NACHGEDACHT 141

Zweierlei Maß - Gedanken von Christina LEINWEBER



20.09.2015 / REGION - Wenn wir die Maße an Gegenständen nehmen, können wir uns auf den Zollstock verlassen. Die Meter und jeder Zentimeter sind genormt und damit sicher richtig. Jeder andere, der diesen Zollstock benutzt, hätte dasselbe gemessene Ergebnis. Eine Täuschung wäre kaum möglich.



Aber so einfach wie in handwerklichen Bereichen ist das Maßnehmen im moralischen Kontext nicht. Leider gibt es hier viel mehr Möglichkeiten zu messen - oder besser: zweierlei Maß zu nehmen. Doppelmoral nennt man es, wenn unsere Mitmenschen oder wir selber das exakt selbe Verhalten unterschiedlich bewerten. Ein Beispiel: Jemand fordert von uns ein Verhalten ein - zum Beispiel "Hör auf zu lügen!" - derjenige greift aber immer wieder selbst zu Lügen, um Wahrheiten zu vertuschen. Was für ihn okay ist, gilt aber nicht für andere. Oder: Was er darf, dürfen andere noch lange nicht.

Immer wieder werden wir selbst zum Täter oder Opfer solcher "Fehlmessungen". Und so ärgerlich wie das ist, müssen wir uns aber klar machen, dass Doppelmoral menschlich ist. Und immerhin haben wir die Fähigkeit zu merken, dass ein Fehler gemacht wurde. Wie aus so vielen Dingen im Leben, müssen wir auch daraus lernen und uns immer wieder fragen: Habe ich jemanden so behandelt, wie ich selbst nicht behandelt werden möchte? (Christina Leinweber) +++

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