„Sieht aus wie Ohrenschmalz“

Trendfarbe „Goldocker“: eine kritische Betrachtung



30.09.2015 / REGION - Liebevolle Kosenamen hat sie unzählige. Ganz selbstreferenziell eingestanden, allein hier in der Redaktion könnte man etwa eine halbe DIN-A4-Seite auflisten. Irgendwas mit Fäkalien war die Bezeichnung, die eine liebe Kollegin verwendete, als ich ihr von der Trendfarbe 2016 erzählte. Der niederländische Farbkonzern AkzoNobel hat für das kommende Jahr „Goldocker“ zur Trendnuance erwählt. Und Ocker feiert bereits diesen Herbst sein modisches Comeback.



Zugegeben, zum Herbst passen Gelb- und Ockertöne irgendwie, schließlich findet man sie zu dieser Zeit auch in der Natur zu Hauf: herabfallende Blätter, das mittlerweile getrübte Licht der Sonne. Aber Menschen zu finden, denen diese Töne wirklich stehen, gestaltet sich da schon weitaus schwieriger. Die meisten Blondinen fallen von vorneherein weg. Gelb lässt sie, die meist schon von Natur aus helle Haut haben, noch blasser, sogar kränklich erscheinen.

Wirklich schön sind Gelb- und Ockertöne nur zur knackigen Sommerbräune und haselnussbraunem Haar. Nun ist „Goldocker“ , als eine besonders edle Variante des Gelben, aber als Trendfarbe 2016 deklariert worden. Goldocker – das ganze Jahr – das sind schlechte Aussichten für die kühlen Blonden, die im Trend liegen möchten.

Auch an den Wänden und als Dekoration mutet Gelb meist eher alt und verfärbt als wirklich jung und frisch an. Zudem erinnern viele Gelbtöne an eingängige Marketingkonzepte. Eine schwedische Möbelhauskette, der Discounter um die Ecke, ihr Image wird auch durch die Farbkombi ihres Corporate Designs mitbestimmt. Und wer will schon, dass die Kleidung oder die eigenen vier Wände nach einem Werbe-Rundumschlag aussehen? Immerhin, der goldene Einfluss macht einiges wett. Kombiniert mit Minz- und Rosétönen stellt Goldocker einen netten Glanzpunkt dar. Es macht die kühlen Töne gemütlich.

Toll wirkt der Ton mit unterschiedlichen Blautönen kombiniert. Aber auch graue und schwarze Akzente wirken raffiniert. In alten Gemälden findet sich die Farbe ebenfalls immer wieder. In Kombination mit dem einen oder anderen Flohmarktfund oder Familienerbstück verleiht sie jedem Raum etwas Prunk.

Als Wandfarbe bringt die Nuance Wärme in den Raum. Eine ideale Wahl also für Wohn- und Schlafräume. Wenn auch nicht für jeden: wenigstens für Herbst und Winter könnte die „Farbe des Jahres“ eine gute Wahl sein. Wem sie danach dann doch zu viel wird, der kann ja gerne wieder umdekorieren oder auf alternative Kleiderfarben zurückgreifen. Zum Glück gibt es ja auch noch andere Trendnuancen auf der Farbpalette. (Sabrina Ilona Teufel)+++

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