Freisprechungsfeier der Tischler
Born to be tischler: Ab jetzt darf geduzt werden
08.08.2015 / REGION -
Für Innungs-Obermeister Ralf Stuckardt ist die jährliche Freisprechungsfeier der Tischler-Lehrlinge immer wieder ein Höhepunkt im Jahreskreis. Denn an diesem Tag werden aus den Handwerkslehrlingen nach alter Sitte endlich Gesellen – und das im schönsten Beruf, den sich der Haunetaler Tischlermeister vorstellen kann. „Mit den eigenen Händen aus rohem Holz und ungeformten Materialien etwas zu bauen, traditionelles Handwerk mit modernster Technik vereinen, Kopfgedanken und Emotionen einbringen und umsetzen – das ist unser Tischlerhandwerk“, rief Stuckardt den neun neuen Gesellen zu.
Ralf Stuckardt wies in seiner Rede nicht nur auf die hohe Qualität der Gesellenstücke hin, sondern lobte erneut das duale Ausbildungssystem, das weltweit höchste Anerkennung genießt. Umso unverständlicher findet Stuckardt es, das in regelmäßigen Abständen von europäischer Seite immer wieder daran gerüttelt werde.
An die jungen Gesellinnen und Gesellen richtete er einen Appell: „Seid mindestens so viel Kopfwerker wie Handwerker“, rief er den jungen Handwerkern zu. „Setzt die theoretischen Kenntnisse um und erweitert sie in eurem Tischlerleben. Macht nicht den Fehler und schaut nur nach Verdienst und Gesamteinkommen – Geld ist ohne Frage wichtig. Aber in einem Beruf, den man sein ganzes Leben ausüben will, muss außer dem Geld verdienen auch Spaß, Zufriedenheit und Erfolg eine große Rolle spielen.“
Ralf Stuckardt wies zudem auf die hervorragenden beruflichen Perspektiven der Absolventen hin. „Der demografische Wandel ist bei uns angekommen. Oft genug habe ich Gesellen wie euch in den vergangenen Jahren freigesprochen, ohne Perspektive auf eine Festeinstellung. Aber bei euch heute ist das anders. Alle Berufssparten suchen und kämpfen um jeden einzelnen von euch!“ Mit einem Augenzwinkern zitierte Stuckardt den Spruch „Born to be tischler“, der auf einer Wand zu lesen war. „Der Beruf ist anstrengend wie jeder andere, aber er macht auch glücklich, zufrieden und ausgeglichen. Weil man es schafft, etwas Sichtbares und mit allen Sinnen erlebbares herzustellen!“
Festredner der Freisprechungsfeier war Michael Bäcking, der stellvertretende Schulleiter der Holzfachschule in Bad Wildungen, in der die angehenden Tischler ihre Berufsschulausbildung absolviert haben. Bäcking, der selbst gelernter Handwerker ist, ließ die Ausbildung der neuen Gesellen Revue passieren und erinnerte sich an den Tag seiner eigenen Freisprechung – und den Ritterschlag, den er von seinem Altgesellen erhielt. „Aus Herrn Radecker wurde der Willi“, rief Bäcking, und beschwor die hohe Qualität der deutschen Handwerksausbildung. „Da ich fast zehn Jahre im Ausland gelebt habe, kann ich ganz gut ermessen, was ein ordentlicher Gesellenbrief wert ist“, sagte Michael Bäcking und wünschte den Gesellen an diesem schönen Tag das Beste für ihre Zukunft.
Die neuen Handwerksgesellen im Tischlerhandwerk: Niklas Reuter, Daniel Drews, Julian Siebert, Philipp-Maurice Rehbaum, Alexander Feder, Moritz Meckbach, Malte Wiegand, Marius Denk und Corinna Bahr. Fachpraktiker für Holzverarbeitung: Marcel Geyer+++