Rumänischer Ex-Profi bei der SG Hessen/Spvgg. Hersfeld

Alin COTAN (32) liebt den Fußball - torgefährlicher Techniker glaubt an die "Hessen"

Alin Cotan im Gespräch mit O|N-Redaktionsleiter Hans-Hubertus Braune
Foto: Gerhard Manns

21.08.2015 / FUSSBALL - 4:9, 1:11 und 1:6 - nein das sind nicht die Lottozahlen. Das sind die bisherigen Fußball-Ergebnisse von Gruppenligist SG Hessen/Spvgg. Hersfeld. Drei Pleiten kassierte das Team von Trainer Andreas Schmier. Klar, dass sich die "Hessen" derzeit zum Gespött der Liga machen. Doch ist das nicht etwas kurz gedacht? Keiner braucht mit dem großen Finger auf den Hersfelder Traditionsverein zu zeigen. Denn in diese sportliche Misere kann jeder Klub stürzen. Mal eben den Verein wechseln, weil es gerade modern ist. Erst einer, dann zwei, dann ein komplettes Team. Die Gründe dafür sind sicher vielschichtig. Und doch haben sie bei der Hersfelder Spielgemeinschaft nicht aufgegeben. Jetzt erst recht.



Routinier Andreas Schmier, der bei den Blauen schon wesentlich bessere Zeiten mitgemacht hat, ist sicher nicht zu beneiden. Der 46-Jährige hat diese Herkulesaufgabe übernommen und gilt als großer Motivator, der sogar selbst nochmals die Fußballstiefel schnürt, um zu helfen. Trotz der Niederlagen hält er den Laden zusammen. Einer, der in seiner Fußballer-Karriere schon einige internationale Stationen erlebt hat, lobt die engagierte Arbeit des Trainers: Alin Cotan.

"Er gibt sein Bestes. Es ist schwierig für den Trainer, aber er wird die Flinte nicht ins Korn werfen", sagt der ehemalige Fußballprofi über Schmier. Vor gut einem Jahr ist Cotan, der in der ersten und zweiten rumänischen Liga gespielt hat, mit seiner Frau und der mittlerweile fünfjährigen Tochter aus seiner Heimat Timosoara im westlichen Teil Rumäniens nach Deutschland gekommen. Über einen Bekannter fand er den Weg nach Untergeis. Nach einem Jahr beim A-Liga-Meister SG Ober-/Untergeis wollte er nun den nächsten Schritt machen. Anfragen gab es mehrere.

Der 32-jährige Rumäne - der 2006 sogar für seinen damaligen ungarischen Klub FC Sopron in der Euro-League-Quali spielte - ist auch den Ligakonkurrenten der bisherigen drei Spiele aus Johannesberg, Eichenzell und Künzell aufgefallen. "Man sieht schon, dass der kicken kann", sagte etwa Künzells Trainer Marcel Müller am vergangenen Sonntag gegenüber O|N. Spielwitz, Technik, Übersicht, Cleverness und Fairness sind Eigenschaften des Mittelfeldspielers, der zudem seine Torgefahr bereits in den ersten Spielen unter Beweis gestellt hat. Drei Treffer in drei Spielen sind eine Top-Quote. Seine fußballerische Klasse als Mittelfeldspieler hat sich schnell herumgesprochen - auch wenn es mit einem Vertrag beim seinerzeitigen Regionalligisten KSV Baunatal nicht geklappt hat.

"Für mich ist wichtig, dass ich eine Arbeitsstelle habe", sagt Cotan über seine Wünsche. In Bad Hersfeld arbeitet er derzeit beim Internethändler Amazon. In seiner rumänischen Heimat - dort leben nach wie vor seine Eltern - hat er vor ein paar Wochen die Fachschule zum Tourismus-Ökonom abgeschlossen. In Deutschland will er nun schnellstmöglich die deutsche Sprache lernen. Auf dem Fußballplatz und an der Arbeit kann er sich schon ganz gut mit den Kollegen verständigen, im Alltag aber fehlt ihm die sprachliche Sicherheit. Er besucht einen Deutschkurs des CVJM an der Hünfelder Jahnschule. 

Seine große Leidenschaft ist der Sport - Fußball seine Liebe. Während unseres Gesprächs verliert er kein einziges negatives Wort über seinen jetzigen Klub. "Wir haben viele junge Spieler, sie haben Entwicklungspotenzial. Ich will ihnen helfen", sagt Cotan. Ob es am Saisonende mit dem Klassenerhalt klappt, das könne niemand sagen. Es sei natürlich schwierig. Aber aufgeben ist auch nicht die Sache des Rumänen. Ein paar Jahre möchte er noch Fußballspielen - wenn es klappt, nochmal etwas höherklassiger anklopfen. Doch im Moment gilt seine volle Konzentration der SG Hessen/Spvgg. Hersfeld. "Ich möchte spielen und mich beweisen. Wir sind eine Mannschaft", sagt der 32-Jährige.

Nach seiner aktiven Karriere möchte Cotan als Trainer arbeiten - die C-Lizenz hat er bereits und zeigt stolz seinen Trainerschein der UEFA. Bis dahin hat Cotan allerdings nur ein sportliches Ziel: Zusammen mit den Jungs der SG "Hessen" zeigen, dass sie durchhalten und gemeinsam den Hersfelder Traditionsverein aus der sportlichen Tristesse herausholen. Bereits am Freitagabend gibt es die nächste Chance: Dann ist der bislang ebenso noch sieglose Aufsteiger Rot-Weiß Burghaun zu Gast im Hessenstadion. "Vielleicht klappt es mit dem ersten Sieg", sagt Cotan voller Zuversicht. (Hans-Hubertus Braune) +++

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