"Falsche Entscheidung getroffen"

FEUERWEHR verkauft Hausnotruf - regionale Hilfsorganisationen gehen leer aus

Die Feuerwehr Fulda gibt den Hausnotruf-Service Ende September auf.

02.09.2015 / FULDA - Die Feuerwehr Fulda trennt sich von ihrem Hausnotruf-System. 260 Teilnehmer aus Fulda, Künzell und Petersberg können bis Ende September zu einem neuen Dienstleister wechseln oder den Vertrag auslaufen lassen. Das sorgt bei den Nutzern für Missmut und Unverständnis. Der Grund: Der Magistrat der Stadt Fulda als Dienstherr der Feuerwehr hat eine entsprechende Entscheidung getroffen und den Service an den Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) - Regionalverband Mittelhessen (Offenbach) verkauft. Wer damit nicht einverstanden ist, kann sich auch direkt an DRK oder MHD in Fulda wenden und wechseln.



Diese Information bestätigte Magistratspressesprecher Michael Schwab auf Nachfrage von OSTHESSEN|NEWS und begründet die Entscheidung so: „2018 stellt die Deutsche Telekom ihre Analog- und ISDN-Anschlüsse ein. Dann hätten wir die Technik bei der Feuerwehr und die Hausnotruf-Geräte erneuern müssen. Wir sprechen da von Kosten im sechsstelligen Bereich.“ Man habe die Dienstleistung mit dem Kunden-Stamm ausgeschrieben und dem ASB den Zuschlag gegeben, weil „es das beste Angebot für den Kunden ist“, so der Pressesprecher. Es soll einen „nahtlosen Übergang“ geben.

Ärger droht jetzt, weil die Hilfsorganisation ASB in Fulda bisher nicht vertreten ist. Sie haben keine Geschäftsstelle, wollen aber Ansprechpartner für den Hausnotruf-Service in Fulda vorhalten. „Das war uns als Stadt sehr wichtig“, erklärte Schwab. Auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Fulda und der Malteser Hilfsdienst (MHD) Fulda waren unter den Bewerbern, verloren aber die städtische Ausschreibung. „Hier hat die Stadt eine falsche Entscheidung getroffen. Warum haben sie einen Anbieter gewählt, der sich in Fulda noch nie engagiert hat“, fragt sich O|N-Leserin Renate Kern. Ihre 94-jährige Mutter nutzt das System der Feuerwehr schon seit einigen Jahren und war sehr zufrieden. „Der Samariter-Bund ist hier nicht bekannt. Wir sind unsicher, welchen Hausnotruf-Dienstleister wir jetzt beauftragen können“, berichtete Renate Kern. Sie ist mit ihrem Problem nicht alleine. Auch andere Feuerwehr-Kunden haben sich bei O|N gemeldet.

Bisher war es beim Hausnotruf der Feuerwehr Fulda so, dass rund um die Uhr im Notfall Beamte der Feuerwache ausgerückt sind, um professionelle, medizinische Hilfe zu leisten. War es notwendig, wurden Rettungswagen und Notarzt zusätzlich alarmiert. Das Hausnotruf-System richtete sich vor allem an Senioren und hilfsbedürftige Menschen. Sie konnten über einen Funksender und ein entsprechendes Gerät, das an das Telefon angeschlossen war, Hilfe bei der Rettungsleitstelle holen - noch bis 30. September.

„Wir haben alle Nutzer schon vor einigen Wochen schriftlich informiert“, sagte Michael Schwab. Für den Service erhob die Feuerwehr Fulda monatlich Kosten in Höhe von 30,68 Euro. Seit 1987 gehörte der Hausnotruf zur festen Dienstleistung. Der Magistratssprecher nennt noch einen Grund für das Aus: „Einige Teilnehmer haben uns nach anderen Leistungen wie Essen auf Rädern gefragt. Das ist nicht die primäre Aufgabe der Feuerwehr und das können wir auch nicht leisten.“ Den über 200 Kunden hilft die Entscheidung nichts, aber sie sollten sich gut überlegen, welchen Partner sie jetzt beauftragen. Was er mitbringen sollte, ist Vertrauen, Ortskenntnis und schnelle Hilfe vor Ort – zu jeder Tages- und Nachtzeit. (Christian P. Stadtfeld). +++

Dieses Gerät kann Menschenleben retten.

Die Rettungsleitstelle bei der Feuerwehr Fulda hat den Notruf des eigenen Hausnotruf-Systems bisher angenommen.

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