Hinter den Kulissen

Wie funktioniert Musical? - DIE SCHATZINSEL aus anderer Perspektive

Bevor es auf die Bühne geht...
Fotos: Julius Böhm

13.08.2015 / FULDA - Die Geschichte ist mystisch, gefährlich und mitreißend - das Musical "Die Schatzinsel" zieht seit Wochen tausende Fuldaer, Gäste, Menschen aus aller Welt in seinen Bann. Noch bis zum Sonntag läuft das Stück nach dem gleichnamigen Weltbestseller von Robert Louis Stevenson im Fuldaer Schlosstheater. Doch bis solch eine perfekte Inszenierung auf sicheren Beinen steht, braucht es mehr als tolle Musik und hervorragende Schauspieler. Wir waren hinter den Kulissen des Musicals und zeigen, welch großer Aufwand rund um das Piratenschiff Schlosstheater betrieben wird.


Lange bevor die Abendkassen öffnen, treffen sich bereits sieben junge Damen hinter dem Theater. Ihre Aufgabe ist es, dass jedes Kleidungsstück, jeder Mantel, jeder Hut und auch jede Kette an der richtigen Stelle liegt. Die "Dresserinnen" bereiten alles vor, damit die Umzüge der Darsteller problemlos über die Bühne gehen - manchmal ist auch Hektik angesagt: bei sogenannten "Quick-Changes" muss alles ganz schnell gehen. Innerhalb von wenigen Sekunden wird man vom Piraten zum französischen Künstler. Jeder Handgriff sitzt und das im Dunkel vor der Bühne.

"Wenn ich sage, ich dresse beim Musical, können die wenigsten damit etwas anfangen", sagt Paja Koch im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS, "ich glaube viele unterschätzen die Arbeit und den Aufwand, der hinter solch einer Musicalproduktion steckt - hier ist schon jede Menge Gewusel." Mit sechs weiteren Kolleginnen arbeitet sie während einer Aufführung. Jede Position ist doppelt besetzt, macht insgesamt also 14 Personen, die sich nur um die Organisation der Kostüme kümmern. Zeitgleich werden in der hauseigenen Schneiderei Kostüme repariert und wieder zusammengeflickt.

Mit drei ausgebildeten Kolleginnen arbeitet Konrad Winterling in der Maske. "Conny", wie ihn alle rufen, hat sich seine Arbeit selbst beigebracht. "Ich bin quasi ein Autodidakt", erzählt der pensionierte Polizist, "ich habe angefangen, die Tänzer der TSG Künzell zu schminken und in den letzten zehn Jahren bei Spotlight habe ich viel von Profis gelernt. Aus einem Hobby wurde ein Nebenjob." Nicht nur vor der Show wird Make-Up und Lidschatten aufgetragen. Masken und Schminke wechseln während der Show genauso schnell wie die Kostüme.

Leitung - Technik - Sicherheit

Es fällt gar nicht auf, dass neben den Darstellern auch noch weitere Mitarbeiter als Piraten verkleidet über die Bühne huschen. Die Techniker kümmern sich um das Verschieben von Kulissen, Vorhängen und alles Technische, was eben anfällt. Damit die "Techis" nicht auffallen, wurden sie kurzerhand in Kostüme gesteckt. Die Verantwortung haben Klaus Müller und Maik Walter. "Da wir hier eine Großbühne haben, werden zwei Meister benötigt, die den reibungslosen und sicheren Ablauf der Show verantworten", erklärt Walter gegenüber O|N, "jeder, der das Theater betritt, soll es auch gesund und munter wieder verlassen."

Deshalb sitzen direkt hinter dem Vorhang auch zwei Mitarbeiter der Feuerwehr Fulda - bei jeder Vorstellung. Der Brandsicherheitsdienst kontrolliert vor dem Einlass Rettungswege und Notausgänge und bricht im Fall der Fälle die Show auch ab - Evakuierungsdurchsage inklusive.

Die Schatzinsel ist von der ersten bis zu letzten Sekunde genau durchgeplant. Nach dutzenden Vorstellungen sind die verschiedenen Teams mittlerweile bestens aufeinander eingespielt. Dennoch gibt es Claudie Reinhard. Sie ist die Abendspielleiterin, die komplett für den inhaltlichen Teil der Veranstaltung verantwortlich ist. "Ich habe vier Funkgeräte. So stehe ich mit Ton, Regie, Dressern und Darstellern in regem Kontakt", erklärt sie. Sie gibt das Signal, wann der Vorhang aufgeht, welche Kulisse verschoben wird und welche Schauspieler sich für die nächste Szene bereit halten sollen.

Von all diesem Trubel bekommt der Zuschauer nichts mit. Nur die nahezu perfekte Inszenierung darf er auf der Bühne bewundern. Und wenn doch mal eine Kleinigkeit schief geht, entgeht es dem Laien - und hinter der Bühne kann man später, trotz all der Professionalität, auch darüber lachen. (Julius Böhm) +++

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