"Eine Win-Win Situation für beide"
Soziales Engagement und Qualität: JVA bekommt TÜV-Qualitätssiegel von Justizministerin KÜHNE-HÖRMANN
30.09.2015 / FULDA -
Die meisten Menschen haben noch nie ein Gefängnis von innen gesehen und sind der Meinung sie hatten noch nie etwas mit den Gefangenen zu tun. Diese Annahme stimmt so meist nicht ganz. Indirekt kommen beispielsweise die meisten, die ein Auto fahren zumindest mit der Arbeit einiger Gefangenen aus der JVA in Fulda in Kontakt. Dort wird Resozialisierung nämlich groß geschrieben. Die Inhaftierten bekommen die Möglichkeit regelmäßig in den Werkstätten der JVA zu arbeiten. Dort produzieren sie – in Kooperation mit der Firma Wagner - verschiedene Fahrzeugteile. Die Qualität der Arbeit ist herausragend und wurde deswegen heute von der hessischen Justizministerin Eva Kühne-Hörmann mit dem TÜV-Qualitätssiegel zertifiziert.
Seit über 40 Jahren pflegt die Justizvollzugsanstalt in Fulda die Zusammenarbeit mit der Fahrzeugteilfabrik Wagner GmbH & Co. KG. „Ich bin stolz über die Zertifizierung unserer JVA-Werkstätten durch den TÜV Hessen. Das zeigt, dass wir in den letzten Jahren sehr gute Arbeit geleistet haben. Auch wenn wir kein Zulieferer im üblichen Sinne sind, sondern mit dem Arbeitsangebot vor allem das Ziel verfolgen, Inhaftierten eine geregelte Arbeit und einen geordneten Tagesablauf zu bieten, haben wir es geschafft den internationalen Qualitätsstandard dauerhaft einzuhalten“, erklärte der Leiter der JVA Fulda Winfried Michel. "Es ist eine Win-Win-Situation: sowohl für uns, denn wir haben die Kapazitäten nicht als auch für die JVA, denn die Inhaftierten bekommen die Chance sich für die Zeit nach dem Gefängnis vorzubereiten", so Dr. Stephan Wagner.
Gerade weil die Inhaftierten oft Defizite hinsichtlich Bildung und Karrierechancen haben, würden sie die Chance dort arbeiten zu können gerne ergreifen. Für sie sei es die Möglichkeit später (wieder) in die Arbeitswelt integriert zu werden. „Die Arbeit, als Teil des Resozialisierungsprozesses, stabilisiert das Selbstwertgefühl der Gefangenen und verbessert auch das Klima in der Anstalt selbst. Denn die Tätigkeit selbst baut auf Teamarbeit und soziale Kontakte. Zudem haben sie eine Beschäftigung und sitzen nicht den ganzen Tag in der Zelle. Sie entwickeln Ehrgeiz und wollen ihre Fähigkeiten ausbauen und genau das wird hier auch gefördert“, sagte Justizministerin Eva Kühne-Hörmann.
Von den 77 Inhaftierten dürfen immerhin circa 30 in den Werkstätten Automobilteile herstellen. Eine Person kann am Tag 12.000 – 13.000 Teile produzieren. Die Gefangenen werden auch bezahlt, was den Job umso beliebter macht.
Die Justizministerin dankte bei ihrem Besuch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Justizvollzugsanstalt. „Die Arbeit im Justizvollzug ist geprägt vom steten Sicherheitsdenken; man erlebt aber auch menschliche Schicksale und Erlebnisse. Es ist deshalb eine besondere Herausforderung für jede einzelne Mitarbeiterin und jeden einzelnen Mitarbeiter, Tag für Tag nicht nur seinen Job zu erledigen, sondern auch auf die Menschen einzugehen und ihnen mit besonderen Maßnahmen ein Stück Hoffnung auf ein normales Leben nach der Haft zu geben. Die Arbeit in den Werkstätten ist dabei besonders wichtig, denn sie bedeutet Lebenschancen zu schaffen“, so die Ministerin. (pm/ph)+++