Oberbürgermeister MÖLLER (1/2): "Ich bin in Fulda verliebt"
Wie der CDU-Politker vom Familienunternehmen zum Konzern wechselte - Interview
Fotos: Hendrik Urbin
13.08.2015 / FULDA -
Am Freitag ist nach 4.380 Tagen endgültig Schluss - ohne Zurück. Die Amtszeit von Fuldas Oberbürgermeister Gerhard Möller (CDU) endet mit Ablauf des 14. Augusts. Mit viel Polit-Prominenz aus Wiesbaden, Berlin und der Region sowie Vertretern aus Kirche, Wirtschaft und dem öffentlichen Leben wird der 65-Jährige nachmittags im ehrwürdigen Fürstensaal des Stadtschlosses verabschiedet. Die Mitarbeiter der Verwaltung sagen schon vormittags: Tschüss, Herr Oberbürgermeister. "Die Zeit ist da. Ich übe schon ein paar Wochen, immer mehr loszulassen. Ein Metermaß - so wie man es oft kennt - habe ich aber nicht", sagt Möller mit einem Schmunzeln zu OSTHESSEN|NEWS . Das Tagesgeschäft laufe noch bis zum letzten Tag: Mails und Anfragen kommen täglich. Er ist, so wie man ihn kennt, stets mit Herz bei Sache. Auch Termine in der Stadt nehme er noch wahr. Doch das große Aufräumen hat schon begonnen.
Mit OSTHESSEN|NEWS hat sich das scheidende Stadtoberhaupt knapp anderthalb Stunden über seine politische Lebensleistung, warum er in Fulda verliebt ist, wie er zum OB wurde, warum er Sparbrötchen genannt wird und über die Höhepunkte seiner Zeit als Oberbürgermeister unterhalten. Dabei ging es um das Klinikum Fulda, das Sommerlad-Projekt, die RhönEnergie, die Stadtregion und das interkommunale Gewerbegebiet entlang der A7.
Aus dem Oval-Office im Stadtschloss - so heißt das Büro des OB - lenkte Gerhard Möller die Geschicke der Domstadt. "Jetzt heißt es sortieren: Akten, Reden und Privates." Die großen Mülltonnen für vertrauliche Unterlagen, die geschreddert werden müssen, stehen bereits im Büro. "Ich bin Sammler und habe viel aufgehoben. Oft war das sehr vorteilhaft." Zum Stöbern und Räumen hat der Verwaltungschef jetzt Zeit, denn die letzte Dienstreise ist schon lange geschafft, die letzte Magistratssitzung ist rum. Vorher waren es noch rund 70 Termine pro Woche. "Die Wehmutsgefühle steigen, aber das ist normal." Wer den OB kennt, merkt ihm an, er ist gelassener - der Druck ist einfach weg.
Sein Entschluss, nicht mehr als OB zu kandidieren, bereut der Jurist, der in Künzell wohnt, nicht. "Die Familie steht im Fokus: ich habe drei Enkel, das Vierte ist unterwegs." Als Vorsitzender des Geschichtsvereins will er zukünftig aktiv bleiben. Ansonsten habe er noch keine Pläne. "Ich werde keinem in sein politisches Amt reinreden. Wenn es Fragen gibt, stehe ich aber zur Verfügung." Der OB hat einen unglaublichen Wissensschatz. Es gab in seiner Amtszeit kaum Fragen, auf die der 65-Jährige keine Antwort parat hatte. Er ist Perfektionist, ein begabter Rhetoriker, der mit Latein und Deutsch Tradition und Moderne sehr häufig kombinierte. Das macht ihn besonders.
Eine Kampfabstimmung hätte es mit Möller nicht gegeben, das sei Bedingung gewesen. "Ich stand schließlich vor dem Spiegel und habe mir gesagt: Ich bin in Fulda verliebt." Der endgültige Entschluss war damit gefasst und Möller kandidierte für die CDU als Stadtoberhaupt. Letztendlich holte er 74,1 Prozent der Stimmen. "Ich bin von einem gut geführten Familienunternehmen zum Konzern Stadt Fulda gewechselt. Das war schon eine andere Hausnummer mit weit größerem Gestaltungsreichtum. Er war reizvoll, eine große Herausforderung eben." Man sehe, die Entwicklung dessen, was man anfange. "Was ich in zwölf Jahren bewirkt habe, sieht man heute deutlich in der Innenstadt und den Stadtteilen. Aber ohne den starken Rückhalt aus der CDU hätte ich das nicht umsetzen können. Die stabile Mehrheit ist in Fulda Gold wert." (Martin Angelstein / Christian P. Stadtfeld) +++