Das Wort des Bischofs
"Krankheit und Kreuz" von Bischof Heinz Josef ALGERMISSEN (Fulda)
01.10.2015 / FULDA -
Der Beitrag "Krankheit und Kreuz" von Bischof Heinz Josef Algermissen als „Wort des Bischofs“ im WORTLAUT:
"In Greccio finden wir die älteste erhaltene Kopie eines sehr alten Bildes vom Hl. Franziskus, das 1225, ein Jahr vor seinem Tod entstanden ist. Die Darstellung stimmt mit einer Beschreibung des Zeitgenossen und Augenzeugen Thomas von Celano überein. Franziskus, dessen Gedenktag wir am Sonntag begehen, war klein von Gestalt und hatte eine etwas gebeugte Haltung. Die Kapuze des grauen Wollkleides ist, um die Augen zu schützen, über den Kopf gezogen. Das Gesicht sieht abgezehrt aus und ist durchzogen von vielen feinen Falten. Die Linke führt ein Tuch zum Auge, die Rechte ist segnend erhoben, man sieht die Wunde an seiner Hand.
Dieses Bild zeigt einen schwerkranken Mann, und seine Augenentzündung kommt von einer schmerzhaften Augenkrankheit, die er sich wahrscheinlich in Ägypten zugezogen hat. Aber das war nicht das einzige Leiden, das ihn quälte. Man hat aus den Berichten von seinem Leben die Nachrichten über Krankheiten zusammengetragen, an denen er litt: Tuberkulose, Anämie, Darm- und Magenerkrankungen. Bonaventura schreibt, „…dass an ihm kaum ein Glied von unsagbar schweren Schmerzen verschont blieb… Obwohl grausame Schmerzen seinen Körper quälten, nannte er diese nicht Qualen, sondern Schwestern.“
In Angst und Not versenkt sich Franziskus mitleidend in die Passion des Erlösers und vergisst darüber die eigene Not. Er begibt sich in den „Innenraum“ der Gesinnung Jesu Christi (vgl. Phil 2,5ff), seiner Gehorsamshingabe gegen den Vater und identifiziert sich mit dem Knecht Gottes, der „ein Mann voller Schmerzen“ war, „mit Krankheit vertraut“, der „unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen hat“ (Jes 53,3f).
Deshalb kann er auch, als seine Brüder meinen, er solle doch Gott um Linderung seiner Schmerzen bitten, so beten: „Ich danke dir, Herr und Gott, für alle meine Schmerzen. Ich bitte dich, mein Herr, füge hinzu das Hundertfache, wenn es dir gefällt. Es wird mir sehr willkommen sein, wenn du mich nicht schonst, sondern mich heimsuchst mit Schmerzen. Die Erfüllung deines heiligen Willens sei mir überfließender Trost“ (Übersetzung nach Anton Rotzetter).
Hier kommt uns eine christliche Bewältigung von Krankheit entgegen, von der heute fast nicht mehr gesprochen wird. Vielleicht ist Franziskus eine Herausforderung, die uns gut tut." +++