Wie erreicht man seine Ziele?
Tipps und Lebensweisheiten von Prof. Dr. ZIELKE
18.09.2015 / LAUTEBACH -
Wenn man sich einen Redner einlädt, der eine solch beeindruckende Vita vorzuweisen hat, wie Prof. Dr. Christian Zielke, und der von sich selbst behauptet, mit einem gemessenen IQ von 90 Professor geworden zu sein, dann darf man mit vielem rechnen: Mit Lebensweisheiten, die sich aus dem erfolgreichen Lebenslauf Niki Laudas speisen, mit einfachen Wahrheiten wie der Unmöglichkeit der Patchworkfamilie, in den Raum geworfen „nur so als Idee…“, und mit einer beeindruckenden Mut-Wut-Mediationsübung der Shaolin-Mönche, zu der Zielke nach knapp zweistündigem Vortrag sein Publikum in der Aula der Alexander-von-Humboldt-Schule gar nicht mehr lange überreden musste. Ein Abend voller alter und neuer Erkenntnisse, der niemanden im Publikum unberührt ließ.
Eingeladen dazu hatte den Kommunikationsexperten und Professor an der THM das Lauterbacher Gymnasium als I-Tüpfelchen auf dem Programm der Oberstufen-Info-Tage, die am 16. und 17. September erstmals an der AvH stattfanden. „Die Bedeutung von Boxenstopps auf der rasanten Fahrt durch das Schul- und Berufsleben“ versprach den knapp 300 Gästen Studiendirektor Karsten Krämer in seiner Begrüßung. Und rasant war auch der Vortrag, eine Multimedia-Show, gespickt mit Szenen aus bekannten Autorennen und Filmszenen aus „Rush – alles für den Sieg“, der Biographie des Rennfahrers Niki Lauda. Und das aufbereitet für die Adressaten aus der Schulgemeinde: Wo befindet man sich bei der Startaufstellung in der Schule? Was hat eine Klausur, ein Schuljahr mit einem Rennen zu tun? Von der Startaufstellung über die Zielgerade bis hin zur Krise, zur Landung im Kiesbett, ging der lebensberatende Rundumschlag des erklärten Autodidakten, der mit seiner schulischen Laufbahn – er begann als Hauptschüler – kokettierte, um seinem Publikum, gerade auch den jungen Menschen darunter, klarzumachen: Jeder kann es schaffen!
Es gebe im Leben eine Zeit des Einatmens, auch des Materiellen, und eine Zeit des Ausatmens, des Gebens. „Und was wir brauchen, sind Team-Player“, so der erfahrene Management-Trainer, „keine Egomanen.“
Und wenn man doch im Kiesbett landet, wenn die Schikanen des Lebens zuschlagen? „In eine Schikane muss man langsam rein und schnell wieder raus“, so der Rat aus dem Rennsport. Im Leben heißt das: Muster unterbrechen. Bei einem Blackout in der Klausur aufstehen, sich umdrehen, wieder hinsetzen und mit neuer Richtung weiterarbeiten. Er hoffe, so Zielke, dass die Lehrkräfte der AvH Künstler seien und keine Handwerker. Künstler, die den Charakter bilden könnten und den jungen Menschen helfen könnten, mit den Farben ihres Lebens zu spielen. Von dem, was man für gewöhnlich in der Schule lerne, brauche man im richtigen Leben kaum 10%, resümierte der Redner, der unter anderem auch Sozialwissenschaft und Pädagogik studiert hat. Vielmehr müsse man lernen zu lernen. Lernen, mit Enttäuschungen umzugehen, lernen mit Geld umzugehen, lernen den richtigen Partner zu finden. Gerade zu diesem Thema hatte der Experte viele Tipps und sogar ein Flirt-Training auf Lager – praxisrelevant oder nicht, sie unterhielten und sorgten für viele Lacher in dem überhaupt sehr unterhaltsamen und kurzweiligen Vortrag.
Und man sollte damit rechnen, dass die eigenen Tage gezählt seien. Seine Erfahrungen als Shaolin-Trainer und seine Mediationen hätten ihm gezeigt, dass man den Tod nicht fürchten müsse, sondern ihn als Übergang in einen neue Dimension betrachten solle. Lediglich seine Dinge sollte man regeln, seine Passwörter, Bankkonten und andere wichtigen Dinge notieren. Und am Abend seinen Schreibtisch aufräumen. Zum Abschluss dieses Abends lud der Shaolin-Trainer schließlich zu einer relativ enthemmten Übung ein, die Energien freisetzen soll und den Körper und die Seele fitmachen für die Anforderungen des Lebens. Und alle machten mit – ein ungewöhnlicher Anblick in der Schulaula. Und ein ungewöhnlicher Abend mit einem Redner, der begeisterte und polarisierte, der ehrlich und witzig war, der motivieren und unterhalten kann und der am Ende seine Zuhörer aufrichtig bat: „Geben Sie bitte nie, nie, niemals auf!“