei den Skandalen um die Organverteilung in der Vergangenheit („Nieren waren nie betroffen“), allgemeine Skepsis und die Angst vor dem Tod. Prof. Kälble berichtete in diesem Zusammenhang von einem deutlichen Signal der katholischen Kirche. „Die Organspende ist ein maximales Zeichen der Nächstenliebe.“ Heutzutage gebe es weniger potentielle Organspender durch Unfälle im Straßenverkehr, sondern vermehrt durch Hirntote. „Hier muss ich auch ein Vorurteil aus dem Weg räumen. Wenn einer als hirntot eingestuft wird, dann wird das durch zwei unabhängige Fachärzte festgestellt, die nichts mit der Organspende zu tun haben“, so die Nieren-Spezialistin.
Die Patienten des Klinikums würden auch von der persönlichen Nähe profitieren, ebenso wie von der 24 Stunden-Bereitschaft. „Wir sind immer ansprechbar. Und es kommt nicht selten vor, dass nachts um 3 Uhr das Telefon klingelt, weil ein Spenderorgan zur Verfügung steht und transplantiert werden muss“, führte Prof. Kälble aus.
Der bundesweit anerkannte Urologe und seine bekannte Kollegin aus der Nephrologie haben schon vielen Menschen geholfen, dass sie ihren nach der erfolgreichen Transplantation ihren zweiten Geburtstag feiern können. „Hier steckt Herzblut drin“, sagen beide. Um zu sensibilisieren und aufzuklären, findet am morgigen Freitag zwischen 11 und 18 Uhr ein Aktionstag „Organspende: Gegen den Trend!“ auf dem Universitätsplatz in Fulda statt. Alle haben ein Ziel: mehr Organspender gewinnen und Leben retten. (Christian P. Stadtfeld). +++