109.000 Euro für einen Mast
Bund der Steuerzahler: Überflüssiger Werbemast schafft es ins Schwarzbuch
Fotos: Winfried Möller
30.09.2015 / FLIEDEN -
Der Bund der Steuerzahler (BdSt) hat heute in Berlin sein Schwarzbuch „Die öffentliche Verschwendung 2015“ vorgestellt. Darin werden erneut zahlreiche Beispiele für den sorglosen Umgang mit Steuergeldern angeprangert, einer davon aus Osthessen. Mit der Veröffentlichung exemplarischer Verschwendungsfälle soll auf einen effizienteren Umgang mit dem Geld der Steuerzahler hingewirkt werden. „Das Schwarzbuch zeigt anhand konkreter Beispiele auf, welche Fehler zu Verschwendung führen. Damit wollen wir dazu beitragen, ähnliche Fälle in Zukunft zu vermeiden“, erklärt Joachim Papendick, Vorsitzender des BdSt Hessen.
Die osthessische Gemeinde Flieden hat im Sommer 2012 bei der Schaffung eines neuen Gewerbegebiets an der A 66 einen Werbemast errichten lassen. Nachdem anfänglich noch eine einfache Variante mit Planen diskutiert wurde, stimmten schließlich alle Fraktionen der Gemeindevertretung zu, aufwändigere und größere Leuchtboxen einzusetzen. Dadurch verdoppelten sich die Kosten für die Errichtung des Masts auf nun 109.000 Euro, dazu kommen jährliche Betriebskosten von 4.500 Euro.
Alle Fraktionen der Gemeindevertretung hatten dem Vorhaben zugestimmt, denn es habe Interesse von ansiedlungswilligen Firmen an Werbeflächen gegeben. Die Firmen erklärten allerdings in späteren Verhandlungen, dass sie auch ohne Werbemast gut sichtbar wären und die geforderte Miete dafür zu hoch sei. Angeblich bestehende Vorverträge hätten sich als mündliche Zusagen an den inzwischen ausgeschiedenen Bürgermeister entpuppt.
Um die bis jetzt bezahlten 109.000 Euro und die weiteren Kosten bis zur Fertigstellung von 6.400 Euro sowie die jährlichen Betriebskosten von 4.500 Euro zu erwirtschaften, hatte die Gemeinde jährliche Mieteinnahmen von 16.800 Euro eingeplant. Doch bisher wurde lediglich ein Mietvertrag zum monatlichen Mietzins von 350 Euro abgeschlossen.
Der Bund der Steuerzahler meint: Es ist nicht nachvollziehbar, warum auf Wunsch von Volksvertretern aus ursprünglich kleinen Projekten häufig größere werden, für die es dann keinen ausreichenden Bedarf gibt. Völlig unverständlich aber ist, warum man sich in diesem Fall auf mündliche Zusagen verlassen hat, heißt es abschließend im Schwarzbuch.+++