NACHGEDACHT 137

Über Lieblingsmenschen und Freunde - Gedanken von Christina LEINWEBER



23.08.2015 / REGION - Wie viel Freunde haben denn Sie? So etwa 1564 Stück im sozialen Netzwerk im Internet oder etwa drei echte Menschen zum Anfassen? Der Begriff „Freund“ hat durch Internetplattformen eine Bedeutungserweiterung durchgemacht: Der Mensch des 21. Jahrhunderts kann digitale und reale Freunde haben. Negativ gesprochen kann man auch behaupten, er ist bedeutungsleerer geworden: Freundschaft ist nicht mehr exklusiv, sondern beliebig.



Sollte man dann lieber andere Weg einschlagen und neue Begriffe einführen? Wie sieht es denn mit dem Wort „Lieblingsmensch“ aus – gerade schallt dieses im gleichnamigen Hit durch das Radio. Ist dies ein tragfähiges, „unbenutzteres“ Wort? Den Menschen, den man so nennt, hat man tatsächlich sehr gern und hebt ihn mit diesem Titel von anderen ab. Aber mir fehlt etwas. Es ist die Tradition.

Denn das Wort „Freund“ ist ja seit dem Beginn der Sprache nicht einfach so zu diesem Wort geworden: Ursprünglich – das heißt zurzeit der Germanen – hieß es noch „frijond“, was bedeutungseins mit dem heutigen Wort Verwandter war. Man meinte damit „Blutsverwandter“. Dann erst bildete sich die Bedeutung „Gefährte“ heraus.

Das sagt doch alles: Freunde sind mit uns, auch wenn wir nicht echt blutsverwandt sein müssen, verbunden. Freunde passen zu uns. Das allein hebt die echten Freunde doch von den vielen anderen Menschen in unserem Leben ab. Nur mit wenigen können wir echte Nähe und Verbundenheit fühlen. Freunde sind selten und sie sind wie Verwandte wichtige Gefährten in unserem Leben. (CHRISTINA LEINWEBER). +++

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